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Lindenallee

Lindenallee

Titel: Lindenallee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Rohde
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Onkel herausfordernd an und sagte. „Darling, bring uns in den Kasten." So etwas Ähnliches musste ich in einem Film aufgeschnappt haben, den wir im Dorfkino gesehen hatten.
    Mein Onkel lachte über meine Bemerkung, fand die Pose für das Foto geeignet und rief: „Genauso stehen bleiben."
    Ich tat wie geheißen und so entstand das Bild. Zur Sicherheit wiederholte er die Aufnahme, denn auf seiner Filmrolle war noch Platz. Danach wollte er die Kamera vom Stativ abbauen.
    „Oh, bitte Onkel Franz, mach ein Foto von uns dreien", schlug ich vor.
    „Ich weiß nicht Magarete, deine Mutter findet es bestimmt nicht gut, wenn Friedrich mit auf dem Foto ist." Ein Stirnrunzeln erschien auf seinem Gesicht. Er wusste, dass es meine Mutter gar nicht mochte, wenn wir uns mit Friedrich trafen. Das Geheimnis um Friedrichs Vater vergaßen die Erwachsenen nicht und ein sogenannter unehelicher Junge war niemand, mit dem sich ein Mädchen abgeben sollte.
    „Mutter muss es doch nicht erfahren, ich werde das Bild wie einen Schatz hüten. Bitteeeeee."
    Mein Onkel konnte sich nicht gegen mein Betteln erwehren. Ich sah ihn mit großen Augen an. Ich wäre sogar bereit gewesen, auf Knien zu ihm zu rutschen und ihn darum zu bitten. Spätestens dann hätte er sich erweichen lassen. Aber es war Gott sei Dank nicht nötig.
    „Na gut, ich hoffe deine Mutter wird es nie herausbekommen. Wenn sie wütend wird, dann Gnade mir Gott. Als wir Kinder waren, hat sie sich mit Gebrüll auf mich gestürzt und dann gab es etwas auf die Nase." Onkel Franz erschrak über sein offenherziges Bekenntnis und schlug sich die Hand vor den Mund. „Ich bin aber auch ein Plappermaul", nuschelte er.
    Ich fand das lustig, vor allem erinnerte es mich an mich selbst, wie ich zu Beginn der Freundschaft mit Friedrich mit Attacke auf ihn zu stürzte.
    Ich winkte Friedrich zu. „Komm mit aufs Bild."
    Er zierte sich. „Ach, Magarete, lass mal gut sein."
    Das konnte ich ihm nicht durchgehen lassen. „Komm schon Friedrich, jetzt stell dich nicht so an. Hier an meine Seite", wies ich ihn an.
    Friedrich gab seine Zurückhaltung rasch auf, ich fand sie war auch nur vorgetäuscht. Er kam an meine Seite und Heinz stand auf meiner anderen. Heinz zog Friedrich spitzbübisch auf. „Was bist du denn für ein Angsthase? Dir wird schon nicht die Seele durch ein Foto geklaut!"
    Friedrich griff hinter meinem Rücken herum und schubste Heinz. „Du Spinner, das weiß ich doch."
    Heinz wollte zurückbuffen, aber mein Onkel kam ihm zuvor. „Kinder, wenn ihr euch so viel bewegt, wird das Bild unscharf. Stellt euch jetzt vernünftig hin."
    Wir nahmen Haltung an. Ich verschränkte die Hände hinter meinem Rücken und versuchte zu verbergen, wie aufgeregt ich war. Friedrich stand dicht neben mir, ich spürte wie sein Körper den meinen leicht berührte. Meine Hände flatterten unruhig hinter meinem Rücken, bis ich die Hand von Friedrich spürte, der meine Hände suchte, sie zu fassen bekam und ganz fest hielt. In dem Moment rief mein Onkel: „Achtung, Aufnahme!"
    Friedrich strahlte über das ganze Gesicht, mir ging es nicht anders. So entstand das Foto, ein Foto, welches einen sehr glücklichen Moment in meinem Leben festhielt.
    Wochen später besuchte uns Onkel Franz erneut und brachte die Aufnahmen von Heinz und mir mit. Meine Eltern bewunderten die schönen Fotos, sie sollten gerahmt werden und einen Platz im Wohnzimmer finden. Ich war rundweg enttäuscht, dass das Bild von uns dreien nichts geworden sein musste.
    Aber wie hatte ich meinen Onkel unterschätzt! Kurz bevor er nach Braunschweig zurückkehrte, zog er mich in einem ruhigen Moment zur Seite und gab mir einen Umschlag. Er zwinkerte mir zu und ließ mich alleine. Erst als ich mich völlig unbeobachtet wähnte, öffnete ich ihn und holte das Bild hervor. Es sah genauso aus, wie ich es mir in meinen Träumen vorgestellt hatte. Da standen Heinz, Friedrich und ich. Wir waren jung und glücklich in unserer Welt. Friedrich und ich strahlten vor Glück um die Wette. Unser Geheimnis blieb bewahrt und niemand konnte ahnen, wie wir uns hinter dem Rücken an den Händen hielten.
     
    Wenige Wochen später begann mein Arbeitsleben als Küchenhilfe auf dem Rittergut. Meine Vorgängerin hatte das Jahr zuvor geheiratet und das erste Kind war unterwegs. Sie würde ihre Stelle nicht mehr antreten.
    Die Arbeit in der Küche war bei Weitem nicht so anstrengend wie die Feldarbeit. Allerdings musste ich früh im Rittergut erscheinen und das

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