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Lindenallee

Lindenallee

Titel: Lindenallee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Rohde
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Versicherung ist nicht begeistert, wenn ich sie anrufe. Ich zahle mittlerweile Unsummen, nur um dieses Auto zu versichern. Ganz zu schweigen von meiner Werkstatt. Der Meister freut sich jedes Mal mich zu sehen. Er weiß, dann hat er Arbeit und verdient eine Menge Geld.“
    Paula lachte leise. „Unglaublich. Dein Image des Mr. Perfect hat erste Kratzer bekommen.“
    „Wenn du tiefer gräbst, gibt es noch mehr zu finden. Darauf kannst du wetten.“ Steffen lachte entspannt und Paula stimmte mit ein. Das Eis zwischen ihnen brach und Paula ließ zu, wie ein oder zwei Reihen ihrer selbst errichteten Mauer abgetragen wurden. Ein zaghafter Anfang war gemacht.
    Sie bogen von der Landstraße auf eine schmalere Asphaltstraße ab, die sie auf Lucklum zuführte. Kurz nach dem Ortsschild wand sich die Straße nach links, aber Paula hatte nicht vor, dem Straßenverlauf zu folgen, denn auf der rechten Seite erhoben sich die Gebäude des Rittergutes.
    „Können wir hier bitte anhalten?“
    Steffen setzte auf der Straße zurück und parkte auf einem kleinen Schotterplatz.
    „Erzählst du mir nun, was wir hier machen?“, fragte er und zog sich die Strickjacke über. Die Frühlingssonne hatte Kraft, die aber noch nicht ausreichte, um den frischen Wind zu erwärmen.
    „Magarete hat mir von ihrer Jugend aus Lucklum erzählt.“
    „Magarete Wagner?“
    „Ja. Ihre Eltern hatten hier einen Hof und sie arbeitete eine Zeitlang auf dem Rittergut als Küchenhilfe. Vor dem Krieg lernte sie Friedrich, ihre große Liebe kennen. Ihn und seine Mutter umgab ein Geheimnis, außerdem wusste niemand etwas von seinem Vater. Das war alles sehr mysteriös.“ Paula schritt langsam auf das Rittergut zu.
    Vor dem großen, gusseisernen Tor blieb sie stehen und spähte hindurch. Es war, wie Magarete beschrieben hatte: dahinter ging ein Weg auf das mehrstöckige, quadratische Gebäude zu. Das massive Geviert war aus groben, gräulichen Steinen errichtet und umschloss einen großen Innenhof. Durch einen Torbogen gelang ein Blick in den großen Innenbereich, der still in der Nachmittagssonne dalag.
    Zu linker Hand erhob sich aus dem viereckigen Grundriss der hohe Turm der Ordenskirche. Zu einer Einheit mit dem Gutsgebäude verschmolzen, trotzte der hohe Bau mit seinem schwarz gedeckten Pultdach in den blauen Frühlingshimmel. Die große Uhr mit den goldenen Ziffern und Zeigern funkelte in der Sonne.
    Steffen trat neben Paula. „Wollen wir hinein?“
    Paula schüttelte den Kopf. „Ich glaube, dieser Teil ist nicht öffentlich zugänglich, sondern nur nach Anmeldung zusammen mit einer Führung.“ Paula versuchte sich ein Bild zu machen, wie es zur Zeit von Magarete ausgesehen haben mochte und gab Steffen einen kurzen Umriss der Geschehnisse von damals.
    „Während Magarete als Küchenhilfe angestellt war, hat ihr Bruder Heinz als Pferdeknecht im Stall gearbeitet. Vor dem Krieg wurde hier Pferdezucht betrieben.“
    Steffen hörte ihr interessiert zu und spürte, dass Paula diesem Ausflug viel Bedeutung zu maß. Er fragte sich, warum die Geschichte von Magarete eine solch große Wirkung auf sie ausübte. Geduld, ermahnte er sich. Er konnte sie nicht zwingen zu erzählen, was sie so sehr beschäftigte. Sie würde es tun, wenn die Zeit dafür reif war.
    Paula fuhr fort. „Kurz vor dem Krieg passierte etwas Furchtbares. Magarete wurde von dem Verwalter des Rittergutes bedrängt. Sie konnte sich zum Glück wehren, aber am nächsten Tag war der Verwalter tot.“
    Steffen horchte auf. „Ein Mord. Unglaublich. Wer ist es gewesen?“
    „Tja, das weiß bis heute niemand. Heinz wurde verdächtigt, aber der Verdacht konnte entkräftet werden. So wie ich Magarete verstanden habe, kam niemand wirklich als Tatverdächtiger in Betracht. Außerdem war der Verwalter ein sehr großer, kräftiger Mann. Den zu erschlagen hätte einiges an Kraft bedurft.“
    „Dann kann es auch nicht Magarete gewesen sein, in Anbetracht ihrer eher schmalen Statur. Einen Grund hätte sie jedenfalls gehabt.“ Steffen sprach seine Gedanken laut aus. Paula war über die Idee nicht entsetzt, denn ihr selbst war es einmal durch den Kopf gegangen.
    „Das eigentliche Drama begann damit, dass Friedrich mit seiner Mutter spurlos in der Nacht darauf verschwand. Er konnte sich von Magarete nicht mehr verabschieden. Einzig einen kurzen Brief hinterließ er ihr, danach hat sie nie wieder von ihm gehört. Traurig, oder?“ Paula sah Steffen mit großen Augen an.
    In diesem Moment hätte er ihr am

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