Lindenallee
den Wagen an der Seite ab, ich war drauf und dran vorbei und nach Hause zu fahren. Aber auf einmal tauchte aus dem Lokal eine auffallend rothaarige Frau auf. Sie stieg zielstrebig zu ihm in den Wagen. Er setzte den Blinker und fuhr los. Ich hinter ihnen her.
Ich krampfte mich am Lenkrad fest, mein Mund war trocken und der Geschmack schal. Die Beiden steuerten ein nahe gelegenes Hotel an und er stellte den Wagen auf dem Parkplatz ab. Ich folgte ihnen unauffällig ins Hotel und versteckte mich hinter einer Säule. Ich konnte erkennen, welche Zimmernummer sie bekamen, als der Portier ihnen den Schlüssel reichte. Die Beiden fuhren mit dem Fahrstuhl nach oben. Ich nahm den nächsten, der aufwärts fuhr. Das Zimmer zu finden war keine Schwierigkeit. Ich blieb vor der Tür stehen und hörte sie drinnen lachen. Ich war hin und her gerissen. Ich hätte weglaufen können, alles vergessen und mein Leben so weiterleben können. Aber etwas in mir wehrte sich. Ich musste mein Leben in die eigene Hand nehmen.“ Paula fuhr sich fahrig durch die Haare. Sie erinnerte sich lebhaft an das Gefühl, als sie vor der Tür stand und eine Entscheidung für ihr weiteres Leben traf.
Akay beobachtete Paula still und ließ ihr Raum und Zeit, sich alles von der Seele zu reden.
„Ich klopfte an die Tür. Das helle Lachen der Frau kam auf mich zu. Sie sagte etwas von „Was für eine kleine versaute Überraschung hast du für mich bestellt?“ und öffnete die Tür. Überrascht durchbohrte mich ihr Blick, während Markus aus dem Zimmer rief: „Ich habe nichts bestellt, geh nicht aufmachen.“ Zu spät, kann ich da nur sagen. Die Rothaarige drehte sich zu Markus um und gab ihm freie Sicht auf meine Person. Das einzige, was ihm einfiel war „Oh, Scheiße.“ Er saß nackt auf dem Bett und starrte mich entsetzt an. Sein hübsches Gesicht war durch den Schock völlig entstellt. Diesen Gesichtsausdruck behielt ich in Erinnerung und der Anblick der auf dem Bett liegenden Kondome. Es bewahrte mich die Wochen nach der Trennung davor, schwach zu werden und zu ihm zurückzukehren. Wenigstens hatte er daran gedacht, Kondome zu benutzen.“
Paula lachte hart und humorlos auf. „Über mich brach ein komplettes Gefühlschaos ein. Trotzdem tat ich das einzig Richtige: ich floh. Ich lief zum Auto und raste nach Hause. Dort schloss ich mich in der Wohnung ein und ließ den Schlüssel von innen stecken. Keine zehn Minuten später hörte ich Geräusche an der Tür. Markus versuchte aufzuschließen. Als es ihm nicht gelang, fing er mit Fluchen an. Später bettelte er, ich möge ihm aufmachen. Er würde doch nur mich lieben und das wäre alles ein Missverständnis. Meine Ohren blieben taub. Ich drehte laute Musik an und begann meine Sachen zu packen. Außer meiner Kleidung nahm ich nichts mit. Nichts von dem sterilen Designer-Schnickschnack. Ein paar Sachen von mir befanden sich im Keller. Sie passten nicht in unsere schicke Wohnung. Die Möbel wollte ich in den nächsten Tag abholen lassen. Es gab so viel zu tun, ich lief wie eine Irre in der Wohnung umher und räumte meine Sachen zusammen. Zum Glück dachte ich an Unterlagen, wie meine Kontoauszüge, Versicherungen und so etwas. Ich wollte nie wieder zurückkehren, ihn nie wieder sehen.“
Paula war außer Atem. Sie sah Akay an. „Es war furchtbar für mich, mein Leben zerplatzte wie eine Seifenblase. Und dabei musste ich einen klaren Kopf behalten. Die Musik stellte ich leiser, nachdem ein Nachbar laut gegen die Wand klopfte. Von der Wohnungstür hörte ich keine Geräusche mehr. Markus war weg. Ich packte alles zusammen, warf es ins Auto und fuhr in ein Hotel. Dort fiel ich ins Bett und schlief ein. Das war es. Aus und vorbei.“
Paula fühlte sich wie nach einem Marathonlauf, ausgepumpt und leer. Erschöpft ließ sie die hinter dem Kopf verschränkten Arme in den Schoß fallen.
„Das tut mir alles sehr Leid für dich, Paula. Das muss eine schreckliche Zeit gewesen sein.“
„Das war sie. Es war Anfang November und graue, triste Tage kamen auf mich zu. Ich wollte nicht mehr in dieser Stadt bleiben. Ich wollte zurück nach Hause, ich wollte zu meinen Eltern. Für die darauffolgende Zeit nahm ich mir ein möbliertes Zimmer und lagerte meine Sachen außerhalb von München ein. Einen neuen Job hier in Braunschweig zu finden war der leichteste Teil, denn die Bank aus München hat auch hier eine große Filiale.“
„Und deine Eltern? Sie haben sich irrsinnig gefreut, ihre Tochter zurückzuhaben,
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