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Lindenallee

Lindenallee

Titel: Lindenallee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Rohde
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„Wir müssen sofort in den Ort. So ungefähr weiß ich nach Magaretes Beschreibung, wo Friedrich mit seiner Mutter damals gewohnt hat. Das ist doch nicht zu fassen, dass er zurück nach Lucklum gekommen ist. Nach der langen Zeit.“
    Steffen wagte nicht zu bedenken, dass der Zettel schon älter aussah und wer weiß, was in dieser Zeitspanne passiert war. Wenn Magarete fünfundachtzig Jahre alt war, wie alt war dann Friedrich? Und Männer lebten statistisch nicht so lange wie Frauen, das zeigte auch seine Erfahrung in der Praxis. Er wurde etwas unruhig, während sie an der Dorfstraße entlanggingen. Wie würde Paula reagieren, wenn sie feststellen mussten, dass Friedrich mittlerweile verstorben war? In ihrer jetzigen Situation würde das einen herben Rückschlag für Paula bedeuten. Er biss sich auf die Unterlippe und verbannte die schlechten Gedanken ganz tief in seinem Inneren.
    „Vielleicht ist Friedrich sogar da? Oh Gott, wie erklärt man ihm das alles? Bin ich aufgeregt!“
    Sie bogen in eine Seitenstraße ab, von der Paula meinte, es könnte die richtige sein. Die Häuser standen vereinzelt auf weitläufigen Grundstücken. „Tja, ab hier weiß ich auch nicht weiter“, gab sie ehrlich zu.
    „Nützt nichts, wir müssen bei jedem Haus an der Klingel nachschauen. Wie heißt Friedrich mit Nachnamen?“ Steffen schätze die Anzahl der Häuser auf ungefähr zehn. Eine überschaubare Größe, wie er fand.
    „Stein. Stein ist der Nachname. Dann teilen wir uns auf?“
    „Gut. Ich gehe da hinunter, wir treffen uns wieder hier.“ Steffen ging bereits los, Paula begann bei den anderen Häusern nach den Klingelschildern zu schauen. Nach kurzer Zeit trafen sie sich wieder. Paulas Gesicht zeigte ihre Enttäuschung. „Nichts. Und bei dir?“
    „Leider auch negativ.“
    „Und jetzt?“
    Sie standen unschlüssig auf der Straße und wussten nicht weiter. Ihre Aufmerksamkeit wurde auf eine Frau gelenkt, die mit ihrem Hund die Straße herunterkam. Die junge Frau musterte Paula und Steffen neugierig. „Kann ich Ihnen helfen?“, fragte sie freundlich.
    „Ja, wir suchen jemanden. Friedrich Stein. Er soll hier eine Parterre-Wohnung haben.“ Paula setzte all ihre Hoffnung in die junge Frau.
    „Einen Friedrich Stein kenne ich nicht, tut mir leid.“ Die junge Frau machte Anstalten ihren Weg fortzusetzen, aber Paula gab nicht so schnell auf. „Friedrich Stein ist wahrscheinlich erst vor ein paar Jahren hierher gezogen. Er müsste jetzt so“, Paula überlegte einen Moment, „um die siebenundachtzig Jahre sein.“
    Auf dem Gesicht der Frau traten nachdenkliche Falten. „Also, das Alter und der Vorname passt auf meinen Nachbarn da drüben.“ Die Frau zeigte auf ein zweistöckiges Haus. „Ich wohne ein Haus daneben. Aber sein Nachname ist nicht Stein. Er heißt Mendelssohn. Ich wohne jetzt hier seit vier Jahren. Meine Vormieterin erzählte mir, Herr Mendelssohn sei ein paar Jahre zuvor nach Lucklum zurückgezogen. Vielleicht haben Sie sich im Nachnamen geirrt.“
    Die überraschende Wendung mit den Nachnamen verwirrte Paula. „Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass sich Magarete derart geirrt hat.“ Sie blickte Steffen an.
    „Dann fragen wir einfach Herrn Mendelssohn. Wir könnten klingeln“, schlug er vor.
    „Es wird Ihnen niemand aufmachen. Er ist bei seinem Sohn in Berlin. Wann er zurückkommt, kann ich Ihnen nicht sagen.“ Die junge Frau schüttelte bedauernd den Kopf, während der Hund ungeduldig an der Leine zog.
    „Vielen Dank für Ihre Hilfe.“ Paula war nicht glücklich über das Ergebnis der Suche, aber es gab wenigstens eine Spur zu verfolgen und die hieß Mendelssohn.
    „Gern geschehen“, erwiderte die junge Frau. „Tschüss.“
    „Auf Wiedersehen.“ Paula wandte sich an Steffen. „Was meinst du? Ist das nicht mysteriös? Vielleicht ist Herr Mendelssohn unser Herr Stein?“
    „Wie wäre es, wenn du ihm eine Nachricht in seinem Briefkasten hinterlässt? Wir wissen ja nicht, wann er zurückkommt.“
    „Ausgezeichnet. Die Idee könnte von mir stammen.“
    „Aaahja.“ Steffen grinste sie an. „Brauchst du etwas zu schreiben? Ich als Arzt, habe nämlich immer etwas dabei, falls ich spontan Patienten auf der Straße behandeln und Rezepte ausschreiben muss“, spann er den Bogen weiter.
    „Ein Arzt mit Humor, welch ein Glücksfall.“
    „Mein Reden.“ Er reichte ihr einen Zettel und einen Stift.
    „Was soll ich drauf schreiben, damit der Mann mich nicht für komplett verrückt hält?“

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