Lindenallee
ja?“
„Klar, mich wirst du so schnell nicht los.“
„Guuut.“ Magaretes Stimme verschwand im Treppenhaus. Während Paula die Tür schloss, vernahm sie die Stimme von Frau Lindner, die Magarete abfing.
Aha, durchschaute Paula die Situation, jetzt wird der Haustratsch gepflegt und meine Person und Steffen werden Mittelpunkt dessen sein. Apropos Steffen. Gleich anrufen, damit ich es nicht vergesse.
Es klingelte genau einmal, bevor Steffen am Apparat war.
„Hallo Paula.“
„Du bist aber schnell am Telefon, hast du daneben gestanden?“ Die kleine Spitze konnte sie sich nicht verkneifen.
„Ich? Nö, ich bin gerade zufällig daran vorbeigegangen.“
Paula grinste in sich hinein.
„Magarete ist gerade weg. Es ist unglaublich, was sie zum Schluss gesagt hat.“ Paula ließ sich aufs Sofa fallen und sah in das Schneetreiben hinaus. Beinahe unfassbar, überlegte sie. Ich bin kein Mensch, der an Wahrsagerei oder ähnliches glaubt, aber der Traum von Magarete war ein Zeichen, so als ob sie spürte, wie Friedrich zurück in ihr Leben trat. Paula hoffte inbrünstig, dass sich Herr Mendelssohn bald melden würde. Lange würde sie ihr Geheimnis vor Magarete nicht verschweigen können.
„Paula? Hallo Paula?“ Steffen erhob seine Stimme.
Sie hatte ihn für einen Moment vergessen. Wie peinlich.
„Hier bin ich, ich war kurz abwesend.“
„Das habe ich gemerkt. Ich dachte schon mein Telefon sei kaputt. Was hat Magarete am Schluss gesagt?“
Steffen war ein Engel an Geduld, stellte Paula fest. Wieder ein Strich auf seiner Mr. Perfect Liste. Bislang stand nur ein Negativ-Strich dagegen, der für seine schlechten Fahrkünste. Ihr fiel spontan ein weiterer Negativ-Strich ein. An dem Tag, als Markus überfallartig im Haus aufgetaucht war, hatten die beiden Männer sich im Flur gegenüber gestanden. Sie hätte schwören können, dass Steffen am liebsten seine Fäuste hätte sprechen lassen. Er hat es nicht getan, aber der Ansatz, sowie der gute Wille, zählten. Also zwei Striche auf der Negativ-Seite von Mr. Perfect. Er macht sich.
„Erde an Paula! Sprich mit mir!“ Seine Stimme verlor an Geduld, das brachte ihm einen weiteren halben Strich ein. Paula riss sich zusammen. Wer weiß, welche Seiten er zeigte, wenn er ärgerlich wurde?
„Okay, jetzt bin ich bei dir. Ich erzähle dir alles.“
Paula holte ein wenig aus und erzählte ihm die Geschichte von Magarete und Friedrich von Anfang an. Tags zuvor hatte er nur eine Kurzversion bekommen, aber Paula meinte ihm alles erzählen zu müssen, damit er besser verstand. Sie wusste nicht, ob es recht war, so viele Details von Magaretes Leben preiszugeben. Immerhin wusste ihre Mutter ebenfalls Bescheid. Was würde Magarete sagen, wenn sie erfuhr, dass nicht nur Paula eingeweiht war? Paula verdrängte den Gedanken rasch. Sie konnte nicht anders, sie wollte ihren nahstehenden Menschen an den Ereignissen teilhaben lassen, die sie bewegten.
Paula plauderte noch eine Weile mit Steffen, bis er ihr das Versprechen abnahm, sich sofort bei ihm zu melden, wenn sie Kontakt zu Herrn Mendelssohn bekam.
Überrascht stellte Paula fest, dass es bereits Mittag war. Die Zeit war nur so verflogen und jetzt knurrte auch noch ihr Magen rebellisch. Zeit für eine Mahlzeit. Das Telefon klingelte sie allerdings sofort aus der Küche zurück.
Mama leuchtete ihr auf dem Display entgegen. „Hallo Mama.“
Luise wirkte am Telefon ungehalten. „Sag mal meine Tochter, dich an die Strippe zu bekommen grenzt an ein Wunder. Dauernd ist besetzt.“ Luise hatte nicht vorgehabt, es vorwurfsvoll klingen zu lassen, aber nun war es so herausgerutscht.
„Entschuldige Mama, jetzt ist aber frei und ich habe Zeit.“ Paula versuchte, ihren hungrigen Magen zu ignorieren.
„Das ist schön, dass du für deine alte Mutter Zeit hast. Ich weiß schon gar nicht mehr, wie du aussiehst, mein Kind.“
Alles klar, schlussfolgerte Paula, das war ein Mutter-hat-Tochter-schon-lange-nicht-mehr-gesehen-Signal, welches auf keinen Fall überhört werden durfte.
„Was hältst du davon, wenn ihr nachher bei mir zum Kaffee vorbeischaut? Aber natürlich nur, wenn es eure Zeit erlaubt.“ Paula wusste, dass ihre Eltern an einem Sonntag selten etwas vorhatten.
„Wie der Zufall will, haben wir tatsächlich Zeit. Ich habe noch ein wenig Zuckerkuchen, den bringe ich mit, ja?“
„Prima, dann sehen wir uns nachher.“
Paula berichtete ihren Eltern von den Erlebnissen des vorherigen Tages in Lucklum. Sie schwor sie um
Weitere Kostenlose Bücher