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Lindenallee

Lindenallee

Titel: Lindenallee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Rohde
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Himmels Willen ein, nichts davon gegenüber Magarete verlauten zu lassen, falls sie diese zufällig im Treppenhaus trafen.
    „Sicher mein Liebes, wie halten dicht.“ Walter verschloss sinnbildlich mit Daumen und Zeigefinger den Mund.
    Luise sah ihre Tochter stolz an. „Es ist schön zu sehen, wie engagiert du an Margaretes Schicksal teilnimmst. Hoffentlich klärt sich das mit Herrn Mendelssohn bald auf.“
    „Das hoffe ich auch. Ich würde es so gerne Magarete erzählen. Ich komme mir fast wie eine Betrügerin vor, weil ich es ihr verschweige.“ Paula stieß einen tiefen Seufzer aus.
    „Die paar Tage warte noch ab. Im Vergleich zu den Jahrzehnten, die seit damals ins Land gegangen sind, ist das nur ein Klacks.“
    „Wie wahr. Aber mir fällt gerade etwas anderes ein. Am Freitag habe ich mit meiner Nachbarin zusammengesessen und wir kamen darauf zu sprechen, dass es für meine Wohnung viele Interessenten gab. Eigentlich grenzt es an ein Wunder, dass ausgerechnet ich den Zuschlag bekam. Immerhin hat mich der Vermieter nie persönlich kennengelernt.“ Forschend blickte sie ihre Eltern an.
    Walter fasste sich nachdenklich mit einer Hand an den Kopf. „Da hast du Recht. Ich schätze es waren gut und gerne zwanzig Interessenten. Der Vermieter schrieb sich von allen die Adressen und Telefonnummern auf. Nach der Besichtigung verließen wir das Haus, aber ich konnte sehen, wie der Mann, seinen Namen habe ich vergessen. Luise, weißt du noch den Namen?“ Walter sah zu seiner Frau hinüber.
    „Schulz oder Schröder. Irgendetwas mit S-C-H.“
    Paula wurde ungeduldig, denn der Name tat nichts zur Sache. „Was konntest du sehen?“, nahm Paula den Faden wieder auf.
    „Der Mann hat bei Magarete an der Tür geklingelt.“
    Erstaunt blickte Paula ihren Vater an. Der erahnte, was seine Tochter als nächstes fragen würde. „Das kann ich dir leider nicht sagen, ob Magarete etwas damit zu tun hatte.“
    „Ich werde sie fragen, wenn ich sie das nächste Mal sehe. Es kommt mir so vor, als ob um das Haus und deren Bewohner ein Spinnengeflecht von schicksalshaften Begegnungen und Entscheidungen gesponnen wurde. Vielleicht habe ich auch einfach nur eine Macke.“ Paula lachte irritiert über ihre eigene Erkenntnis.
    „Und wenn es so wäre, wäre das schlecht?“, fragte sich Luise laut. „Nicht, das mit der Macke, sondern mit dem Haus.“
    „Bis jetzt hat es sich als Glücksfall erwiesen!“ Paula war sich sicher, dass ihr Schicksal eng mit den Menschen verknüpft war, die ihr nahe standen. Und es konnte kein Zufall gewesen sein, ausgerechnet in diesem Haus eine Wohnung zu ergattern. Da war sie sich mittlerweile sicher. Paula seufzte niedergeschlagen.
    „Was ist denn, mein Kind?“, fragte Luise behutsam.
    „Ich muss euch noch etwas beichten. Beichten ist vielleicht zu viel gesagt.“ Sie fasste sich ein Herz. „Also, ich erzähle euch das nur, wenn ihr mir versprecht, euch nicht aufzuregen!“ Streng blickte sie ihre Eltern an. Im gleichen Moment wusste sie, dass sie sich aufregen würden. Es gab keinen Weg mehr zurück, denn die Vorwarnung hing im Raum und ihre Eltern spannten erwartungsvoll die Schultern.
    „Raus damit, Paula.“ Ihr Vater erwiderte ihren Blick mit derselben Strenge.
    „Also, hmmm, ja, aber nicht aufregen.“ Ein letzter Versuch das Unabwendbare zu beschwören.
    „Paula!“ Walter hatte seinen drohenden Vater-Erziehungston angeschlagen.
    „Markus war am Donnerstag hier.“ Es war heraus. Sie kam sich wie ein kleines Mädchen vor, das eine Sechs aus der Schule mitgebracht hatte.
    Walter fand zuerst die Sprache wieder und explodierte förmlich. „WAS?“ Er sprang auf, lief im Wohnzimmer hin und her und knetete wütend die ineinander verschränkten Hände. „So ein hundsgemeiner Halunke. Was fällt dem ein, hier aufzutauchen!“ Seine Gedanken überschlugen sich und er brachte keine zusammenhängenden Sätze mehr hervor.
    Luise sprang ein, nicht minder aufgebracht, war sie dennoch in der Lage, eine vernünftige Frage zu formulieren. „Wie in aller Welt ist er an deine Adresse gekommen?“
    „Bestimmt über die Umzugsfirma.“
    Walter grummelte laut in der hintersten Ecke des Wohnzimmers vor sich hin. Sein Kopf leuchtete rot und veranlasste Luise, sich Sorgen zu machen. „Walter, setz dich wieder zu uns. Wahrscheinlich ist es alles nicht so schlimm.“
    „Ich kann euch beruhigen. Zugegebener Maßen: es war schlimm. Ich kann die gemeinsame Vergangenheit leider nicht so einfach ablegen, wie ich

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