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Lindenallee

Lindenallee

Titel: Lindenallee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Rohde
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das gerne möchte.“ Paula merkte, wie ihren Eltern der Atem stockte und sie verunsichert anstarrten.
    Paula fiel es schwer, ihnen und sich selbst zu erklären, was in ihr vorging. „Seine Anwesenheit hat mich an dem Tag aus der Bahn geworfen, das stimmt. Ich bin in ein Gefühlschaos gestürzt. Das hat mich tief getroffen und übelst beschäftigt. Aber ich werde meine Meinung über ihn nie mehr ändern. Ich will ihn nicht mehr sehen und ich möchte so schnell wie es geht, die Vergangenheit mit ihm begraben.“
    Luise und Walter atmeten erleichtert auf. Für einen Moment hatten sie befürchtet, dass Paula schwach geworden wäre.
    „Da bin ich erleichtert. Für einen Moment dachte ich schon ...“ Luise sprach nicht weiter.
    „Ganz ehrlich? Für einen Moment war es auch so. Dieser Moment war aber mini-kurz.“ Paula presste Daumen und Zeigefinger aufeinander um zu verdeutlichen, wie kurz dieser Augenblick ausgesehen hatte.
    Walter verfolgte jede Bewegung seiner Tochter mit starrer Maske.
    Vielleicht muss ich es noch mal deutlich sagen, damit auch er es versteht, dachte Paula. „Papa, mit mir und Markus ist es vorbei. Endgültig.“
    Die Worte sackten langsam bei Walter auf den Grund. Er nickte verständnisvoll und erhob sich. „Der soll mir niemals mehr unter die Finger kommen, sonst bekommt er eine Abreibung, die sich gewaschen hat.“
    Luise lächelte Paula entschuldigend an. „Was wollte Markus überhaupt?“
    „Es ging um das Auto. Er will es haben. Das soll meinetwegen auch so sein, aber ich will einen Teil meines Geldes wiederhaben. Der Brief von meinem Anwalt muss ihn kalt erwischt haben.“ Paula lächelte böse, mittlerweile hörte es sich toll an: mein Anwalt.
    „Hat er sich seitdem wieder gemeldet?“
    „Nein, ich vermute er hat sich ebenso einen Anwalt genommen. Ich möchte mit Markus nie mehr sprechen.“
    Luise nickte zufrieden. „Hast du ihn aus der Wohnung rausgeworfen oder ist er freiwillig gegangen?“
    „Steffen ist aufgetaucht und hat mir Rückendeckung gegeben. Dann ging alles sehr schnell.“
    „Steffen?“ Walter mischte sich wieder in das Gespräch mit ein.
    „Ja, der Arzt, du weißt schon, der auf meiner spontanen Einweihungsfeier gewesen ist.“
    „Ich erinnere mich.“ Grübelnd strich er sich über das Kinn. „Ich glaube, ich muss mir diesen Steffen einmal zur Brust nehmen. Wer weiß, was das für ein Hallodri ist. Ein Doktortitel sagt noch lange nichts über den Charakter eines Menschen aus.“
    „Papa!“ Paula kam sich in die Pubertät zurückversetzt vor, als sie den einen oder anderen Jungen mit nach Hause gebracht hatte. Die Verhörtechnik ihres Vaters kannte sie nur zu gut. Mindestens die Hälfte potentieller Freunde hatte er damit abgeschreckt. Potentieller Freunde? Was sage ich denn da? Steffen ist doch kein potentieller Freund. Er ist ein guter Freund, mehr nicht.
    „Papa, nimm ihn nicht zu hart ran.“ Paula grinste in sich hinein. Armer Steffen, das könnte unangenehm für ihn werden.

17
    Die neue Arbeitswoche zog sich zäh wie Kaugummi hin. Paula sprintete jeden Tag nach Hause und hoffte, eine Nachricht von Herrn Mendelssohn vorzufinden. Sie wurde jedes Mal enttäuscht.
    Eigentlich wollte sie wie versprochen bei Magarete vorbeischauen, aber sie schob es jeden Tag hinaus. Dieser eine nicht ankommende Telefonanruf ließ ihre Planung ins Stocken geraten. Mittwoch siegte das schlechte Gewissen und sie klingelte bei Magarete.
    „Hallo Magarete, ich habe es leider nicht früher geschafft“, log Paula. Sie fühlte sich nicht wohl in ihrer Haut.
    „Das macht doch nichts. Jetzt wo du arbeitest, hast du nun mal weniger Zeit. Komm herein.“ Magarete schloss die Tür hinter ihr. „Möchtest du einen Kaffee?“
    „Lieber nicht. Im Büro trinke ich mehr Kaffee, als gut für mich ist.“
    „Dann bringe ich dir ein Wasser.“
    Magarete trat wenig später mit dem Glas ins Wohnzimmer.
    „Danke.“ Paula trank einen Schluck. „So ein blödes Wetter. Vor einer Woche war Frühling und jetzt das“, beklagte sie sich. Gegen die Fensterscheiben schlug dichter Regen, das düstere Licht spiegelte sich trübsinnig in Paulas Augen.
    „Liegt dir nur das Wetter auf der Seele oder bedrückt dich noch etwas?“ Magaretes sechster Sinn fing die Gefühlsschwankungen von Paula wie eine Satellitenschüssel auf.
    Paula konnte ihr aber nicht erzählen, dass sie das Warten auf einen Anruf trübselig werden ließ. Das Aprilwetter tat sein Übriges.
    „Es ist das Wetter“, erwiderte sie

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