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Linksaufsteher: Ein Montagsroman

Linksaufsteher: Ein Montagsroman

Titel: Linksaufsteher: Ein Montagsroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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iKoffer über den Hof abzuhauen.«  
    »Mist! Musstest du auch gleich so dick auftragen mit Polizeipräsident und so?«  
    »Ich sag ja, dass es nicht so schlau war.«  
    »Wo ist er jetzt?«  
    »Er klettert irgendwie durch die Nachbarhöfe … jetzt ist er in einem Haus … und jetzt ist er in der Jungstraße rausgekommen … er bleibt stehen … Oh, das Signal ist weg.«  
    »Wie?«  
    »Er hat den iKoffer in den Privatmodus geschaltet. Jetzt funkt er nichts mehr nach außen.«  
    »Dreck! Wo ist die Jungstraße?«  
    »Einfach die Parallelstraße zur Kinzigstraße.«  
    Ich renne zur nächsten Straßenecke, als wäre ich Usain Bolt, der vom Teufel über glühende Kohlen gejagt wird, und biege links ab. Ha! Da ist er! Fast zum Greifen nah. Das Problem ist nur, er sitzt auf dem iKoffer und fährt davon. Und das Teil ist verdammt schnell.  
    »Eieieieieieieieiei!«  
    Mist, er hat natürlich das Werbefilmchen gesehen und weiß genau, wie man ihn lenkt. Schon ist er um die nächste Ecke. Aber jetzt lasse ich mich nicht mehr abschütteln.  
    »Taxi! … Folgen Sie diesem Koffer!«  
    Arsch. Zeigt mir einfach den Vogel und fährt weiter … Dann eben anders. Da ist ein Fahrradladen an der Ecke …  
    »Hallo, ich brauche ein Fahrrad. Schnell.«  
    »Nun …«  
    »Ich nehme dies hier.«  
    »Eine gute Wahl. Starre Hinterachse, sportliche Auslegung, kein Schnickschnack und, natürlich, dieser Rahmen. Sehen Sie? Einfach nur schön …«  
    »Moment. Wie heißt Ihr Laden?«  
    »Leckerbike, Filiale Friedrichshain.«  
    »Scheiße! Egal, ich muss los.«  
    »He! Halt!«  
    »Das Ganze ist eine Wiedergutmachungsaktion. Zerbröselnde Griffe gegen Fahrrad leihen. Erkläre ich Ihnen später. Ich muss jetzt einen iKoffer einfangen.«  
    Und schon bin ich draußen und trete so heftig in die Pedale, als müsste ich damit ein Propellerflugzeug zum Abheben bringen. Hinter mir höre ich den Leckerbike-Mann abwechselnd nach der Polizei rufen und mich anbetteln, dass ich das Fahrrad bloß nicht schmutzig machen solle, aber seine Stimme verliert sich schnell im Verkehrsgeräusch.  
    Schön leicht ist dieses Schnöselgefährt ja schon, aber der Rahmen ächzt und knarzt bei jedem Pedaltritt. Vielleicht gibt sich das, wenn ich das Rad etwas eingefahren habe. Dann kann mir der Verkäufer sogar dankbar sein, und alle haben was davon gehabt. Weia, jetzt erst sehe ich, dass der Rahmen mit der Maserung irgendeiner Edelholzsorte bedruckt ist. Ich habe wohl wirklich das peinlichste Rad der ganzen Stadt erwischt, aber das ist jetzt wurscht. Hauptsache, es hält die Jagd durch.  
    Ah, da ist der kleine iKoffer-Schumacher ja schon. So, jetzt geht es dir an den Kragen.  
    »Uauauauauauauauaua! Eieieieieiei! Uauauaeieiuauaeieieieiuauauaeieieiei!«  
    Er schlägt Haken, aber das nützt ihm gar nichts, ich bleibe dran. Argh! Kinderwagen auf der Straße! Vollbremsung … So, das war es dann wohl schon mit der Handbremse. Seilzug gerissen … Mist, jetzt hat er noch mehr Vorsprung. Vollgas! … Nein! Müllauto blockiert die Straße. Ab auf den Bürgersteig. Der Fahrradrahmen ächzt schlimmer denn je, als ich die Bordsteinkante nehme. Langsam frage ich mich …  
    »Eieieieieieieiei!«  
    Der Schuft biegt schon wieder ab. Jetzt aber schnell … Ab um die Kurve, diesmal ohne zu bremsen. Hoffentlich kommt keiner entgegen … Nein, Glück gehabt. Aber der Rahmen ist ob der auftretenden G-Kräfte jetzt endgültig beleidigt. Allmählich habe ich den Verdacht, dass Leute, die solche Fahrräder kaufen, sie nur brauchen, um sie sich zu Hause an die Wohnzimmerwand zu hängen.  
    Blöderweise ist dieser Bürgersteig noch im Nachkriegszustand. Das hat zwar seinen Charme, aber mein Fahrrad sieht das ganz anders. Es macht Geräusche, die ich noch nie von einem Fahrrad gehört habe. Wie kann das sein? Ich sehe noch einmal nach … Nein! Ist das zu fassen? Ich habe mich getäuscht. Der Rahmen ist nicht mit Holzmaserung bedruckt, er ist aus Holz!  
    »Uauauauauaua!«  
    Oh, oh! Die nächste scharfe Kurve. Wie lange das wohl noch gutgeht? Das Rad braucht Schonung, aber ich darf nicht nachlassen. Wenn ich nicht näher an ihn rankomme, hängt der mich irgendwann ab. Er braucht nur in einen der Hauseingänge zu schlüpfen … Manno, je mehr ich trete, umso mehr ächzt es … KRACKS ! Das wars. Rahmen gebrochen. War ja klar. Das hintere Teil des Rads bleibt liegen, ich rutsche auf dem Hosenboden über die holprigen

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