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Linksaufsteher: Ein Montagsroman

Linksaufsteher: Ein Montagsroman

Titel: Linksaufsteher: Ein Montagsroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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umso schwieriger wird es für einen Spürhund, auch wenn er noch so gut ist. Trotzdem ist Theo auch am Ende der Weinmeisterstraße wieder ganz sicher, wohin es geht, nämlich nach links in die Rosenthaler Straße. Ein unglaubliches Tier. Möchte nicht mit den Verbrechern tauschen, die früher von ihm gejagt worden sind. Nur sein Herrchen wird bald schlappmachen. Es fängt langsam an zu keuchen.  
    Mist, wir müssen die Straßenbahn abwarten, bevor wir die Neue Schönhauser Straße überqueren können. Komische Route, die der Dieb da genommen hat. Hier hätte er doch auch ohne den Umweg über die Weinmeisterstraße hinkommen können. Will er uns verwirren? Oder ist Theo ein Scharlatan? Bitte nicht! Oh, jetzt hat er gestoppt. Er setzt sich auf seine vier Buchstaben und starrt geradeaus.  
    »Waff! Waff!«  
    »Was hat er?«  
    »Er hat die Spur verloren.«  
    »Wie? Einfach so, von einem Moment auf den anderen?«  
    Der Rentner sagt nichts, sondern zeigt nur mit seinem Gehstock auf die Straßenbahnhaltestelle.  
    »Sie meinen, der Dieb ist in die Stra… Entschuldigung, mein Handy … Hallo?«  
    »Hier ist Kurt.«  
    »Kurt?«  
    »Also, ähm, ruderfrosch.«  
    »Ah.«  
    »Ich hab es geschafft, über GPS -Trackbackpack die Parameter aus dem LOKUS -System abzufragen, dann war ich im iDent-Webserver und habe die Verschlüsselung der iKoffer-iDent-Datenbank ge …«  
    »Hast du ihn gefunden?«  
    »Äh, ja.«  
    »Wo ist er?«  
    »Wenn du ein iPhone hättest, könnte ich dir jetzt direkt von meinem Macbook …«  
    »Sag mir einfach, wo er ist.«  
    »Nun, er bewegt sich gerade die Oranienburger Straße Richtung Friedrichstraße rauf.«  
    »Welche Höhe?«  
    »Tucholskystraße. Hohes Tempo. Entweder ist er in einem Auto oder in der Straßenbahn.«  
    »Danke! Bleib dran!«  
    Mist, gegenüber fällt gerade eine Horde Anzugmänner über den Taxistand her. Das kann dauern. Dafür nähert sich im gleichen Moment die nächste M1-Straßenbahn.  
    »Vielen Dank ihr beiden, das habt ihr ganz toll gemacht.«  
    »Sie! Und was ist jetzt mit der schönen Überraschung? … Hoppla! Nun passen Sie doch auf, meine Dame.«  
    »Passen Sie doch selber auf!«  
    »Na hören Sie mal, erstens kann ich nichts dafür, dass Sie sich in meiner Hundeleine verheddert haben, zweitens …«  
    »Ich habe mich in Ihrer Hundeleine verheddert? Sie haben mich verheddert!«  
    »Sie hätten besser hinsehen können.«  
    »Sie hätten nicht ausgerechnet dort stehenbleiben müssen, wo der Bürgersteig am engsten ist.«  
    »Das ist nicht meine Schuld. Der junge Mann hier wollte unbedingt, dass mein Theo eine Spur verfolgt, und die hat genau hier geendet.«  
    »Oh, ist Ihr Theo ein guter Spürhund?«  
    »Gut ist gar kein Ausdruck. Theo war früher bei der Polizei. Zehn Jahre Abschnitt 37, Betäubungsmitteldelikte.«  
    »Tatsächlich? Mein seliger Mann war früher auch bei der Polizei. 22 Jahre Abschnitt 16, dann acht Jahre Leiter der Hundestaffel von …«  
    Weiter kann ich das Gespräch nicht verfolgen, aber ich sehe durch die Straßenbahnscheibe, wie sich die beiden mit jedem Wort näherkommen, so nah, dass sie die anderen Passanten, die im Minutentakt über Theos Hundeleine stolpern und schimpfen, gar nicht bemerken. Theo sieht mir gelassen, aber auch ein bisschen traurig hinterher. Hätte wohl gerne noch die Jagd zu Ende gebracht, aber da muss er sich mit abfinden. Ruhestand ist Ruhestand.  
    Mann, fahr zu, lahme Straßenbahn!  
    »Oliver, hörst du mich?«  
    »Ja, Kurt.«  
    »Er biegt jetzt nach links in die Friedrichstraße ab … jetzt bleibt er stehen … und jetzt bewegt er sich weiter.«  
    »Ich bin ganz sicher, der sitzt in der M1. Hätte er natürlich auch gleich beim Coffee & Bytes einsteigen können, aber der wollte wohl eventuelle Verfolger verwirren.«  
    »Kann sein.«  
    »Ist Lena noch da?«  
    »Lena?«  
    »Na die Frau, der der iKoffer gehört.«  
    »Ach, die Trulla. Ja, ist noch da.«  
    »Nenn sie nicht Trulla!«  
    »Aber wir nennen sie hier alle Trulla.«  
    »Wieso?«  
    »Weil sie immer so hochnäsig die Venture-Capital-Tussi raushängen lässt, die zu cool ist, um mit irgendjemandem über seine Projekte zu sprechen.«  
    »Hast du mal mit ihr geredet?«  
    »Nein, aber sie wollte nicht mal Rüdiger Rodeo zuhören, als er ihr sein Konzept für die marktanteilrelativistische Mehrheitswebpräsenz zeigen woll… Oh, jetzt bewegt er sich auf einmal ganz

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