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Linksaufsteher: Ein Montagsroman

Linksaufsteher: Ein Montagsroman

Titel: Linksaufsteher: Ein Montagsroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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der doppelten Anprallkraft klarkommen müssen. Ist aber auch egal, denn für Entschuldigungen habe ich in beiden Fällen keine Luft, und den wütenden Zwei-Meter-Hip-Hopper, der mir nachsetzt, habe ich schon in kürzester Zeit wieder abgehängt, weil ihm sofort seine Hängehose runtergerutscht ist.  
    Endlich sitze ich in der U5, und wir fahren los. Schillingstraße, Straussberger Platz …  
    »Oliver?«  
    »Ja.«  
    »Ich glaube, er ist Samariterstraße ausgestiegen und geht zu Fuß weiter.«  
    »Danke, Kurt.«  
    Ha, jetzt kann ich aufholen. Weberwiese … Frankfurter Tor … Samariterstraße! Ich springe auf den Bahnsteig.  
    »Wo ist er jetzt, Kurt?«  
    »Ich …«  
    »Ja?«  
    »Ich weiß nicht …«  
    »Hast du ihn verloren?«  
    »Nein, aber … ich glaube … also, ich weiß nicht …«  
    »Was denn jetzt?«  
    »Ich weiß nicht, ob ich dir das sagen will.«  
    »Wieso?«  
    »Ich … ich glaube, ich weiß, wer es ist.«  
    »Tatsächlich? Wo ist er? Sag schon, Kurt!«  
    »Aber … es ist ein Freund von mir.«  
    »Woher willst du das wissen?«  
    »Er wohnt in der Straße, wo der iKoffer jetzt ist, und er war vorhin im Coffee & Bytes.«  
    »Er soll mir nur den iKoffer wiedergeben, der Rest ist mir egal … Kurt?«  
    »Ich sehe gerade, die haben schon eine Facebook-Gruppe gegründet: Wir retten den iKoffer von der Trulla vor dem Normalkoffer-Mode .«  
    »Das ist nicht witzig! Sie braucht ihren Koffer. Da ist ihr ganzes Zeugs drin, das sie für ihren Job dingsen muss. Und das ist bestimmt alles streng geheim. Sie wird ihre Arbeit verlieren! Wegen euch!«  
    »Ich … okay, ich sags dir. Aber verrat niemandem, dass du es von mir weißt.«  
    »Versprochen.«  
    »Kinzigstraße 41, da muss er gerade ins Haus gegangen sein.«  
    Kinzigstraße. Mist, wenn ich mich doch nur ein bisschen besser in Friedrichshain auskennen würde. Zum Glück weiß der Erste, den ich frage, gleich Bescheid. Nur wenige Minuten später stehe ich keuchend vor der Kinzigstraße 41.  
    »Wo … muss ich klingeln … Kurt?«  
    »Weiß ich nicht.«  
    »Was? Ich dachte, du kennst ihn.«  
    »Auf Facebook heißt er xman41 .«  
    »Und seinen echten Namen kennst du nicht?«  
    »Johannes, glaub ich.«  
    »Und sein Nachname?«  
    »Kein Ahnung.«  
    Mist! Ich stehe vor dem Klingelbrett. Hongmann, Bruzowski, Özdemir, Bannik/Köglmeier … Keine Vornamen, nicht einmal Initialen.  
    »Weißt du wenigstens, ob dieser Verbrecher im Vorderhaus oder im Seitenflügel wohnt? Und vielleicht noch das Stockwerk?«  
    »Keine Ahnung.«  
    »Hast du seine Telefonnummer?«  
    »Nö.«  
    »Dann schreib ihm auf seinen verdammten Facebook-Account, dass er rauskommen und mir das Ding geben soll. Ich mach ihm sonst Riesenärger. Polizei, Staatsanwalt, Russen, alles. Ich schwörs!«  
    »Das kann ich nicht, dann weiß er, dass ich ihn verfolgt habe und so.«  
    »Manno! Der – Kerl – hat – einen – Koffer – gestohlen!«  
    »Ich glaube, ich habe eine elegantere Lösung. Moment …«  
    Ich höre ruderfroschs Tastatur klackern, immer wieder unterbrochen von Pausen, in denen ich zu hören glaube, wie sein gigantisches Hackergehirn arbeitet. Ich tappele wieder mit den Füßen. Wenn es schon hilft, Straßenbahnen schneller fahren zu lassen, hilft es vielleicht auch dabei, dass dieser xman41 schneller wieder hier rauskommt.  
    »So, mal sehen, was passiert.«  
    »Was hast du gemacht?«  
    …  
    »Kurt?«  
    »Ow!«  
    »Hallo? Sag doch was!«  
    »Hm, vielleicht war das doch nicht so schlau. Ich glaube, er hat einen Riesenschreck gekriegt.«  
    »Das ist doch gut! Bewegt er sich?«  
    »Ja.«  
    »Wie hast du ihm denn den Riesenschreck eingejagt?«  
    »Ich hab die iStimme-Funktion genutzt.«  
    »iStimme?«  
    »Ein kleines Funkmodul im iKoffer kann mit dem Hörsinn des Benutzers gegenkalibriert werden, so dass der iKoffer ihm Stimmnachrichten sozusagen direkt ins Gehirn schicken kann. Ist eigentlich unmöglich, in den iStimme-Server reinzukommen, aber ich habe, während du in der S-Bahn warst, zufällig entdeckt, dass sie gerade Wartungsarbeiten an der Firewall …«  
    »Er hört deine Stimme in seinem Kopf?«  
    »Wenn ich das will, ja.«  
    »Und was hast du ihm gesagt?«  
    »Hier spricht der Polizeipräsident. Wir stehen vor Ihrem Haus, geben Sie den iKoffer heraus.«  
    »Und was macht er jetzt?«  
    »So wie es aussieht, versucht er gerade, mit dem

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