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Linksaufsteher: Ein Montagsroman

Linksaufsteher: Ein Montagsroman

Titel: Linksaufsteher: Ein Montagsroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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Fahrrad, auf dem ich gerade gefahren bin, gehts noch viel schlechter.«  
    »Oh je, setz dich erst mal.«  
    Rechts gehen zwei Türen ab zu Küche und Badezimmer. Geradeaus kommt man in einen großen Raum. Sie führt mich hinein. Schreibtisch, Bücherregal, Kleiderstange, Stereoanlage, Sessel, Bett. Hm, sie wohnt wohl doch hier. Aber mittendrin steht der iKoffer.  
    »Was verschlägt dich hierher? Ich meine, woher weißt du überhaupt, dass ich hier wohne?«  
    Nicht zu fassen. Kein Stückchen Schuldbewusstsein.  
    »Ach so, du willst den iKoffer von der Trulla sehen. Na, das hat sich ja schnell rumgesprochen, hihi.«  
    »Nenn sie nicht Trulla!«  
    »Äh …«  
    »Sie heißt Lena.«  
    »Okay.«  
    »Und überhaupt, ihr stehlt der armen Frau am helllichten Tag ihren Koffer. Was soll das?«  
    »Nun ja …«  
    »Ja?«  
    »Also, ich war ja gar nicht dabei. Das war irgendwie auf ruderfroschs Geburtstag. Alle hatten Sekt getrunken und dann kam die Trull… Lena wieder so voll angebermäßig mit ihrem iKoffer rein. Zuerst haben alle wieder rumgekichert, weil sie den Normalkoffer-Mode eingestellt hat, dann hatte knoedel83 die Idee, eine Facebook-Gruppe dazu zu gründen, und die haben sie dann Wir retten den iKoffer von der …«  
    »Ich weiß.«  
    »Na ja, und dann hatte xman41 wohl so dermaßen einen in der Krone, dass er tatsächlich den Koffer geklaut hat.«  
    »Na toll. Und jetzt?«  
    »Tja, ich weiß auch nicht. Wollen wir ihn mal ausprobieren?«  
    »Nein, wir wollen ihn der Trull… Orrrr! … Lena zurückgeben. Und zwar sofort.«  
    »Ja, vielleicht sollten wir das machen. Aber ist das nicht spießig?«  
    » SAG MAL, HACKTS? «  
    »Ich mein ja nur. Warum ist dir denn die Trulla so wichtig? Glaubst du etwa, die würde irgendein Projekt von dir fördern?«  
    »Ich hab keine Projekte, und wenn du sie noch einmal Trulla nennst, reiß ich dir die DSL -Buchse aus der Wand … Heee, war nur Spaß … Oh, Handy … Kurt?«  
    »Die Trulla will wissen, ob du dem iKoffer noch auf der Spur bist. Sie will jetzt die Polizei rufen.«  
    »Nein! Sag ihr, ich hab alles im Griff! Sie kriegt ihn wieder! Ehrenwort! Bin kurz davor!«  
    »Okay, mach ich.«  
    »Und nenn sie nicht Trulla!«  
    Ich lasse mich tief in den Sessel sinken und hole ein paarmal Luft. Komisch, diese Wohnung. Sie ist ganz normal eingerichtet. Nicht schön, aber auch nicht hässlich, nicht interessant, aber auch nicht öde. Und trotzdem erinnert sie mich an irgendwas ganz Bestimmtes.  
    »Willst du was trinken?«  
    »Danke, keine Zeit. Wir müssen jetzt wirklich ganz schnell den Koffer zurückbringen. Glaub mir, es ist besser.«  
    »Na gut, aber sag den anderen bitte, dass es deine Idee war. Sonst denken die, ich bin spie…«  
    »Moment, Handy … Kurt?«  
    »Sie hat gefragt, wie lange es noch dauert. Sie muss spätestens in einer halben Stunde weg.«  
    »Ich hab den Koffer schon. Sag ihr, sie soll warten.«  
    »Okay, mach ich.«  
    Puh, alles wird gut.  
    »Vorsicht, du blutest auf meinen Sessel.«  
    »Oh, tschuldigung.«  
    »Ich hol dir ein Pflaster.«  
    Na gut, so viel Zeit ist auf jeden Fall noch. Apfelsinchen verschwindet kurz und kommt zurück.  
    »Da bist du ja ganz schön hingeknallt, was?«  
    »Och, ging so … Autsch!«  
    »Ich würd dir ja auch eine Hose leihen, aber … hihi.«  
    »Schon okay. Kann ich dich mal was fragen?«  
    »Ja?«  
    »Wohnst du schon lange allein?«  
    »Nein, ich bin gerade eingezogen. Vorher hab ich in einer WG gewohnt, aber da hatte wir keine 16er-Leitung und wenn wir alle gleichzeitig gesurft sind, ging gar nichts mehr.«  
    »Hab ich mir gedacht … Wie, und du bist wegen der 16er-Leitung ausgezogen?«  
    »Schon. Ich studiere was mit Medien und ich will meine Magisterarbeit über Web 2.0 schreiben. Da brauche ich eine stabile Online-Verbindung.«  
    »Sag mal, die zwei Bücher, die da auf deinem Bett liegen, warum liegen die da?«  
    »Och, sind halt nicht aufgeräumt, wieso?«  
    Sie wird ein bisschen rot. Unglaublich.  
    »Du hast sie da hingelegt, damit es nicht so aufgeräumt aussieht, stimmts?«  
    Jetzt wird sie richtig rot und senkt den Kopf.  
    »Ja, stimmt. Woran hast du das gemerkt?«  
    »Ich hab das auch ab und zu bei mir zu Hause gemacht. Es hilft nichts.«  
    »Hast du auch vorher in einer WG gewohnt?«  
    »Ja. Kannst du noch zurück?«  
    »Nein, mein Zimmer ist schon wieder vergeben. Du?«  
    »Auch nicht.«

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