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Linksaufsteher: Ein Montagsroman

Linksaufsteher: Ein Montagsroman

Titel: Linksaufsteher: Ein Montagsroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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Steinplatten, halte dabei den Lenker in der Hand, und vor mir rollt weiter brav das Vorderrad. Weil die Kurve kommt, lenke ich nach links, muss aber erkennen, dass das jetzt auch nicht mehr so richtig Sinn ergibt. Ärgerlich. Und das alles nur, weil der moderne Stadtschnösel in dieser Saison unbedingt auf Holzrädern fahren muss … WUMM !  
    Ich will mich nicht beklagen. Der Altkleidercontainer, in den ich reingerumpelt bin, ist zwar aus hartem Stahlblech, und ich spüre nach dem Aufprall für einen kurzen Moment meine ganze rechte Seite nicht mehr, andererseits wäre ich ohne ihn auf die Straße geschliddert, wo die Trümmer des Holzrads gerade mit einem hässlichen Geräusch von einem Kleinbus zermalmt werden.  
    Ich lasse die traurigen Reste des schlechtesten pedalgetriebenen Fahrzeugs Berlins liegen und spurte los. Der iKoffer-Dieb ist inzwischen schon fast am anderen Ende der Straße. Mist, warum muss dieses Ding unbedingt so schnell sein? Und warum kann ruderfrosch es nicht einfach zum Stehen bringen, nur weil dieser xman41 ein bisschen die Funkverbindung gekappt hat? Ich werde ihn verlieren, wenn … Oh, er hat angehalten … Er klingelt irgendwo … Die Tür geht auf, er schlüpft rein. Jetzt aber fix!  
    Mein rechter Knöchel tut zwar beim Auftreten sauweh, aber ich beiße die Zähne zusammen. Es lohnt sich. Kurz bevor die Eingangstür zu xman4s Schlupfwinkel ins Schloss fällt, kriege ich noch einen Fuß dazwischen. Er ist natürlich schon verschwunden, aber die zufallende Tür am anderen Ende der Durchfahrt sagt mir, dass er weiter in den Hof gegangen sein muss. Ich humpele voran. Im Hof habe ich wieder Glück und sehe gerade noch, wie die Tür zum Hinterhaus langsam zugeht. Wieder hin, wieder gerade noch Fuß dazwischengekriegt. Hätte er wohl nicht gedacht, dass jemand so hartnäckig auf seinen Fersen bleibt.  
    Ich höre, wie er die Treppen hochrennt. Ein Stockwerk … zwei … drei … Eine Tür geht auf … und gleich wieder zu. Okay, dritter Stock und dann nur noch die richtige Tür finden. Werde ich schaffen. Ich quäle mich die Treppe hoch und merke, dass meine Schulter und mein Hintern immer mehr schmerzen. Noch bevor ich den zweiten Stock erreicht habe, geht die Tür im dritten wieder auf und ich höre erneut Schritte. Jemand erscheint auf dem Treppenpodest. Ja! Das muss er sein. Den habe ich auch schon einmal im Coffee & Bytes gesehen!  
    »Wo … ist der iKoffer … xman41?«  
    Leider klingt meine Stimme überhaupt nicht wie die des Terminators, sondern mehr wie die eines Marathonläufers, der gleich nach dem Schlusssprint ein Interview geben soll.  
    »Keine Ahnung, wovon du redest, Mann!«  
    Er kürzt einfach über das Treppengeländer ab, springt auf den nächsten Treppenlauf und lässt mich stehen. Egal. Ich will nur das Diebesgut. Der letzte Treppenlauf gibt mir fast den Rest. Endlich stehe ich im dritten Stock, rechts und links von mir zwei Türen.  
    »Lensauer« und »Steinmann«. Hm.  
    Ich halte mein Ohr an Lensauer.  
    Nichts.  
    Ich halte mein Ohr an Steinmann.  
    »Drrrrrzingzingdrrrrzingzingzingzingdrrrrrrrrrrr …«  
    Coffee & Bytes-Musik! Hier muss es sein! Ich bin am Ziel!  
    Ich nehme Anlauf. Das ist gut, denn während ich Anlauf nehme, kommt mir der Gedanke, dass es vielleicht gar nicht die beste Idee ist, gleich die Tür einzurennen. Klar, ich bin kurz vor dem Ziel. Adrenalin, Siegesgefühl. Andererseits mein Knöchel, die Möglichkeit eines Irrtums und, vor allem, da ist ein Klingelknopf. Was soll schon passieren, wenn ich ihn benutze?  
    »Nääähnänänäää.«  
    Typische Kaputtsanierter-Altbau-Türklingel-Melodie. Unwiderstehliche Soundmischung aus Spielzeugtelefon und 30 Jahre altem Computerspiel. So wohnen also iKoffer-Hehler.  
    »Machen Sie auf! Ich weiß, dass Sie da drin … Na also, geht doch … Oh!«  
    So was.  
    »O… Oliver.«  
    »A… Apfelsinchen.«  
    »W… willst du reinkommen?«  
    »J… ja.«  
    Ich folge ihr in einen schmalen Flur. Es riecht nach frischer Farbe und neuer Auslegware. Sie muss hier gerade erst eingezogen sein. Oder nein, das ist wahrscheinlich gar nicht ihre Wohnung, sondern ein Diebeslager. Sicher mieten sie und ihre Bande alle paar Monate ein neues Versteck, damit sie nicht so leicht entdeckt werden. Apfelsinchen ein Dieb. Ts, hätte ich nie für möglich gehalten.  
    »Was ist denn mit dir passiert? Du blutest ja am Arm. Und dein Hosenboden ist durchgescheuert, hihi.««  
    »Dem

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