Lions - Feuriger Instinkt
lernst, wie es läuft, wenn du eine Alpha hast.«
»Ja, klar.«
Jess entblößte die Reißzähne und machte zwei dramatische Schritte vorwärts. Ängstlich stolperte Kristan rückwärts und knallte gegen die Wand in ihrem Rücken. Jess kam näher und lehnte ihre Wange an Kristans Stirn, knurrte leise und gefährlich, und ihre Reißzähne strichen über die Haut des Mädchens.
»Okay, okay!«
»Haben wir uns verstanden?«
»Ja!«
Jess trat zurück. »Kein Wort. Verstanden?«
Kristan nickte, schaute Jess aber nicht in die Augen. Gut. Sie lernte.
»Und jetzt hol Johnny, und ihr zwei geht nach Hause.«
Jess erlaubte sich einen ganz kurzen Moment, um wieder zu Atem zu kommen und sich mit zitternden Fingern über ihre schmerzenden Lippen und durch die Haare zu fahren, im Versuch, sie zu bändigen. Dann folgte sie Kristan, weil sie noch nicht ganz darauf vertrauen konnte, dass das Mädchen wirklich den Mund hielt.
Doch als sie die Tür öffnete, kollidierte sie praktisch mit Smitty.
»Jessie Ann …«
»Nicht.«
»Aber …«
Sie ließ ihn stehen und ging in den Hauptraum. Sie zwang sich zu einem Lächeln, denn alle standen immer noch mit verwirrten Gesichtern herum. »Die Kinder gehen nach Hause. Aber ich bin am Verhungern. Was bestellen wir uns zum Abendessen?«
Smitty lehnte sich zurück und sah zu, wie sie um die Speisekarte eines nahegelegenen Chinarestaurants herumstanden und ihre Bestellungen aufgaben. Jessie tat, als könne sie kein Wässerchen trüben. Kühl, gleichgültig und als bedeute es ihr rein gar nichts.
Doch es hatte der Frau, die er an diese Wand gedrückt hatte, verdammt noch mal eine Menge bedeutet. Und wenn Jessie Ann wirklich glaubte, es würde so einfach werden, ihn loszuwerden, dann hatte sie noch viel zu lernen.
Kapitel 10
Jess saß an ihrem Schreibtisch und starrte aus dem großen Bürofenster, die Füße gegen den schmalen Sims gestemmt. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie so schon hier saß. Wie lange sie wertvolle Bürozeit verschwendete, indem sie über die Katastrophe ihres Lebens nachdachte. Aber sie konnte nicht anders. Sie konnte nicht aufhören, über den verdammten Kuss nachzudenken und den verdammten Wolf, der ihr das angetan hatte. Sie sollte den Mann wirklich hassen. Wenn sie auch nur ein bisschen Verstand gehabt hätte, hätte sie sich so weit wie möglich von ihm ferngehalten. Aber etwas sagte ihr, dass das nicht leicht werden würde. Smitty würde die Sache nicht auf sich beruhen lassen. Nicht weil sie ihm wichtig war oder weil er sie ganz für sich haben wollte, sondern weil sein Ego nichts anderes zuließ. Er hatte etwas zu beweisen, und er schien entschlossen, es an ihr zu beweisen.
Sie wusste, dass sie das nicht zulassen konnte. Sie wusste, dass sie ihr Herz hier nicht das Ruder übernehmen lassen konnte. Bobby Ray Smith war ein Mann, der Jess das Herz brechen konnte. Er hatte es schon einmal getan; sie würde es ihn nicht noch einmal tun lassen.
»Jessica!«
Jess blinzelte und wandte den Blick vom Fenster ab. Sie hatte keine Ahnung, wie lange May schon da stand und ihren Namen rief – wahrscheinlich schon eine ganze Weile. »Hey, Süße. Was ist los? Alles in Ordnung mit dir?«
Es war auch für May keine einfache Nacht gewesen, aber Danny hatte sich um sie gekümmert. Wie immer. Die beiden passten so perfekt zusammen, dass Jess sich dabei ertappte, wie sie sich gleichzeitig für sie freute und sie manchmal sehr beneidete. Nach all diesen Jahren und fünf Kindern bedeuteten sie einander immer noch alles. Jess dagegen hatte eine sehr innige Beziehung mit den Haustierhunden der Meute. Sie waren sehr gute Kuschler.
»Alles in Ordnung. Aber du hast meiner Tochter Todesangst eingejagt.«
Jess verzog das Gesicht. »Das tut mir leid. Ich … ich konnte einfach nicht zulassen, dass sie das, was sie gesehen hat, vor all diesen Leuten durch den Raum brüllt.«
May ließ sich auf einen Stuhl fallen. »Was hast du getan?«
»Das alte Knurren und Schnappen. Es ist immer noch ziemlich effektiv.«
»Das ist es allerdings.«
»Tut mir leid. Geht es ihr gut?«
May winkte ab. »Du musst dich nicht entschuldigen. Ihr habt sie verzogen. Sie hatte mal ein ordentliches Knurren und Schnappen nötig. Meine Frage ist jetzt natürlich, was genau meine Kleine gesehen hat … und ob wir sie besser in Therapie schicken sollten?«
Jess zog eine schmerzliche Grimasse und senkte den Blick auf den Schreibtisch.
»So schlimm?«
»Nichts, womit sie in eine Nachmittagstalkshow
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