Lions - Feuriger Instinkt
Computer?«
»Im Internetcafé.«
Jess nickte. »Also, während du einen von diesen fettfreien Lattes trinkst, versuchst du, in mein System einzudringen?«
»Ich wollte Ihnen nichts wegnehmen. Aber wir brauchen das Geld.«
Jess atmete hörbar aus. »Ich verstehe, Carol. Aber das ist nicht der richtige Weg.«
Carols Blick ging zwischen ihr und Smitty hin und her. »Also, was jetzt? Stecken Sie mich in den Knast?«
»Du bist dreizehn. Mehr als ein bisschen Zeit im Jugendknast kann ich mir nicht für dich erhoffen. Und vielleicht, dass dir öffentlich der Hintern versohlt wird.«
Verwirrt fragte sie: »Sie werden mich nicht anzeigen?«
»Nein. Ich glaube nicht, dass deine Mutter das verdient hat. Du etwa?«
Smitty trank dünnen Kaffee und würgte einen trockenen Muffin hinunter, denn so war er erzogen worden. Nachdem Marie Haier zwanzig Minuten nervös um sie herumgeflattert war, sagte Jess, dass sie gehen würden. Sie verabschiedete sich von dem Mädchen, und Marie begleitete sie zu ihrem Wagen.
»Das alles tut mir so leid.«
»Das muss es nicht. Man kann nicht viel tun, wenn man ein Genie als Tochter hat.« Jess öffnete die Beifahrertür. »Und wie läuft’s bei der Arbeit?«
Marie zuckte die Achseln und sah dabei genauso aus wie ihre Tochter. »Nicht schlecht.«
»Arbeiten Sie immer noch im Supermarkt?«
»Ja.«
»Haben Sie mal über Büroarbeit nachgedacht?«
»Äh … klar.«
»Meine Assistentin wird Sie anrufen. Wir bauen gerade ein System für Lathan Industries auf. Sie haben ihren Firmensitz nicht weit von hier. Sie expandieren, und ich denke, da gäbe es offene Stellen, wenn Sie interessiert sind. Sie würden Sie firmenintern ausbilden.«
Smitty konnte sehen, dass Marie sich größte Mühe gab, nicht zu aufgeregt zu sein. Sie war schon früher enttäuscht worden. Oft, konnte er sich vorstellen. »Ja, ich bin interessiert.«
»Gut. Meine Assistentin ruft Sie heute noch wegen der restlichen Informationen an.«
»Danke.«
»Kein Problem.«
Jessie stieg ein und schloss die Tür.
»Danke für den Kaffee und den Muffin, Mrs. Haier.«
Sie lächelte Smitty an. »Gern geschehen.«
Smitty stieg ein, startete den Motor und fuhr los. Sobald sie um die Ecke waren, rief Jessie im Büro an. Als Erstes sprach sie mit Phil. Das war wahrscheinlich das seltsamste Gespräch, das er seit Langem gehört hatte.
»Die Spanier haben ihre Armada geschickt, um uns zu vernichten. Ja. Es ist Zeit, die Flotte zu rufen. Ich will, dass sie verdammt noch mal bis Ende nächster Woche aus dem Wasser gebombt sind. Gut. Danke, Admiral.«
Als er an einer Ampel einen Blick zu ihr hinüberwarf, schenkte sie ihm wieder ihr breites Hundegrinsen, bevor sie dann ihre Assistentin anrief. Das war zum Glück ein viel normaleres Gespräch. Jessie ging Neuigkeiten mit ihr durch, gab Anweisungen, wen sie zurückrufen und wen sie ignorieren sollte. Als sie fertig waren, instruierte Jessie ihre Assistentin, den Geschäftsführer von Lathan Industries zu kontaktieren und ihn daran zu erinnern, wie er einmal gesagt hatte: »Ich schulde Ihnen etwas.« Jetzt war es Zeit für ihn zu zahlen.
Sie klappte das Telefon zu, und Smitty hielt an der nächsten Ampel. »Ich kapier’s nicht.«
»Was denn?«
»Warum hilfst du den Haiers?«
»Diese arme Frau ist zum Glück genauso Durchschnitt wie wir alle. Und sie hat eine Tochter mit einem IQ von hundertfünfundneunzig.«
Smitty stieß den Atem aus. »Wow!«
»Sie hat keine Ahnung, was sie mit ihr machen soll. Und die Kleine ist verbittert, weil ihr alter Herr abgehauen ist. Blablabla. Ich kann dir sagen, nichts ist schlimmer als ein gelangweiltes, verbittertes Genie.« Jess steckte ihr Handy zurück in die Jackentasche. »Ich stelle mir das so vor, dass wir erst die Mutter auf die Reihe bekommen. Dann können wir das Kind in ein Programm stecken, das ihr Hirn beschäftigt hält. Und wenn sie achtzehn ist – dann gehört dieses Gehirn mir.«
Er sah sie überrascht an. »Was?«
»Die Kleine wird meiner Firma ein Vermögen einbringen. Ich muss sie nur lange genug aus dem Gefängnis heraushalten.« Sie schnaubte. »Was? Dachtest du, ich tue das alles aus Herzensgüte?«
»Na ja … schon. Dachte ich.«
»Sie ist kein herrenloses Hündchen, Smitty.«
»Hündchen. Kinder. Für dich ist das ein und dasselbe, wenn sie etwas brauchen.«
Sie grinste. »Sei still.«
Er streckte einen Arm nach ihr aus. »Komm her, Schätzchen. Lass dir von dem alten Smitty zeigen, wie sehr du geschätzt
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