Lions - Feuriger Instinkt
vor Wut kochte. »Hey, Shaw. Hübsches Haus hast du hier.«
Die Arme vor der massiven Brust verschränkt, schaute der Löwe auf Smitty herab, wie nur eine Katze es konnte. »Was hast du meinem Sohn sonst beigebracht? Den eigenen Schwanz zu jagen? Sich am Hintern zu lecken?«
»Nö, ich bin bei den Katzen-Grundlagen geblieben. Faul unterm Baum fläzen, zwanzig Stunden schlafen, das ganze Essen aufessen, nachdem die Frauen die Jagd allein übernommen haben, ein paar Minuten brüllen, dann wieder zwanzig Stunden schlafen.«
Als die Katze ihre Reißzähne aufblitzen ließ, war Smitty schlau genug, die Klappe zu halten, während Dez schallend lachte.
Jess saß draußen auf der Veranda, schaute in den Schnee und stellte Johnny ihren üblichen Fragenkatalog. Wie war die Schule? Hatte es ihm gefallen? Kam er besser mit den anderen Kindern aus? Brauchte er neue Schuhe? Eine neue Geige? Wie viel genau kosteten diese Stradivarius-Dinger eigentlich? Und wie war er ohne die magische Zwölf-Plus-Geschicklichkeitsausrüstung an dem Killer-Ork in Level fünfzehn vorbeigekommen?
Sie hörte wirklich nie auf zu reden, seine Jess. Natürlich waren die anderen genauso. Sogar die Männer redeten – pausenlos. Johnny hatte gern seine Ruhe. Er saß gern da und dachte nach. Einfach sein. Er glaubte nicht, dass Wildhunde einfach nur sein konnten. Entweder sie schliefen, oder sie redeten. Dazwischen gab es bei ihnen nichts.
Aber sie gehörten zu ihm, nicht wahr? Sie waren jetzt seine Familie. Seine Meute. Klar, wenn er sich verwandelte, war er schon jetzt ungefähr doppelt so groß wie der größte Wildhund, aber das änderte nichts an dem, was er jetzt wusste.
Er war zu Hause.
Johnny wandte sich der Frau zu, die ihm mit der Zeit klammheimlich so wichtig geworden war, und überlegte, ob er ihr genau das sagen sollte, als Jess sich plötzlich kerzengerade aufsetzte. Ihr Blick schweifte über den Waldrand; ihre Ohren zuckten.
Sie hatte etwas gehört, das ihr nicht gefiel. Wildhunde hatten ein unglaubliches Gehör. Das sollten sie auch. Wenn sie sich verwandelten, hatten sie gemessen an ihrer geringen Größe die größten Ohren, die man sich vorstellen konnte.
Jess knurrte, den Blick fest auf den Wald vor ihnen gerichtet. »Geh rein, Johnny.«
Himmel. Er wurde morgen siebzehn. Vielleicht wurde es langsam Zeit, ihn wie einen Erwachsenen zu behandeln. »Ja, aber …«
»Sofort!«
Erschrocken von Jess’ Schrei, ging Johnny ins Haus. Auf dem Weg dorthin kam ihm der Großteil der Meute entgegengerannt, bereits verwandelt. Die Erwachsenen, die zurückblieben, verwandelten sich ebenfalls und stellten sich auf die Veranda oder direkt vors Haus. Ein paar bezogen hinterm Haus Stellung.
Johnny kniete mit den anderen Welpen auf dem Sofa und schaute durch das große Panoramafenster, als die Erwachsenen in den Wald stürmten.
»Irgendwer«, murmelte Kristan neben ihm – und roch dabei köstlich wie immer –, »bekommt jetzt ordentlich in den Arsch getreten.«
Sissy Mae bekam das Wild mit den Zähnen am Hals zu fassen, drehte sich und nahm das Tier mit. Ronnie Lee legte den Kiefer um die Kehle und zerquetschte die Luftröhre. Schließlich rührte es sich nicht mehr, und die Wölfinnen legten sich nieder, um ihr frühes Mittagessen zu genießen.
Sie hatten nicht vor, sich lange aufzuhalten. Sie hatten Wildhundterritorium gekreuzt, und obwohl sich Sissy keine ernsthaften Sorgen machte, wusste sie doch in ihrem Inneren, dass ihr Bruder hergekommen war, um es noch einmal mit Jessie Ann zu versuchen. Sie wollte ihm das nicht ruinieren, indem sie die Hunde auf ihrem eigenen Grundstück störte.
Als Ronnie Lee also den Kopf hob und schnüffelte, nahm Sissy an, es seien die Hunde, die nachsehen kamen. Doch dann fing sie ebenfalls den Geruch auf und hörte das Geräusch. Dieses lachende Heulen. Sie riss den Kopf hoch und sah sie auch schon zwischen den Bäumen hervorkommen. Kein ganzer Klan, nur ungefähr zehn, aber genug, um ein Problem darzustellen. Sie knurrte, und die Wölfinnen ließen von ihrer Mahlzeit ab und stellten sich um sie herum. Die Hyänen hatten es auf das Aas abgesehen. Doch sie würden darum kämpfen müssen. Sissy Mae Smith überließ niemandem kampflos ihre Beute.
Sie trat vor und knurrte, und die Hyänen sprangen hin und her und machten dieses fürchterliche Geräusch, das sie so unglaublich nervös machte. Sie suchten nach einem Weg an den Wölfen vorbei zu dem Wild. Sissy warf einer der jüngeren Wölfinnen einen Blick
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