Lions - Hitze der Nacht
weiteren Seufzen schnappte sich Mace seinen Seesack und stieg aus dem Mercedes, mit dem Shaw ihn abgeholt hatte. Er ging nicht durch die Vordertür mit all dem Medienrummel, sondern seitlich ums Haus herum. Mehrere uniformierte Cops und ein Rudelmann standen am Seiteneingang. Der Rudelmann warf ihm einen Blick zu, musterte seinen rasierten Kopf und ließ ihn dann lachend herein. Mace kämpfte mit dem Drang, dem Mann den Hals umzudrehen. Ein Kampf, den er fast verloren hätte.
Er ging in den hinteren Teil des Hauses, durch die Küche. Das Personal warf ihm Blicke zu, arbeitete aber weiter. Die Feiertage waren ihre hektischste Zeit wegen all der Bälle und Wohltätigkeitsveranstaltungen. Auch wenn Mace keine einfallslosere Truppe als seine Schwestern kannte, wenn es um die Feiertage ging. Mace erreichte das andere Ende der Küche und drückte gerade die Schwingtür auf, als sein Telefon klingelte. Er angelte in der vorderen Tasche seiner Jeans nach seinem Handy.
»Ja?«
»Hey. Ich bin’s.« Watts. Ein alter Freund, der genau wusste, wo er Informationen herbekam, wo und wann immer er welche brauchte.
»Was hast du herausgefunden?«
»Sie lebt immer noch in New York. Geschieden.« Mace schloss die Augen und atmete lautlos auf. Er hätte nur ungern in diesem Stadium des Spiels angefangen, Leute umzubringen. Vor allem einen armen Schwachkopf, der zufällig die falsche Frau geheiratet hatte. »Und das wird dir gefallen: Sie ist ein Cop. NYPD .«
»Ehrlich?« Er wusste, dass das immer ihr Traum gewesen war, aber er selbst hatte auch immer Eishockeyspieler werden wollen. Das hieß allerdings nicht, dass er sich je Schützer umgeschnallt und sich den New York Islanders angeschlossen hatte.
Mace sah aus einem der großen Fenster, die auf den Garten hinausgingen. Er sah sie herumstehen. Uniformierte Cops, die Kaffee tranken und sich unterhielten. Mace schaute den Flur entlang, der zum Büro seiner Schwester führte.
»Bist du noch da? Ich hab noch mehr.«
»Erzähl’s mir später. Ich muss los.« Mace klappte sein Handy zu. Er leckte sich die Lippen und versuchte, langsamer zu atmen. Es konnte doch nicht sein, dass sie hier war … oder? Aber zum Henker, wenn sie es wäre, hätte er immer recht gehabt. Ein Zeichen der Göttin Druantia, Königin der Druiden, persönlich – sie gehörte ihm. Sie würde immer ihm gehören.
Er machte sich auf den Weg zu den privaten Büros seiner Schwester und hörte den Streit schon, bevor er die Tür erreichte. Er konnte außerdem hören, wie sie jemandem ordentlich die Meinung sagte. Das überraschte ihn nicht. Das Letzte, was das Rudel brauchte, war ein Haufen Cops, der in ihrem Leben herumwühlte. Aber Petrov war nicht nur bei seiner Schwester angestellt und eins der Alphamännchen, sondern er lebte auch auf dem Gelände. Da ein Schuss in den Hinterkopf normalerweise ein klarer Hinweis auf Mord war, hatten die Cops jedes Recht, das Haus zu durchsuchen.
Natürlich war all diese Logik Missy, Anführerin der Frauen des Llewellyn-Rudels, seine älteste Schwester und erklärte Familiennervensäge, scheißegal.
Mace bog um die Ecke, einen Flur vom Büro seiner Schwester entfernt, als er sie roch.
Er blieb stehen. Abrupt. Er brauchte weniger als eine Sekunde, um ihren Geruch zu erkennen. Er kannte ihn besser als seinen eigenen Namen. Vor mehr als zwanzig Jahren in sein jugendliches Gehirn eingebrannt, erinnerte sich sein erwachsenes Gehirn immer noch an diesen Duft. Um genau zu sein, benahm sich sein Erwachsenenhirn genauso wie sein halbwüchsiges damals. Es stellte die Arbeit ein und wollte nichts weiter, als um die Besitzerin dieses Geruchs herumzustreichen und zu schnurren. Der Kater in ihm wollte seinen Körper und sein Gesicht hingebungsvoll an diesem Duft reiben.
Er hatte recht gehabt. Sie war hier. Das erklärte die Wut seiner Schwester. Sie hasste sie. Hasste ihre ganze Familie. Missy hätte sie nie in die Nähe des Rudelhauses gelassen … es sei denn natürlich, sie hatte keine andere Wahl.
Er ging um die Ecke und betrat langsam das Büro der Sekretärin. Noch eine Tür, dann hatte er Missys Büro erreicht, oder wie er es nannte: »Destination Hell«. Er hörte, wie seine Schwester hinter der geschlossenen Bürotür jemanden herunterputzte, und er beneidete den Mann nicht, aber er hatte etwas viel Wichtigeres vor sich: Sie.
Sie stand mit dem Rücken zu ihm an dem Fenster mit Blick auf den Columbus Circle. Sie schien völlig ungerührt von dem Geschrei, das aus Missys Büro
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