Lions - Leichte Beute (German Edition)
andere Teile menschlich waren. Auf die Mistgabel gestützt, hinkte sie auf Mitch zu. Sie hinkte, denn eines ihrer Beine besaß einen Fuß statt einer Pfote.
Er konnte den Blick nicht von ihr abwenden, und sie war weniger als einen Meter von ihm entfernt, als sie die Mistgabel wieder hob. Er konnte sich immer noch nicht rühren, auch wenn er sich noch so sehr abmühte.
Also wartete Mitch auf den Tod. Wie er seit fast drei Jahren auf den Tod wartete. Doch er war noch nicht bereit zu sterben. Nicht jetzt. Nicht, wo er doch gerade den Spaß seines Lebens mit einer heißen kleinen Wölfin hatte. Sissy bedeutete ihm alles, und ihm fiel auf, dass ein Teil von ihm immer noch hoffte, dass alles gut ausgehen würde. Dass sie irgendwie für immer zusammen sein konnten. Zwei der größten Unruhestifter, die gemeinsam ihre Verwandten – und alle anderen mit etwas Verstand – in Angst und Schrecken versetzen würden.
Aber er würde diesen Wald wohl nicht lebend verlassen – und diese Erkenntnis machte ihn wütend.
Als die Mistgabel ihren Bogen nach unten begann, hielt die alte Frau plötzlich inne.
»Sieh an, sieh an«, sagte sie mit einer Stimme, die genauso vollkommen menschlich war wie der Rest von ihr. »Das ist aber eine Menge Wut, die da von dir ausgeht, Katze.«
Ihre Nase zuckte, und sie trat etwas näher und schnüffelte.
»Du riechst nach Sissy Mae. Bist du ihr Mann?« Als Mitch sie nur ansah, bohrte sie nach: »Antworte mir, Junge!«
Mitch nickte.
»Und was für ein stattlicher Kerl du bist.« Die alte Frau schnaubte. Es war eine Art Lachen. »Genau wie ihre Momma … dreckige kleine Schlampe.«
Er bewegte sich, was sie beide verblüffte. Aber ihre Pfote schoss hoch, und seine Beine waren wieder starr. Er fühlte sich wie festgenagelt.
»Es gab eine Zeit, Junge, als deinesgleichen für eines gut war – um am Samstagabend Spaß zu haben.« Sie lachte, bevor sie ihre Mistgabel wieder erhob. »Aber heutzutage habe ich andere Verwendungsmöglichkeiten für dich.«
Sie hob die Mistgabel über ihren Kopf. »Ja, Teile von dir werden mir sehr nützlich sein.«
Die Mistgabel beschrieb einen Bogen nach unten, und Mitch beobachtete sie. Er würde den Blick nicht abwenden, würde nicht die Augen schließen. Er würde seinem Tod ins Auge blicken.
In diesem Moment kam Sissy angerannt und sprang mit ihrem kleineren Wolfskörper zwischen ihn und ihre verrückte Verwandte.
Sie knurrte und schnappte, und die Frau stolperte rückwärts.
»Er gehört mir«, zischte die Alte. »Er ist auf meinem Territorium, Sissy Mae. Er. Gehört. Mir!«
Sissy fletschte die Zähne, ihr Körper spannte sich zum Angriff. Doch sie waren nicht allein. Vier andere Wölfinnen bildeten einen Halbkreis hinter der alten Frau.
Und die alte Frau lächelte.
»Du bist allein, Sissy. Er kann das Siegel nicht brechen. Nicht so wie du. Und die anderen Wölfinnen … sie werden nie hier heraufkommen. Du bist ganz allein. Also geh zurück zum Fuß des Hügels, oder ich zwinge dich zuzusehen, was ich mit ihm machen werde.«
Sissy machte einen Schritt rückwärts. Und noch einen. Sie wich zurück, bis sie neben ihm war. Dann rieb sie den Kopf an seiner Seite, drängte ihren Körper an seinen und richtete sich auf, bis ihre Köpfe nebeneinander waren. Sie rieb die Schnauze an seiner Mähne.
Unsichtbare Ketten wurden gelöst, und plötzlich konnte Mitch sich bewegen, sein Körper gehörte wieder ihm.
Die Hexe sah fassungslos aus. Zum Henker, sie sah zu Tode erschrocken aus.
»Wie … wie hast du …?«
Die anderen Wölfinnen wichen zurück.
Mitch machte einen Schritt vorwärts. Und noch einen. Und noch einen. Dann brüllte er. Die Wölfinnen rannten davon, und die alte Frau sah ihnen zornig hinterher, doch ihre Macht war gebrochen. Sissy hatte sie gebrochen. Und das würde sie ihr nie vergeben.
»Dann nimm ihn mit. Ich hoffe, er hält dich warm, wenn du deine Familie, deine Meute verlierst, weil du deinesgleichen verraten hast.«
Sie bewegte sich langsam zurück zum Leichnam der Löwin. »Du kannst den Hügel verlassen. Aber komm nie wieder hier herauf, Sissy Mae. Du wirst nie wieder willkommen sein. Nicht hier.«
Während sie die Löwin am Knöchel packte, sagte sie: »Und nimm deine Katze mit.« Sie warf ihnen im Gehen noch einen finsteren Blick zu. »Und ich nehme meine. Ich habe Verwendung für ihre Knochen.«
Ohne ein weiteres Wort ging sie zurück zu der armseligen Hütte, in der sie wohnte, und schleppte die Löwin hinter sich her.
Mitch
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