Lions - Wilde Begierde (German Edition)
Wölfe versuchten, rechtzeitig zu bremsen, schafften es aber nicht und krachten direkt in seine riesenhaften Pranken, die wild um sich schlugen. Das Bärengebrüll ließ ansonsten ruhige Vögel kreischend aus den Bäumen aufsteigen. Gwen kam hinter dem Grizzly wieder auf die Beine und sah zu, wie er zwei mehr als neunzig Kilo schwere Wölfe vollkommen mühelos in den Wald schleuderte oder dreißig Meter übers Gras schlittern ließ. Sie genoss es in vollen Zügen, bis diese verdammte Wölfin von der Seite kam und ihre Reißzähne in Gwens bereits verwundete Hinterhand grub. Gwen brüllte und fauchte gleichzeitig und stürzte sich wieder auf die Wölfin. Bevor sie sie allerdings erwischte, kam plötzlich ein dicker Bärenhintern auf sie zu.
Die Meute von dreizehn Wölfen stellte sich als eine Meute von dreiundzwanzig Wölfen heraus. Sie kamen aus dem Wald, griffen den Bären an, erschreckten ihn noch einmal und drängten ihn zurück. Also bewegte er sich rückwärts.
Normalerweise kein Problem, bis Gwen merkte, dass sie an der Kante einer in den Werbeprospekten »malerisch« genannten Klippen des Macon River stand. Auf der gegenüberliegenden Seite der Schlucht befand sich einer der Wasserfälle, darunter lag ein Teil des reißenden Flusses.
Gwen versuchte, dem Bär auszuweichen, aber er hatte sie wohl hinter sich gespürt, denn er drehte sich mit bereits ausholenden Pranken um. Doch als er sie sah, wurden seine kleinen braunen Augen weit, und auch wenn er es schaffte, ihr mit seinen Zehn-Zentimeter-Krallen nicht das Gesicht aufzuschlitzen, erwischte er sie doch mit dem Unterarm, und die Wucht wirbelte sie herum. Sie landete flach auf dem Bauch, die Beine hingen über die Riffkante, während sie sich mit den Vorderkrallen an dem Vorsprung festklammerte. Aber der Boden war an dieser Stelle weicher, und ihre fast hundertvierzig Kilo schwere Töwengestalt war einfach zu viel. Sie glitt über die Kante und ihre Krallen hinterließen Furchen in der Erde, also nahm sie eilig ihre menschliche Gestalt an, in der Hoffnung, weniger Gewicht würde helfen. Sie konnte sich mit einer Hand an einem Ast festhalten, aber er begann fast sofort zu brechen.
»Mist!«, platzte sie heraus. »Mistmistmistmist!«
Dann streckte sich der muskulöseste menschliche Arm, den sie je gesehen hatte, nach unten, und lange, kräftige Finger hielten ihre Hand fest.
»Halt dich fest! Ich hab dich!«, rief er. Sie blickte auf und erkannte ihn sofort. Der Bär von der Smith-Ward-Hochzeit, der Brendon Shaw in den Wald geworfen hatte wie einen Fünf-Pfund-Sack Kartoffeln. Sie erkannte die dunkelbraunen Augen, dieses gut aussehende, wenn auch fast schon schmerzhaft süße Gesicht und die tollen braunen Haare mit den silbernen Spitzen, die sie die ganze Zeremonie über angestarrt hatte. Und er erkannte sie auch. Die beiden starrten sich in einem geschockten Moment der Klarheit in die Augen.
Als sie die Stärke der Hand spürte, die sie so fest umklammerte, und voller Erleichterung, dass sie den Bären kannte, begann Gwen zu lächeln …
Bis der erste Brocken feuchter Erde ihr Gesicht traf. Nach einer Schrecksekunde, in der sie spürte, wie der Boden unter ihnen unter seinem Gewicht nachgab, hievte der Bär sie eilig hoch. Allerdings nicht schnell genug. Die Erde brach unter ihm weg und regnete auf Gwen herab, sodass sie den Blick abwenden musste. Doch sie sah noch, wie der große, männliche Menschenkörper nach vorn taumelte – direkt auf sie zu.
Sie schrie, als sie im freien Fall abstürzten. Instinktiv nahm sie wieder ihre Katzengestalt an, denn sie wusste, dass sie mehr aushielt als ihre schwächere menschliche. Aber dennoch – bei so einem Sturz hatte sie nicht viel Hoffnung. Und alles, was sie denken konnte, war: Ich kann es nicht fassen, dass ich im beschissenen New Jersey sterben werde!
Aber bevor ihr Leben als Film vor ihrem inneren Auge ablaufen konnte oder sie irgendwelche weißen Tunnel sah, an deren Ende tote Verwandte auf sie warteten, spürte Gwen, wie lange, unglaublich starke, fellbedeckte Arme sich um sie legten und sie eng an all diese harten Muskeln drückten.
Sie vergrub den Kopf im Fell des Bären, hielt den Atem an, und gemeinsam klatschten sie in den reißenden Fluss.
Kapitel 2
Die Lachse waren überall, sie sprangen aus dem Wasser direkt in die offenen Mäuler der Bären. Doch dieser Abschnitt war sein Revier, und die Lachse gehörten ihm allein. Er öffnete das Maul, und ein Fünf-Kilo-Exemplar sprang direkt hinein.
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