Lions - Wilde Begierde (German Edition)
er auf dem Southern State Parkway war, hatte er sich beinahe davon überzeugt, dass das alles die Wahrheit war.
Kapitel 1
Das war ein Leben! Ein warmes Frühstück, das irgendwann aufhörte zu zappeln, eine nette Runde in einem großen, leeren See schwimmen und jetzt im hohen Gras unter den letzten Strahlen der Sommersonne entspannen.
Ja. Daran konnte sich Gwen O’Neill gewöhnen.
Wie für die meisten Gestaltwandler aus Philadelphia und New Jersey war dies nicht Gwens erstes Mal im Macon River Falls Park, wo es Wild in Fülle gab und das Land frei von Vollmenschen war, aber es war auf jeden Fall ihr erstes Mal im »reichen Teil«. Der Abschnitt von Macon River Falls, der einigen der reichsten Rudel, Meuten und Klans im »Dreistaateneck« gehörte. Als sie und ihre beste Freundin Blayne vorgestern in Gwens Arbeits-Truck vorgefahren waren, hatten sie die Wächter am Tor, das zu den Privatgrundstücken führte, nicht durchlassen wollen, bevor sie mit Brendon Shaw persönlich gesprochen hatten und er sich für sie verbürgt hatte. Danach hatten sich die Wächter aufgeführt, als wären Gwen und Blayne Nutten, die fürs Wochenende engagiert worden waren. Na, egal. Gwen ließ sich vom Schwachsinn Fremder nicht den Spaß verderben. Die Familie dagegen war eine andere Geschichte.
An manchen Tagen glaubte sie, dass ihre Familie ihr mit ihrem Schwachsinn absichtlich den Spaß verderben wollte. Davon war sie so überzeugt, dass sie Brendons Angebot beinahe abgelehnt hätte. Er war der Halbbruder ihres großen Bruders Mitch, aber weil Mitch bis Weihnachten in Japan und ihre Mutter mit Gwens Tanten und Cousinen an diesem Labor-Day-Wochenende in irgendeinem teuren Spa waren, hatte Gwen keinen Puffer zwischen sich und Brens ständigem Bedürfnis zu beweisen, dass sie alle »eine Familie« waren. Womit er ihr gehörig auf die Nerven ging. Doch dann hatte es sie irgendwann in der letzten Woche getroffen wie ein Blitz – wenn sie an diesem Wochenende nach Macon River fuhr, würde das bedeuten: kein Mitch, keine Ma und laut Brendon auch keine Brendon-Zwillingsschwester Marissa »Zicke« Shaw. Und das bedeutete, dass sie ihre Ruhe hatte – wenigstens dieses eine Mal.
Gwen würde tatsächlich einmal irgendwo entspannen können. Einfach entspannen. Sie sprach Blayne darauf an und bekam zur Antwort ein extrem enthusiastisches »O mein Gott! Das müssen wir unbedingt machen! Freiland-Jagen! Hurra!« Natürlich reagierte Blayne auch genauso, wenn Gwen vorschlug, vor der Arbeit zum Frühstück in einem Diner vorbeizufahren. »O mein Gott! Das müssen wir unbedingt machen! Pfannkuchen! Hurra!«
Grinsend und mit hängender Katzenzunge rollte Gwen sich auf den Rücken und schaute in den blauen Himmel hinauf.
Nein. Dies hier war »schwachsinnsfreies« Leben, und Brendon war zumindest erträglich. Natürlich war er auch wunderbar beschäftigt. Er hatte nicht nur Gwen und »eine Freundin« eingeladen. Er hatte auch alle Wölfe der Smith-Meute aus New York und die Kuznetsov-Wildhundmeute eingeladen. Normalerweise hätten so viele Hundeartige auf einem Fleck Gwen in eine fauchende, kratzende Hauskatze verwandelt. Aber sie hatte eine Geheimwaffe. Sie hatte Blayne, und alle liebten Blayne. Sie war fröhlich, lieb, lustig, und vor allem schaffte sie es, sich in ein menschliches Schutzschild für Gwen zu verwandeln. Sie blockte jeden ab, den Gwen nicht in ihrer Nähe haben wollte – irgendwie wusste sie, wer das war, ohne dass Gwen ein Wort sagen musste. Blayne hatte eine Gabe dafür, und Gwen nutzte sie weidlich aus.
Äh … was war das?
Gwen rollte sich wieder auf den Bauch und horchte angestrengt; sie war sich sicher, dass sie etwas gehört hatte.
Ihre Ohren zuckten und drehten sich im Versuch, die Quelle zu lokalisieren – und sie schafften es. Es war Blayne, die vor fast zwei Stunden ihrer eigenen Wege gegangen war. Gwen erkannte die Schmerzensschreie ihrer Freundin, vermischt mit dem Knurren einer unbekannten Hundeartigen.
Gwen rannte los und ließ sich dabei von Blaynes Geruch leiten. Als sie buschige Schwänze aus dem hohen Gras lugen sah, kauerte sie sich auf den Boden und kroch geduckt näher.
Sie hatten Blayne umzingelt. Beim ersten Knurren glaubte sie, es seien ein paar von den Smiths, die vielleicht beschlossen hatten, dass sie Blayne und ihre verwirrende Wolfshundart doch nicht mochten. Aber nein, es waren nicht die Smiths. Der Geruch passte nicht, und ihr Fell war viel heller als das der Smiths und außerdem um einiges
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