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Lippels Traum (German Edition)

Lippels Traum (German Edition)

Titel: Lippels Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Maar
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feststellte.
    Nach dem Kaffeetrinken zeigten Lippels Eltern Frau Jakob die Wohnung und erklärten ihr die Küchengeräte.
    Zumindest versuchten sie das.
    Frau Jakob sagte zwar öfter »Ach ja?!« und warf auch ab und zu ein »Entzückend!« ein, aber sie machte ein Gesicht dabei, als hätte sie nicht allzu viel begriffen.
    Lippels Vater hatte eine Schwäche für ungewöhnliche Küchenmaschinen. Mutter sagte manchmal im Spaß, er würde sein ganzes Geld für italienische Mixgeräte, amerikanische Saftpressen und elektrische Salatschleudern verschleudern. Und wenn sie nicht mitverdienen würde, wären sie längst pleite.
    Schließlich verabschiedete sich Frau Jakob und ging wieder. Lippels Eltern schauten sich betreten an, als sie weg war, und sagten eine Weile nichts.
    »Ich weiß nicht, ich weiß nicht …«, sagte Lippels Mutter schließlich.
    »Was weißt du nicht?«, fragte Lippel.
    »Ob sie die Richtige für dich ist. Sie macht ein bisschen viel Getue. Sie ist ein bisschen …« Sie suchte nach dem passenden Ausdruck.
    »… wie die Tanten in den Witzfilmen«, schlug Lippel vor.
    »… ein bisschen unecht«, ergänzte Vater gleichzeitig.
    »Ja, so kann man es nennen«, sagte Mutter. Und es war nicht klar, ob sich das auf Lippels oder Vaters Vorschlag bezog.
    »Man merkt leider, dass sie keine Erfahrung mit Kindern hat«, sagte Vater. »Ich fürchte, wir können sie nicht nehmen. Das können wir Lippel nicht antun.«
    »Das stimmt. Aber wir kriegen keine andere in der kurzen Zeit!« Mutter machte ein sorgenvolles Gesicht.
    »Dann fahre ich halt doch nicht mit«, sagte Vater entschlossen. »Vielleicht klappt es ein anderes Mal mit Wien. Vielleicht können wir alle drei in den großen Ferien hinfahren!«
    »Nein, das brauchst du wirklich nicht«, sagte Lippel.
    »Wie meinst du das?«, fragte Vater.
    Mutter schaute Lippel verdutzt an.
    »Ihr sollt ruhig fahren. Ich komme mit ihr schon aus. Es ist ja nur für eine Woche. Außerdem kann ich jeden Tag Frau Jeschke besuchen, meine Freundin. Fahrt nur zusammen nach Wien, alle beide!«, sagte Lippel großmütig. »Ich bin schließlich kein kleines Kind mehr!«

Abschied
    Lippels Eltern mussten am Montagmorgen um zehn Uhr fahren. Da war Lippel schon in der Schule.
    Also standen alle drei an diesem Tag eine Viertelstunde früher auf als sonst, damit die Eltern sich in aller Ruhe von Lippel verabschieden konnten.
    Der Abschied bestand hauptsächlich darin, dass ihm die Eltern eine ganze Menge Ermahnungen und guter Ratschläge gaben, während Lippel seinen Morgenjogurt auslöffelte. Den Verschluss des Jogurtbechers steckte er in die Hosentasche. Es schien ihm unpassend, bei einem Abschiedsfrühstück Sammelpunkte auszuschneiden.
    Die meisten Ratschläge, die er bekam, behandelten das Zähneputzen, das Waschen, die Kleider und Ähnliches. Lippel war der Meinung, dass es nicht gut sei, sein Gedächtnis damit zu sehr zu belasten, und vergaß sie deshalb sofort wieder.
    Eigentlich gab es nur drei Dinge, von denen er meinte, sie seien merkenswert:
    Geld für Notfälle lag im kleinen Holzkästchen auf der Kommode. Sein Taschengeld hatte er schon bekommen.
    In dringenden Fällen konnte er seine Eltern im Hotel in Wien anrufen. Der Zettel mit der Telefonnummer lag neben dem Telefon.
    Frau Jakob würde kommen, während er noch in der Schule war. Wenn er heimkäme, sei sie schon da und hätte auch bereits ein Mittagessen gekocht. So war es mit ihr abgesprochen.
    Am Schluss umarmten die Eltern Lippel noch einmal und er sie, dann musste er in die Schule.

Montag

Die Neuen
    Lippel ging immer allein zur Schule. Das hatte ihn bisher noch nie gestört. Es gab eben keinen aus seiner Klasse, der in derselben Straße wohnte.
    Aber heute wünschte er sich jemanden, mit dem er sich auf dem Schulweg unterhalten könnte.
    Der Abschied hatte ihn traurig gemacht. Langsam und niedergeschlagen ging er die Straße entlang. Er fühlte sich einsam. Doch in der Klasse vergaß er seinen Kummer. Frau Klobe, die Klassenlehrerin, kam nämlich fast zehn Minuten zu spät. Dabei war sie sonst immer so pünktlich. Und sie war nicht alleine. Sie brachte zwei Neue mit, einen dunkelhaarigen Jungen und ein Mädchen. Und das mitten im Schuljahr!
    Die beiden blieben vorne neben Frau Klobe stehen und blickten verlegen auf den Boden.
    Frau Klobe schaute in die Klasse, wartete, bis alle ruhig waren, und sagte: »Hier sind zwei neue Mitschüler. Sie sind Geschwister. Sie gehen ab jetzt in eure Klasse.«
    Dann wandte sie

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