Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lisa geht zum Teufel (German Edition)

Lisa geht zum Teufel (German Edition)

Titel: Lisa geht zum Teufel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Hennig
Vom Netzwerk:
hab ihn gefragt, und er meinte, es sei völlig okay, für ein paar Tage hier zu wohnen«, gestand »Corazoncito«, der nun sogar eine Spur verlegen wirkte.
    »Von meinem Wohnrecht hat er Ihnen also nichts erzählt.« Felipe war doch sonst nicht so vergesslich, überlegte Lisa.
    »Nicht direkt, aber es ist ja nur im ersten Stock und … Er meinte, das würde Sie nicht stören … Wir wollen ja nicht lange bleiben.«
    »Dos o tres dias«, fügte seine spanische Begleitung kleinlaut hinzu.
    »Wenn ich hier bin, möchte ich meine Ruhe haben. Das hat Ihr Vater bisher stets respektiert.«
    »Verstehe … Ja, wenn das so ist«, sagte er und griff nach seinem Koffer, »dann gehen wir wohl besser.«
    Mercedes war die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben.
    »Mein Vater hätte ja auch was sagen können. Das ist wieder mal so typisch. Aber wem sag ich das.«
    »Sie verstehen sich wohl nicht sonderlich gut mit ihm«, hakte Lisa nun nach.
    »Sie kennen ihn doch«, erwiderte er mit etwas leidender Miene.
    Andreas’ Haltung änderte die Sachlage. Wie amüsant! Felipe hatte die Fäden anscheinend doch nicht mehr alle in der Hand. Was tun? Den Sohn von Felipes zweiter Frau hier dauerhaft einzuquartieren kam nicht in Frage, aber ihn wegzuschicken wäre eine verpasste Gelegenheit, ihn ein wenig über den Puppenspieler, der seine Marionetten offenbar nicht mehr im Griff hatte, auszuhorchen.
    »Ach, wissen Sie was, jetzt, wo Sie schon mal hier sind …«, lenkte Lisa ein.
    »¿De veras?«, fragte seine Begleitung zunächst ungläubig, dann sichtlich erfreut nach. »Das ist sehr nett von …«, fuhr sie nach dem richtigen Wort suchend fort. »¿De su parte?«, fragte sie ihr Herzblatt.
    »Von Ihnen«, übersetzte Andreas und strahlte sie dabei verliebt an.
    Mercedes brachte den Satz zu Ende und lächelte zufrieden.
    »Sie lernt gerade Deutsch. Touristikbranche«, erklärte er.
    Mercedes nickte eifrig. Ein nettes Ding. So herzerfrischend war ihr Lächeln, so positiv ihre Ausstrahlung. Wer so eine nette Freundin hatte, konnte gar kein schlechter Mensch sein, und wer mit ihrem Ex auf Kriegsfuß stand, dem gewährte sie ohnehin Unterschlupf.
    Felipe Comez genoss den täglichen Ausritt durch sein Reich, quer über mehrere Hundert Hektar Land. Sein Land! Im Licht der Nachmittagssonne leuchteten die ockerfarbenen Felder, die hier und da von sattgrünen Baumgruppen kontrastreich durchbrochen wurden. Die Blüten der angrenzenden Maisplantagen wogten sanft im Takt des Winds, der den Ausritt heute besonders angenehm machte. Perfekte Idylle und erholsame Stille. Nur die Hufe seines Pferds waren zu hören. Nichts war entspannender, nach nichts sehnte er sich mehr an verregneten Tagen, von denen es in Madrid mehr als genug gab, als nach einem Ausritt unter wolkenlosem Himmel. »Al Andaluz«, das Land des Lichts, wie es die Mauren genannt hatten, war zu seiner zweiten Heimat geworden. Das einzigartige Licht gehörte genauso zu Jerez wie der Sherry, dem die Stadt ihren Namen verdankte. Was Flamenco und die Zucht von Rassepferden betraf, kam niemand an ihm vorbei. Was war das für ein erhebendes Gefühl, diese schöne andalusische Tradition fortzuführen. Viertausend Hektar Grund hatten die Kartäusermönche im 15. Jahrhundert vom spanischen Königshaus bekommen, um die nach ihnen benannte Rasse zu züchten. Mit Erfolg. Die Tiere waren stolz und sanftmütig zugleich, ihre Zucht lohnend. Bis zu zwanzigtausend Euro konnte ein vorgerittener Hengst wie Ramon bringen. Der Schimmel spürte wohl, dass dies heute der letzte Ausritt in vertrauter Umgebung war. Ein Pferdenarr aus Dubai hatte ihn gekauft und würde ihn morgen abholen lassen. Benita war für Ramons Übergabe und die Abwicklung des Papierkrams verantwortlich. Für repräsentative Zwecke war es mehr als hilfreich, eine so gutaussehende Lebensgefährtin zu haben, vor allem wenn sie blond war. Sie stand bereits an der Koppel bei den Stallungen, die unmittelbar an sein Anwesen grenzten, und winkte ihm zu. Felipe mochte es, wenn sie eine knappe Bluse über einer engen Jeans trug und ihr Haar zu einem Pferdeschwanz nach hinten band. Einer jungen Frau stand das. Das wusste sie, und nur deshalb zog sie sich so an. Für ihn.
    »Wie war der Ausritt?«, rief Benita ihm zu, als er die Stallungen erreichte.
    »Du stellst Fragen. Wie soll er gewesen sein? Schön.«
    »Bleibst du noch zum Essen? Wir könnten auch ausgehen. Lass uns in die Stadt fahren«, schlug sie unbeschwert vor.
    »Keine Zeit. Ich muss zurück

Weitere Kostenlose Bücher