Lisa geht zum Teufel (German Edition)
Lisa zu.
»Also, mir wäre das zu umständlich. Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, sich ein Apartment direkt am Meer zu nehmen? Es wurde viel gebaut an der Küste.«
»Ich hab mir sogar schon ein paar Immobilien angeschaut. Die sind vor der Umstellung auf den Euro ja wie Pilze aus dem Boden geschossen. Danach gab es in Spanien kein Schwarzgeld mehr«, sagte Lisa.
»El dinero negro y la corrupción«, warf Mercedes ein und nickte wissend.
»Leider gibt es davon zu viel in Spanien«, erwiderte Lisa.
»Sie kennen sich gut aus. Kompliment.« Andreas wirkte sichtlich beeindruckt. »Und warum haben Sie damals nichts gekauft? Das Wohnrecht hätte mein Vater Ihnen bestimmt ausbezahlt.«
»Natürlich. Und wie oft er mir das schon angeboten hat. Jedenfalls die ersten Jahre … über seine Anwälte. Wir haben seit der Scheidung Gott sei Dank kein Wort mehr gewechselt.«
»Ich könnte ja mal mit ihm reden. Ich bin mir sicher, er zahlt Ihnen jetzt das Dreifache.«
Das Dreifache? Um Geld ging es Felipe doch gar nicht. Es ging ihm um Macht. Lisa wusste genau, wie er tickte.
»Ich hab ihm gesagt, dass wir hier sind. Um ganz ehrlich zu sein, es hat mich selbst überrascht, wie sehr er sich darüber gefreut hat«, fuhr Andreas fort.
Was? Felipe hatte sich darüber gefreut? Lisa merkte, wie sie anfing, innerlich zu beben. Genau jenes Gefühl, das sie in ihrer Ehe mit diesem Scheusal oft genug verspürt hatte. Einmal tief durchatmen und dann den Kopf einschalten! Andreas war damals noch nicht auf der Welt gewesen. Er konnte den Krieg zwischen ihr und seinem Vater gar nicht mitbekommen haben. Dieser sympathische junge Kerl meinte es sicher nur gut. Trotzdem hatte er ihren wunden Punkt erwischt.
»Andreas. Ich habe Jahre um dieses Wohnrecht gekämpft. Es ist alles, was mir diese Meute von Anwälten, die mir Ihr Vater seinerzeit auf den Hals gehetzt hat, gelassen hat. Das Wohnrecht aufgeben? Niemals! Und wenn er mir Millionen dafür bieten würde. Und selbst wenn ich für eine Taxifahrt ins Zentrum hundert Euro bezahlen müsste. Nur über meine Leiche!«
Lisa ärgerte sich darüber, dass sie sich beim Thema Felipe auch nach all den Jahren immer noch nicht unter Kontrolle hatte. Ihr schroffer Tonfall musste den armen Andreas ziemlich erschreckt haben. Richtig eingeschüchtert saß er nun da.
»Ich verstehe, dass Ihnen das Haus sehr gefällt«, sagte Mercedes und schenkte Lisa dabei ein aufmunterndes Lächeln. Dann hob sie ihr Glas. »Brindemos por la casa bonita de Lisa.« Auf das Haus, ihr schönes Haus anzustoßen, auch wenn sie es nur nutzen durfte, war eine nette Geste. Nur Andreas’ Miene wollte sich einfach nicht aufhellen.
»Salud«, sagte er trotzdem und stieß mit an.
Kapitel 3
Gott sei Dank kostete es nach wie vor nur fünfzehn Euro, um von der goldenen Meile bis zur Anlegestelle der Urbanización Benabola in Puerto Banús zu gelangen. Das Zentrum von Marbella war out. Einheimische und Residenten bevorzugten die noblen Vororte, in denen ganz anderes Publikum verkehrte als im überwiegend zubetonierten Herzen Marbellas. Sehen und gesehen werden, lautete die Devise. Hier war immer etwas los. Riesige Yachten aus aller Welt ankerten an der Muelle Benabola, einer einladenden Restaurantmeile, an der abends jeder vorbeischlenderte, der etwas auf sich hielt. Claudia hatte vorgeschlagen, sich im Rancho del Puerto, einem gemütlichen Eckrestaurant direkt an der Yachtpromenade, zu treffen. Von dort aus hatte man beides: einen guten Blick auf die schicken Boote, die vor ihnen parkenden Luxusschlitten und auf Einheimische, die gemütlich am Hafen entlangschlenderten, ohne sich dabei von Touristenhorden abschrecken zu lassen. Die Clique erwartete Lisa bereits. Claudia winkte ihr aufgeregt zu, doch Lisa hatte nur Augen für Vroni und ihren Begleiter: Donnerwetter! Fette Beute, dieser Stefan. Der Mann sah verdammt gut aus. Er musste ein wenig jünger sein als ihre Freundin. Lisa schätzte ihn auf Mitte fünfzig. In seinem Lacoste-Outfit sah er recht sportlich aus. Die karierte Hose deutete darauf hin, dass er Golf spielte. Der gesunde Teint ebenfalls. Dieses Exemplar Mann passte jedenfalls perfekt in das Marbella der Reichen und Schönen und zugegebenermaßen auch zu Vroni, jedenfalls auf den ersten Blick. Für den Bruchteil einer Sekunde verspürte Lisa den Impuls, angesichts ihres Debakels mit Reiner in Selbstmitleid zu verfallen, doch das gutgelaunte Gegröle und Gelächter von vorbeischlendernden englischen Touristen,
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