Lisa geht zum Teufel (German Edition)
seines Sohnes.
»Papá? Bist du noch dran? Ich liebe diese Frau … Versteh doch. Ich könnte ab Juli mein Büro in das Haus verlegen. Wir sind jung, gehen gerne aus. Marbella ist ideal. So schnell finden wir hier nichts Vergleichbares.«
Lisa – Marbella – Villa. Reizwörter, die Felipe nicht mehr losließen und ihn mit Erinnerungen an schöne, aber auch schlechte Tage an Lisas Seite übermannten. Felipe musste das Gespräch per Knopfdruck beenden. Er stützte sich auf das Gatter und starrte in Gedanken an vergangene Tage auf die vor ihm liegende Idylle. Doch er konnte sich damit nicht mal ansatzweise beruhigen.
Yolanda war ein Engel. Sie hatte den Kühlschrank wie jedes Jahr gut gefüllt. Genug Auswahl für einen kleinen Snack und einen entspannten Nachmittags-Sangria, der Andreas bestimmt gesprächig machen würde. Lisa hatte darauf spekuliert, dass man sich auf die Solidarität und Hilfsbereitschaft unter Frauen verlassen konnte. Sie war sich sicher gewesen, dass Mercedes ihr in der Küche helfen würde, falls sie den beiden anbot, ein paar Happen zuzubereiten. Der Plan ging auf. Außerdem schien Mercedes Spaß daran zu haben, etwas Deutsch zu üben.
»Wir haben uns vor einem halben Jahr hier in Marbella …«, setzte sie an und suchte nach dem richtigen Ausdruck. »Llegamos a conocernos …«
»Uns kennengelernt«, ergänzte Lisa, was Mercedes wiederholte, bevor sie fortfuhr: »Auf einer Party.«
»Und dann wollen Sie schon heiraten? Das geht aber schnell.«
»Heiraten?«, fragte Mercedes etwas verunsichert nach. Sie kannte das Wort offenbar nicht. Auch hier konnte Lisa aushelfen.
»Casarse«, erklärte Lisa ihr und erinnerte sich an ihre damalige Eselsbrücke beim Lernen dieses Worts. »Kaserne« klang irgendwie ähnlich, und eine Ehe, vor allem eine schlechte, hatte etwas davon.
»Ah. Si, claro, heiraten … Si … Wir wollen nicht warten. Er ist sehr amable – und gracioso.«
Liebenswert und geistreich? Vorstellbar. Ersteres hätte er aber sicher nicht von seinem Vater, überlegte Lisa und hielt Mercedes die Karaffe mit der Sangria hin. Orangenscheiben gesellten sich zu Apfelstücken und klimpernden Eiswürfeln. Vermutlich war es dieses verführerische Geräusch, das Andreas in die Küche lockte.
»Ich trage das«, bot er galant an und nahm die Karaffe an sich.
Ein echter Gentleman! War Felipe früher auch gewesen. Männer konnten sich im Laufe ihres Lebens ändern, aber eines war absolut sicher: Andreas liebte seine Mercedes. Und sie liebte ihn. Auf dem Weg nach draußen zur Terrasse klebten ihre Augen förmlich an seinem knackigen Po, der in einer Designerjeans perfekt zur Geltung kam. Nun war auch Lisa nach einer Abkühlung zumute.
»Ist Felipe immer noch so viel unterwegs?«, fragte Lisa so beiläufig wie möglich und schenkte ihren beiden Gästen dabei Sangria ein.
»Nicht mehr. Er hat sich auf Immobilien in der Hauptstadt und im Süden konzentriert. Er pendelt nur noch zwischen Madrid und Jerez«, sagte Andreas und nahm neben Mercedes Platz.
»Seine Pferdezucht …«, mutmaßte Lisa.
»Alles Glück dieser Erde liegt auf dem Rücken der Pferde«, warf Mercedes um eine korrekte Aussprache bemüht ein und lächelte zufrieden, als der Satz fehlerfrei heraus war.
»Sie kennen den Spruch?«, fragte Lisa erstaunt.
»Felipe hat ihn mir beigebracht«, erwiderte Mercedes.
»Es wundert mich, dass er überhaupt noch Deutsch spricht«, sagte Lisa.
»Meine Mutter war Deutsche, die deutschen Kunden nicht zu vergessen«, erklärte Andreas und nahm dann einen kräftigen Schluck aus seinem Glas.
Da hatte er sicher recht. Von gemeinsamen Bekannten hatte Lisa erfahren, dass Beate, Felipes zweite Frau, bei einem Autounfall ums Leben gekommen war. Da musste Andreas gerade mal vier oder fünf Jahre alt gewesen sein.
»Und Sie sind jedes Jahr hier?«, fragte er, obwohl er doch wissen musste, dass sie hier seit etlichen Jahren ihren Urlaub verbrachte. Vermutlich wollte er es nicht riskieren, dass sie auf seine Mutter zu sprechen kamen, überlegte Lisa und nippte nur an ihrem Glas, während Andreas sich im Garten umsah.
»Ist ja ganz schön hier, aber das Haus ist schon ein bisschen abgelegen, finden Sie nicht?«
»Ich genieße die Ruhe«, erwiderte Lisa und fragte sich, worauf Andreas hinauswollte.
»Haben Sie einen Leihwagen? Oder nehmen Sie jedes Mal ein Taxi?«, fragte er.
»Ein Taxi. Kostet ja nicht die Welt. Aber Sie haben schon recht. Es gibt ja kaum Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe«, gab
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