Lisa und das magische Schwert: Malum Saga non habet misericordiam (German Edition)
musste nun laut schreien, damit ihre Freunde sie verstanden. Das Rad bündelte Energie und erzeugte fast einen Orkan um sie herum.
„Sobald ihr den Rand des Rades durchschreitet, werdet ihr von einem starken Sog hineingezogen. Ohne Halt werdet ihr mit sehr hoher Geschwindigkeit so lange gezerrt, bis ihr in einem Wald landet. Dort wartet auf mich, ich werde euch als Letzte, wenn wirklich alle durch sind und Isis wieder hier ist, nachfolgen.“
Frowin war der Erste, der sich ans Rad stellte und von dem Sog erfasst wurde – und blitzschnell verschwand. Dann Ida, die noch schnell Lisas nasskalte Hand fasste, damit die gar nicht erst großartig überlegen konnte und einfach mitgezogen wurde. So nach und nach landeten alle in einer anderen Welt und warteten in einem fremden Wald, von dem sie wussten, dass hier Hexen und Hexer nicht willkommen waren und außerdem bis jetzt keiner jemals wieder lebendig herauskam, nur ihre Herrscherin Nympfjet …
I n der Stadt Lähis wurde die Hitze unerträglich. Ihre purpurnen und sonnengelben Mäntelchen, die besonderen Markenzeichen der Zwerge, trugen sie schon längst nicht mehr. In der Stadt stand die Luft, sodass sie kaum noch atmen konnten. Die Zwerge durften nicht mehr in ihr Bergwerk einfahren, das Eisen zwischen den einzelnen Felsen und im Berginnern schmolz und tropftewie von selbst aus dem Gestein. Sie wären in den Tunneln verbrannt!
Mächtig und gewaltig drückten und flossen die Tränen des Harzes schon wie kochende Lava unaufhaltsam über die Brücke.
Nach und nach zogen doch verängstigte Zwergenmütter in die Halle Rahu , um ihre Wickelzwerge zu schützen.
Der große Thronerbe und der kleine König schauten besorgt auf die Brücke, die von der schweren Last zusammenzukrachen drohte. Wenn der Zugang in die Stadt Lähis brach, konnte das erhitzte flüssige Harz ungehindert direkt in die Stadt eindringen und nahm den kleinen Bewohnern binnen Sekunden jegliche Überlebenschance.
Sie tränkten Sandsäcke im Mittelteich und stapelten diese um die Stadt, um sich noch etwas Kühlung zu verschaffen. Aber die Feuchtigkeit verdunstete sofort und ließ Lähis mit einer stickigen Luft in einer Nebelwand stehen.
„Ich weiß nicht, zu welchem Gott ich noch beten soll …!“ Der Zwergenkönig verzweifelte immer mehr. Wenn das in die Geschichte eingeht, war er dann der König, der sein Volk in den Tod führte, weil er zu sehr auf die Hilfe von außen hoffte?
„Gräm dich nicht.“ Sein treuer Freund Sordolax, dem die Flucht aus dem Zyklopenwald geglückt war und nun ständig an seiner Seite weilte, versuchte ihn aufzumuntern. „Noch ist es nicht aussichtslos. Wir haben noch die Schutzhalle, in die wir uns alle zurückziehen können. Hoffen wir einfach mal, dass es Sinith undBrokk geschafft haben, den Zahn der Herrscherin zu übergeben. Dann kommt bald Hilfe.“
Der kleine König versuchte, seine stolze und gerade Haltung, die sein Ansehen widerspiegeln sollte, einzunehmen. Doch es gelang ihm wegen der ganzen Sorge, die auf seinen Schultern lag, nicht. Er seufzte mitleiderregend schwer auf und blieb stumm.
a ls Isis mit dem Besen so sorglos durch den Schornstein flog, dachte keiner daran, dass immer noch Katzen in der Bluteiche saßen und das Haus ständig beobachteten. Und sofort sonderte sich eine aufmerksame schwarze Katze vom Baum ab und heftete sich an die Fersen der in ihren Augen verräterischen Hexe!
Mit dem Besen waren Sinith und Isis geschwind an der Stelle, wo die Hexe den Zwerg vor Tagen auffischte. Vorsichtig half sie dem Zwerg von ihrem Besen runter. „Der Wald sieht so beängstigend aus.“ Sinith sah sich erschüttert um. „Der Boden wird auch immer heißer, bald kann man keinen Schritt mehr vor den anderen setzen!“ Er hob seine Beine an und stellte fest, dass sich die Ledersohle wie Gummi langzog.
„Lass uns keine Zeit verschwenden und nach dem Rucksack suchen“, drängte Isis.
Sie suchten mit Argusaugen jeden Winkel ab. Sie hoben morsche Äste und Baumrinden auf, unter denen sie etwas vermuteten. Der Anblick des Waldes ließ ihre Herzen weinen. In dem Waldstück lebte nichts mehr, nichteinmal mehr ein winziger Grashalm. Geschweige denn Tiere. Der Wald war nicht nur tot, sondern auch still. Normalerweise zeugt Ruhe von Frieden. Hier aber wütete ein lautloser Schrei nach Vergeltung. Alles zeigte sich ihnen verdorrt und ausgeblutet. Überall drückten sich Schwefelquellen durch die Erde, die einem die Luft zum sorglosen Leben nahmen. Der
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