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Lisbeth 02 - Ein Mädchen von 17 Jahren

Lisbeth 02 - Ein Mädchen von 17 Jahren

Titel: Lisbeth 02 - Ein Mädchen von 17 Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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gelobte mir selbst, daß Erling Boor Lisbeth zum letzten Male gesehen haben sollte.
    Die Uhr war eins, als uns der Graf mit vollendeter Galanterie vor dem Hotel aus dem Auto half, uns beiden die Hand küßte und dann noch ein paar äußerst höfliche und wohlgesetzte Worte sprach.
    Wir kleideten uns schweigend aus. Aber dieses Schweigen war ein wohltuendes Schweigen: voller angenehmer gemeinsamer Erinnerungen.
    Der Abend war ein Erfolg gewesen.
    „Du darfst nicht vergessen, dir die Haut zu reinigen“, sagte ich, indem ich ihr die Reinigungscreme reichte. „Mit Puder und Creme im Gesicht zu Bett zu gehen, weißt du.“
    „Das ist wahr“, sagte Lisbeth.
    Sie trat vor den Spiegel und stand in ihrem blauen Pyjama neben mir.
    Sie betrachtete sich selbst. Dann begegneten uns im Glase unsere Augen.
    „Nun, Lisbeth?“
    „Ja? – Was nun?“
    „Ach, nichts. Ich wollte nur gern wissen, ob du dich gut unterhalten hast.“
    Lisbeth rieb sich energisch mit der Creme ein.
    „O ja. Es war sehr nett.“
    Sie wischte sorgfältig die Creme ab.
    „Ich bin schläfrig, Mutti.“
    „Das ist auch kein Wunder. Kriech nur gleich ins Bett!“
    Als sie in dem großen Bett lag, sah sie wie ein kleines Mädchen aus.
    Ich lächelte.
    „Worüber lächelst du?“
    „Du erinnerst mich an etwas.“
    „So?“
    „Ja, an dich selbst, als du bei mir deinen siebten Geburtstag feiertest und nach dem Mittagessen in meinem Bett schliefst. Das Bett war so groß, und du warst so klein. Genau wie jetzt.“
    Vielleicht machten meine Erinnerungen mich etwas sentimental. Ich beugte mich nieder, um Lisbeth auf die Wange zu küssen. Aber sie wandte sich ab und zog die Bettdecke über den Kopf.
    „Ich glaube fast, ich schlafe schon“, hörte ich sie murmeln. Da knipste ich das Licht aus und ging leise zu Bett.
    Lisbeth braucht viel Schlaf. Ich hatte schon lange wach gelegen, als sie sich rührte. Draußen schien die Sonne, ich war hellwach und hatte Kaffeedurst. Aber ich wollte Lisbeth nicht stören. Zwei Bummelabende hintereinander: da brauchte sie wirklich ihren Schlaf.
    Sie streckte sich, grunzte etwas und schlug die Augen auf. „Aha“, sagte sie und blickte sich um. „Ich wußte gar nicht, wo ich war.“
    „Guten Morgen, meine Kleine.“
    „Guten Morgen.“
    „Hungrig?“
    „Ein bißchen.“
    „Wollen wir uns Kaffee mit etwas Gebäck bestellen und unseren Appetit für einen Lunch aufsparen?“
    „Von mir aus gern. Aber ich möchte lieber Milch als Kaffee haben.“
    Das Stubenmädchen brachte uns das Frühstück ans Bett.
    „Du hast ja eine flotte Badeausrüstung“, sagte ich. „Wie wäre es mir etwas Schwimmen und nachfolgendem Lunch?“
    Lisbeth hatte nichts dagegen einzuwenden. Sie interessierte sich sehr für die Miniatur-Golfanlage in der SeebadeanstaltSaltsjöbaden, und es bereitete ihr sichtlich einen großen Genuß, in ihrer blaugetüpfelten Badeausrüstung herumzuspazieren. Dann zogen wir uns ins Hotel zurück, um ein Mittagsschläfchen zu halten.
    „Sagtest du nicht, du hättest geschäftlich in Stockholm zu tun?“ fragte Lisbeth plötzlich.
    „Ja, offiziell“, sagte ich. „Aber, mein Gott, Lisbeth, weshalb soll ich vor dir Komödie spielen? Du weißt ja recht gut, daß es nur ein Vorwand war.“
    Lisbeth kniff den Mund zusammen. Und jetzt machte ich eine Riesendummheit.
    „War es gestern vielleicht nicht sehr gemütlich, Lisbeth?“ sagte ich. „Siehst du nicht ein, daß man sich auch ohne Flirt und übertriebenen Alkoholgenuß amüsieren kann?“
    Da sah Lisbeth rot.
    „Ach so. Deshalb hast du das alles eingefädelt? Du wolltest mich auf bessere Gedanken bringen? War das der Zweck der Übung? Da kann ich dir nur sagen, daß es mindestens ebenso glänzend war, als ich mit Erling in Göteborg ausging. Das tat ich nämlich. Und gestern dachte ich die ganze Zeit, wie wundervoll es hätte sein können, wenn ich mit Erling in ,Bellmannsro’ gewesen wäre.“
    „Lisbeth…“ Ich fühlte mich ganz verzagt. Wie konnte ich Lisbeth nur beikommen? „Ist Erling Boor denn in deinen Gedanken so fest verankert, Lisbeth?“
    „Du zweifelst wohl noch immer, daß es zwischen Erling und mir Ernst ist?“
    „Sag mir nur eines, Lisbeth! Was findest du denn an Erling Boor eigentlich so überwältigend?“
    „Überwältigend? Es macht Spaß, mit ihm zusammen zu sein – und er ist erwachsen – das ist doch etwas anderes als der Verkehr mit den Jungen, wie ich ihn früher gekannthabe – und – aber ich kann dir doch unmöglich

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