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Lisbeth 02 - Ein Mädchen von 17 Jahren

Lisbeth 02 - Ein Mädchen von 17 Jahren

Titel: Lisbeth 02 - Ein Mädchen von 17 Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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nicht ein, ich hätte nicht Lunte gerochen, als die plötzliche Einladung von Eldbjörg kam – dann werde ich von Göteborg weggeschleppt, und nun fassest du innerhalb einer halben Stunde den Entschluß, mit mir wieder nach Hause zu hetzen!“
    Ich war jetzt so müde und erschöpft, daß ich zornig wurde. „Jawohl! Und wem anders als dir selbst hast du das zu verdanken? Ich will dir sagen, Lisbeth, daß ich es nachgerademüde werde, dir zuzureden, in der Hoffnung, du würdest schließlich doch noch Vernunft annehmen.“
    „Dann laß es doch bleiben! Ich habe weiß Gott nichts dagegen.“
    „Ich habe es jedenfalls satt, deine Unverschämtheiten zu hören. Die Freimütigkeit, die du dir erlauben konntest, solange alles zwischen uns war, wie es sein sollte, nimmt sich jetzt sehr schlecht aus. Ich verlange von dir einen höflichen Ton, und ich verlange, daß du dich künftig nach unseren Wünschen richtest! Begreifst du das?“
    „Ich begreife nur eines; wenn ich verhext bin, so bin ich es nicht allein! Und ich begreife, daß ich mich nach einer Stellung umsehen muß, damit ich von zu Hause fortkomme. Je eher, je besser! – Es ist nicht auszuhalten, wenn ihr anfangt, die strengen Eltern zu spielen – es ist nur lächerlich – nur lächerlich! Hörst du es?“
    Ich merkte, daß ich die Hand erhoben hatte. Aber ich beherrschte mich. Lisbeth hatte es indessen doch gesehen. Und plötzlich fing sie wieder an zu weinen. Wie Bäche stürzten ihr die Tränen aus den Augen.
    Kleine Lisbeth! Wenn ich nur ein bißchen klüger gewesen wäre, dann hätte ich begriffen, warum du weintest! Der Zweifel und die Unruhe hatten sich bei dir eingeschlichen. Tief im Unterbewußtsein warst du dir darüber klar, daß Heming und ich recht hatten, und deshalb warst du trotzig, deshalb weintest du aus ohnmächtiger Wut.

14
     
     
    Der Zug rollte durch den Sommerabend. Lisbeth lag im Oberbett, ich im Unterbett. Kein Wort wurde zwischen uns gewechselt. Ich erinnerte mich, wie Lisbeth schon einmalin einem Oberbett gelegen hatte. Das war vor zehn Jahren in der blauen Kammer der Berghütte gewesen. Ich sah die kleine blaugewürfelte Gestalt vor mir, wie sie die Leiter hinauf und herunter kroch, und ich hörte die fröhliche kleine Stimme, die so glücklich und vertrauensvoll geplappert hatte.
    Lisbeth war auch jetzt in Blau gekleidet. In ihrem flotten hellblauen Seidenpyjama kletterte sie die Leiter ins Oberbett hinauf. Aber weder von einem Lächeln noch von vertrauensvollem Plaudern war etwas zu merken.
    Es war ein qualvolles Schweigen. Wir lagen jede in ihrem Bett und wußten, daß die andere nicht schlief. Und es war warm im Abteil. Ich hatte Kopfschmerzen. Erleichtert atmete ich auf, als es Morgen wurde. Ich erhob mich zuerst, wusch und machte mir das Haar.
    „Ich warte auf dich im Gang, Lisbeth. Wir gehen dann zum Frühstück in den Speisewagen.“
    „Danke. Ich bin nicht hungrig.“
    „Wie du willst.“
    Ich machte keinen Versuch, ihr zuzureden. Ich kenne den Appetit meiner Tochter und weiß sehr gut, wie sie in den nächsten Stunden bis zu unserer Ankunft daheim leiden mußte.
    Aber ich ließ sie leiden. Wollte sie hungrig und trotzig im Abteil herumsitzen, so sollte sie es nur ruhig tun.
    „Hat man wohl so etwas gesehen?“ rief Marianne. „Vorgestern bist du abgereist, und jetzt bist du schon wieder hier!“
    „Ja“, sagte ich. „Und dabei war ich sowohl in Göteborg als auch in Stockholm. Wie geht es Peik?“
    „Gut. Wir sind nur stark im Zweifel, ob wir, wenn wir einmal groß sind, lieber Chauffeur oder Flieger werden sollen. Er hat mir auch erzählt, Brautführer zu sein sei dumm. Er ist aber bereit, auf meine Hochzeit zu kommen – vorausgesetzt, daß es Eis zum Nachtisch gibt.“
    Marianne wandte sich an Lisbeth. „War’s schön in Göteborg, Lisbeth?“
    Lisbeth murmelte etwas und verschwand. Sie nahm direkten Kurs auf die Speisekammer. Marianne und ich wechselten einen Blick, und ich seufzte. In den nächsten Stunden aber belegte mich Peik völlig mit Beschlag.
    Ich wurde aus Lisbeth nicht klug. In der Woche, die nun folgte, blieb sie stumm und verschlossen, und sie nahm sichtlich ab. Sie hielt sich soweit wie möglich in der Nähe des Telefons. Aber der Anruf, auf den sie wartete, schien nicht zu kommen.
    „Das arme Mädchen“, sagte Marianne. „Sie leidet sehr, Steffi.“
    „Natürlich leidet sie. Glaubst du, ich weiß das nicht? Sie ist schlimm gegen Heming und mich, aber tausendmal schlimmer gegen sich

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