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Lisbeth 02 - Ein Mädchen von 17 Jahren

Lisbeth 02 - Ein Mädchen von 17 Jahren

Titel: Lisbeth 02 - Ein Mädchen von 17 Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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beschreiben, wie es ist, wenn man sich verliebt hat. Das mußt du doch selber wissen!“
    „Hast du jemals gehört, daß Liebe blind macht?“
    „Ja, aber ich bin Erling gegenüber durchaus nicht blind, wenn du das damit sagen willst. Ich weiß sehr wohl, daß er viel erlebt hat und – und… nun ja, so allerlei – aber deshalb kann er doch sehr gut einmal die Richtige finden. Und ich bin die Richtige für ihn.“
    „Lisbeth, hör einmal zu. Erinnerst du dich noch, wie er sich über die Zwangseinweisungen äußerte? Weißt du noch, wie idiotisch er über England sprach? Findest du, daß er recht hatte?“
    „Er wird doch wohl noch seine Meinung sagen dürfen. Oder nicht?“
    Lisbeth war ein Bild des verzweifelten Trotzes.
    „Jawohl. Aber hast du irgendwelchen seelischen Kontakt mit einem Mann, dessen Meinung in einem direkten Gegensatz zu deiner eigenen steht?“
    „Seelischen Kontakt? Fängst du jetzt an, von Seele zu sprechen? Erling hat mich gern, und ich habe ihn gern. Das dürfte wohl genügen. Und es nützt dir nicht das geringste, wenn du mir das auszureden suchst – daß du es nur weißt! Und wenn du mich auch mit Gewalt nach Stockholm schleppst und mich mit gutem Essen vollstopfst und mit flotten Kleidern bestichst, so erreichst du damit gar nichts. Du hast zwar die Macht, mich zu zwingen, aber du bewirkst damit nur, daß ich noch viel mehr darauf brenne, mit Erling zusammenzukommen. Und wenn ich wieder zu Hause bin, dann tue ich es auch. Ich sollte auf das Ausgehen verzichten, solange noch Schule war. Jetzt sind Ferien, und dieser Vorwand gilt nicht mehr. Ich…“
    „Lisbeth“, sagte ich, und ich war so verzweifelt, daß mir die Worte unkontrolliert aus dem Munde strömten. „Wenn du glaubst, daß wir ruhig zusehen, wie du dich einem gewissenlosen Bummelanten in die Arme wirfst, dann irrst du dich! Erling Boor ist gut bekannt, und seine Taten sind von einer Art…“
    „Ich dulde es nicht, daß du über meine Freunde herziehst!“
    „Schweig still, Lisbeth! Jetzt rede ich! Ich verbiete dir, daß du dich mit dem Burschen jemals wieder triffst! Ich habe gesehen, was der Verkehr mit ihm aus dir gemacht hat! Affektiert und albern und unmanierlich bist du geworden! Du bist rein verhext! Weder Vater noch ich kennen dich mehr. Wir haben gehofft, es werde vorübergehen, wir haben uns bemüht, dich zu verstehen…“
    Wir hatten uns beide erhoben und standen uns Angesicht in Angesicht gegenüber. Lisbeths Augen flammten. Sie bebte vor Wut.
    „O ja! Das nenne ich wahrhaftig verstehen! Ihr klebt dermaßen an eurer kleinbürgerlichen Welt, daß ihr den Gedanken nicht zu ertragen vermögt, ich könnte eine gute Partie machen!“
    „Lisbeth, sage mir eines, bitte! Bist du mit Erling Boor verlobt? Hat er dir einen Heiratsantrag gemacht?“
    „Quatsch! Man macht heutzutage keinen Heiratsantrag mehr.“
    „Bist du bei ihm zu Hause gewesen? Hast du seine Eltern kennengelernt? – Da siehst du es! – Aber Hüttentouren schlägt er dir vor! Und er kommt nach Schweden gejagt, um mit dir einen Bummel zu machen. Findest du nicht, daß sein ganzes Auftreten dir gegenüber eine grenzenlose Beleidigung ist? Du darfst ,vielleicht’ sein Schiff taufen. Weshalbvielleicht’? Das sollte doch wohl nicht eine Bestechung sein, Lisbeth? Was verlangt er denn als Gegenleistung? Er macht ein siebzehnjähriges Mädchen betrunken.“
    „Fang nicht immer davon an, daß ich betrunken war! Es war ein Unglück, und dafür konnte Erling nichts! Und du bist so altmodisch und verdrehst alles dermaßen – daß – daß – “ Ihre Stimme brach, und sie begann hemmungslos zu weinen.
    Während Lisbeth sich ausweinte, ging ich an das Telefon und erkundigte mich, ob es möglich sei, noch am selben Abend Plätze für das Flugzeug nach Oslo zu bekommen. Das Flugzeug war ausverkauft, aber der Portier besorgte Fahrkarten für den Nachtzug. – Einen Grund zur Verlängerung des Aufenthaltes in Schweden sah ich nicht. Er war zur Genüge nervenzerrüttend gewesen. Wir packten unsere Koffer, und mit Rücksicht auf Lisbeths vom Weinen gerötetes und geschwollenes Gesicht bestellte ich das Essen auf das Zimmer.
    Es wurde ein ungemütliches Abendessen.
    Lisbeth war während der Mahlzeit stumm.
    Als das Stubenmädchen abgeräumt hatte, blieb uns immer noch eine halbe Stunde bis zum Aufbruch. Da brach sie los: „Ich muß schon sagen, du hast deine Sache großartig gemacht! Zuerst sollte ich auf Tod und Leben von zu Hause weg – bilde dir nur

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