Listiger Freitag
den Zorn zu unterdrücken, den dieser Jakem in ihm entfachte. Eine Sekunde lang hatte er den Bürger tatsächlich umbringen wollen, und wäre Fred verletzt oder gar getötet worden, er hätte es wohl getan.
»Tee«, sagte Susi. »Muss dick und dunkel sein, oder er ist nicht gut.«
Arthur schüttelte den Kopf. Ihm wurde klar, dass er wieder müde war. Nach der Belagerung der Zitadelle hatte er zwar ordentlich geschlafen, aber das war mindestens zwanzig Stunden her.
Keine Zeit zu schlafen, dachte er mit einem Seitenblick auf Fred. Ugham war zu dem Jungen hingegangen, um nach ihm zu sehen. Jetzt zeigte er mit dem Finger auf dessen Brustkorb und nickte, um Arthur zu bedeuten, dass das Pfeiferkind atmete.
Schlafen kann ich, nachdem … nachdem was? Nicht daran denken … denk an das, was getan werden muss …
»Also gut«, sagte Arthur. »Jakem, zwei Ihrer Bürger sollen Fred mitsamt seinem Sessel aus der Presse tragen! Sie können ihn dort drüben abstellen. Haben Sie die Wahrheit gesagt, was den Zauber mit dem Goldblatt angeht?«
»Jawohl, Lord Arthur!«, versicherte Jakem. »Digby, Hurrent, holt Herrn Fred aus der Presse! Rasch jetzt, ihr Tölpel!«
»Brauchen Sie irgendetwas, um den Zauber durchzuführen?«, fragte Arthur.
»Nein, das ist eine simple Angelegenheit«, erwiderte Jakem. »Wenn ich das Goldblatt halten dürfte?«
Arthur langte in seine Jacke und zog das Kristallprisma mit dem Goldkörnchen heraus.
»Führen Sie nur den Zauber aus, den ich will!«, warnte Arthur Jakem, als er es ihm gab. »Ich will es benutzen können, um den Fünften Teil des Vermächtnisses zu finden.«
»Jawohl, Sir, ich verstehe«, sagte Jakem. »Es müsste funktionieren, wie Ihr es wünscht: Dieses Goldblatt hier wird den größeren Teil, der bei der Erschaffung des Vermächtnisses verwendet wurde, rufen.«
»Ich will aber nicht, dass es sich auf Dame Primus ausrichtet«, fügte Arthur hinzu. »Das ist die gegenwärtige Gestalt von Teil Eins bis Vier des Vermächtnisses.«
»Es wird auf den Teil des Vermächtnisses zeigen, der gerade am nächsten ist«, erklärte Jakem. »Vorausgesetzt natürlich, bei diesem Goldkörnchen handelt es sich tatsächlich um einen Teil des größeren Ganzen, das die Architektin benutzt hat.«
»Er redet eine ganze Menge, was?«, meinte Susi. »Du solltest ihn ein bisschen pieksen, Arthur, zur Ermunterung.«
»Nicht mit dem Schlüssel«, antwortete Arthur. »Es braucht nur eine Berührung, um ihn zu töten.«
»Bitte, Lord Arthur!«, bettelte Jakem kriecherisch. »Wenn ich mich einen Moment lang konzentrieren dürfte?«
Arthur nickte und warf Susi einen Blick zu, den diese ganz richtig verstand. Sie zuckte wortlos die Schulter, lächelte und ging zu Fred hinüber, den man soeben von der Presse weggebracht hatte.
Jakem zog ein großes Stück steifes Papier aus einer der Taschen seines Gewandes und legte es auf den Boden; das Kristall setzte er in die Mitte. Anschließend nahm er aus einer anderen Tasche einen Federkiel und ein kleines Fläschchen Aktivtinte, kauerte sich auf die Knie, benetzte rasch die Feder mit Tinte und schrieb rings um den Kristall mit fremden Buchstaben geschwind vier Wörter auf das Papier. Sie waren kaum geschrieben, als sie schlängelnd und schimmernd wie seltsame Meereslebewesen von dem Papier aufstiegen. Jakem schwang in ritueller Weise die Feder über ihnen, und die Worte drangen in den Kristall ein und schrumpften, bis sie schließlich nicht mehr zu sehen waren.
Der Pressenmeister schnupperte, schraubte den Deckel wieder auf die Tinte, verstaute Feder und Fläschchen in einer Tasche und stand auf.
»Wohlan, es ist vollbracht«, verkündete er.
»Das war’s?«, fragte Arthur. »Okay, Sie heben es auf!«
»Ich würde nicht wagen, etwas gegen Euch zu versuchen, Milord –«, versicherte Jakem.
»Dann heben Sie es auf!«, schnitt ihm Arthur das Wort ab. »Und geben Sie es einem Ihrer Bürger! Der kann es dann mir geben.«
»Besser mir, Arthur«, sagte Susi misstrauisch. »Dann kannst du ihn durchbohren, falls irgendwas nicht ganz geheuer damit ist.«
»Ich habe den Zauber genau so durchgeführt, wie es mir gesagt wurde!«, beteuerte Jakem in weinerlichem Ton. Er bückte sich und hob den Kristall auf. »Digby! Komm her!«
Der Bürger Digby kam herübergerannt und hielt vor Arthur unterwürfig inne, bevor er den Kristall von Jakem entgegennahm. Nichts Eigenartiges geschah, auch nicht, als er ihn an Susi weitergab. Sie hielt den Kristall hoch und besah sich
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