Listiger Freitag
Er richtete sich in seinem Sessel auf, was ihm beträchtliche Mühe abverlangte. Es fühlte sich an, als ob man ihm einen Sack Zement auf Rücken und Brust gebunden hätte.
»Wir sind bloß pragmatisch«, hielt ihm Jakem entgegen.
»Und da ich das weiß, habe ich nichts von dem Tee getrunken.«
Schnaufend stand Arthur auf. Auch Jakem schnappte nach Luft.
»Ich wette, meine Freunde haben auch nichts getrunken«, fügte Arthur hinzu. Er machte sich nicht die Mühe, in die Runde zu sehen, und er hörte auch keine Antwort. Aber selbst wenn das stimmte und die anderen den Tee nicht getrunken hatten, würden sie wahrscheinlich von den Kräften der Presse still an ihren Plätzen kleben.
»Ihr könnt nicht aufstehen!«, protestierte Jakem. »Die Presse wurde von der Architektin geschaffen! Sie hat noch nie dabei versagt, Widerspenstige festzuhalten!«
»Das hier wurde auch von der Architektin geschaffen«, sagte Arthur. Er machte einen Schritt in Jakems Richtung. Dabei zog er den Schlüssel und zwang ihn durch seine Willenskraft, sich in das Rapier zu verwandeln. Einen Moment lang dachte er, es würde nicht klappen, dann wuchs der Marschallstab, fing an zu schimmern und wurde zu der dünnen Silberklinge, deren elegante Spangen am Heft sich um Arthurs Faust legten.
»Halten Sie die Presse an!«, befahl Arthur. Er machte noch einen Schritt, direkt auf Jakem zu. Das Gehen schmerzte. Jeder Muskel in Beinen, Rücken und Armen fühlte sich an, als würde er unter den Fingern eines grausamen Masseurs verdreht. Aber Arthur war auch früher schon weitergegangen, wenn er keine Luft zum Atmen hatte und ihn nur seine Entschlossenheit vorantrieb. Diesmal hatte er nur Schmerzen, keinen Atemmangel.
»Aber das könnt Ihr nicht!«, protestierte Jakem noch einmal. »Es kann einfach nicht sein, dass Ihr hinausgeht!«
Arthur gab ihm keine Antwort. Er machte einen weiteren Schritt und fletschte vor Anstrengung die Zähne. Seine Arme und Beine zitterten, aber er zwang sich vorwärts. Nur noch vier Schritte, und er wäre von der Bodenplatte herunter – und Jakem in Reichweite seines Rapiers, falls der Bürger nicht flüchtete.
»Möglicherweise waren wir etwas vorschnell«, sagte Jakem.
Noch drei Schritte.
»Es ist uns befohlen worden, müsst Ihr verstehen. Wir müssen Befehle befolgen.«
Arthur biss die Zähne zusammen. Es waren nur noch zwei Schritte, aber er konnte den Fuß nicht heben, es war einfach zu schwer. Stattdessen schob er ihn vorwärts und gab ein Geräusch von sich, das in seinen Ohren wie ein schmerzerfülltes Stöhnen klang, doch für Jakem hörte es sich wie ein wütendes Knurren an.
»Haltet die Presse an!«, schrie der Bürger. »Lord Arthur, wir bitten demütigst um Verzeihung!«
Arthur schob den anderen Fuß von der Bodenplatte. Augenblicklich fiel das Gewicht von ihm ab, so plötzlich, dass er einen ungewollten Satz nach vorn machte und die Spitze seines Rapiers auf Jakems Gesicht zuflog. Arthur gelang es gerade noch, das Handgelenk zu drehen: Die Spitze verfehlte die Stirn des Bürgers um fünf Zentimeter und stieß ein sauberes Loch durch seinen Papierhut.
Jakem fiel auf den Boden, während Arthur sich abfangen konnte und das Rapier stoßbereit vor sich hielt; auf der Mitte der Klinge steckte noch der Hut des Bürgers. Arthur streifte ihn ab und warf einen Blick über die Schulter: Susi kam gerade an seine Seite geeilt, das Messer in der Hand; Ugham war von der Presse gesprungen und sah mit erhobenem Speer zu den Bürgern auf der gewundenen Galerie empor; nur Fred saß noch in seinem Sessel, reglos und mit starrem Blick.
Vielleicht ist er tot, dachte Arthur und wurde von plötzlicher Angst ergriffen. Er ist arglos genug, um hier Tee zu trinken …
»Stehen Sie auf!«, befahl Arthur. Er tippte Jakem mit dem Rapier an den Kopf. »Schaffen Sie jemanden herbei, der Fred ein Gegenmittel verabreicht!«
Jakem rappelte sich unsicher auf und faltete demütig die Hände.
»Es gibt kein Gegenmittel –«
Arthur knurrte und zog die Hand zurück, bereit, mit dem Rapier zuzustoßen.
»– aber es ist nur ein Schlafmittel!«, redete Jakem eilig weiter. »Ein kleiner Schläfrigmacher, mehr nicht. Euer Freund wird binnen einer Stunde aufwachen!«
»Zu vertrauensselig, der Junge«, bemerkte Susi. »Hätte wissen müssen, dass man keinen Tee trinken soll, wo man durchgucken kann.«
»Was?«, fragte Arthur. Seine Hand zitterte – aber nicht von der Anstrengung, die Presse zu verlassen, sondern von der Anstrengung,
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