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Literaturgeschichte der USA

Literaturgeschichte der USA

Titel: Literaturgeschichte der USA Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Klarer
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ähnliche Ansätze wie die Bildhaftigkeit von poetischer Sprache kreisen.
    So stilisiert auch
Hart Crane
(1899–1932) im monumentalen Gedicht
The Bridge
(1930) die Ende des 19. Jahrhunderts fertiggestellte Brücke zwischen Brooklyn und Manhattan zur Apotheose der amerikanischen Moderne. In vielen Aspekten dieses Gedichts drängen sich Parallelen zu Eliots
The Waste Land
auf. Auch Crane arbeitet mit klassischen, teilweise an Dante und die italienische Renaissance angelehnten Elementen wie einer U-Bahn-Fahrt, die an die Unterweltsfahrten des klassischen Epos erinnert. Zusammenhaltendes Element des Gedichtes ist das Konzept der Brücke, die sowohl literarische Metapher als auch reale Manifestation des Aufbruchs in die Moderne darstellt. Im gebetartigen, dem Gedicht vorangestellten «Proem» bezeichnet Crane die Brooklyn Bridge als «harp and altar»[ 95 ], die dieses neue Amerika besingt und gleichzeitig zum Kultort stilisiert.
    Neben diesen Erneuerungsbewegungen in Roman und Lyrik rund um den Ersten Weltkrieg erfuhr auch das amerikanische Drama eine Neuentwicklung bzw. begann sich das amerikanische Drama erst in dieser Zeit als ernst zu nehmende Gattung zu etablieren. Im 18. und 19. Jahrhundert war der theaterfeindliche Puritanismus ein hemmender Faktor, sodass das Theater in Amerika vor allem von europäischen, genauer gesagt britischen Importen abhing. Als diese Ader zum ungeliebten Mutterland während des Unabhängigkeitskrieges teilweise durch Verbote gewaltsam unterbunden wurde, fand das Theater im 19. Jahrhundert vor allem in Form von melodramatischen Adaptionen von erfolgreichen Klassikern wie Shakespearestücken oder Umsetzungen von Prosatexten wie
Uncle Tom’s Cabin
oder «Rip van Winkle» eine gewisse Weiterführung. Erst mit
Eugene O’Neill
(1888–1953), der aus einer Schauspielerfamilie stammte, die in der Adaptionstradition des späten 19. Jahrhunderts mitBühnenversionen des
Grafen von Monte Christo
zu einer gewissen Berühmtheit gelangt war, wird das amerikanische Drama als ernst zu nehmende Gattung aus der Taufe gehoben. Zu den wichtigsten Dramen O’Neills zählt das 1920 uraufgeführte Stück
The Emperor Jones
. Brutus Jones, ein entflohener afro-amerikanischer Sträfling, erlangt und verliert schließlich die Macht über eine westindische Insel. Auf der Flucht vor seinen Verfolgern durchlebt Brutus einen Abstieg in die Abgründe der Psyche. Das Stück ist auf vielfältige Weise dem Interesse an Psychoanalyse und dem Unterbewussten verpflichtet.
    Jones’ Flucht wird zu einem psychologischen Regress, in dem persönliche und kollektive Bilder an die Oberfläche treten und Brutus mental verfolgen. Brutus glaubt sich in diesen halluzinatorischen Sequenzen in der Sklaverei des 19. Jahrhunderts oder im Afrika seiner Vorfahren und taucht dabei schrittweise von seiner persönlichen Vergangenheit in ein kollektives Unterbewusstes ein. Hierbei ist O’Neill von zwei Seiten beeinflusst: durch die Archetypenlehre des Tiefenpsychologen C. G. Jung, der das Menschliche in kollektiven übergreifenden Urbildern zu fassen glaubt, und durch die am Dionysischen orientierte Theatervorstellung Nietzsches, von der sich O’Neill eine mythischkultische Erneuerungsmöglichkeit des modernen Dramas verspricht. Beide Elemente werden von O’Neill nicht nur in
The Emperor Jones
, sondern auch in seinen anderen Dramen vielfältig verwoben. So arbeitet er teilweise auch mit Masken als Rückgriff auf das dionysische griechische Theater der Antike, um mit Darstellungsmöglichkeiten für die entfremdete Identität des modernen Menschen zu experimentieren.
    O’Neill benutzt in
The Emperor Jones
auch expressionistische Elemente wie die ständig anschwellenden Trommeltöne, die von Beginn des Stückes an den Herzschlag bzw. die nahende Verzweiflung des Protagonisten auf expressionistische Art spiegeln. Als eines der ersten oder sogar das erste wichtige amerikanische Drama des 20. Jahrhunderts sticht
The Emperor Jones
durch die Wahl eines Afro-Amerikaners als Protagonisten hervor. Hierbei vollführt O’Neill sicherlich eine gefährliche Gratwanderung zwischen Rassenstereotyp und Erneuerung des dramatischenGenres in den USA. Problematisch aus heutiger Sicht ist hier die in seinen stereotypen, primitiv-psychologischen Dispositionen verhaftete Figur des Afro-Amerikaners Brutus, der unter Druck zivilisatorische Rationalität schrittweise zugunsten einer animalischen Irrationalität abzulegen scheint. O’Neills
The Emperor Jones
ist

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