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Little Bee

Little Bee

Titel: Little Bee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Cleave
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vor meinem Gesicht, als könnte ich mich damit vor der Kugel schützen, die mich treffen würde. Ich rannte, krümmte mich wie ein Hund vor der Peitsche, doch die Kugel kam nicht. Der Anführer der Soldaten rief einen Befehl, und der Mann nahm das Gewehr herunter. Alle Soldaten standen da, die Hände an der Seite, und schauten zu mir.
    Charlie und ich trafen uns auf halbem Weg zwischen der Felsspitze und den Soldaten. Ich kniete mich hin und breitete die Arme aus. Sein Gesicht war verzerrt vor Angst, und ich hielt ihn fest, während er an meiner Brust weinte. Ich wartete, dass mich die Soldaten holten, doch sie kamen nicht. Der Anführer stand da und schaute zu, und ich sah, dass er sich das Gewehr wieder umgehängt hatte und sich am Kopf kratzte. Dann sah ich Sarah, die Hände hinter dem Kopf, wie sie schrie, man solle sie loslassen, während einer der Soldaten sie festhielt.
    Es dauerte lange, bis Charlie aufhörte zu schluchzen und den Kopf hob. Ich schob die Batman-Maske ein bisschen zurück, damit ich sein Gesicht sehen konnte, und er lächelte mich an. Ich lächelte zurück, in diesem Augenblick, den mir der Anführer der Soldaten gewährte, dieser einen Minute der Würde, die er mir, ein Mensch einem anderen, bot, bevor er seine Männer über den harten Sand schicken würde, um mich zu holen. Hier war er endlich: der stillste Teil des Spätnachmittags. Ich lächelte Charlie an und begriff, dass er frei sein würde, selbst wenn ich es nicht war. Auf diese Weise würde das Leben in mir ein Zuhause in ihm finden. Es war kein trauriges Gefühl. Ich spürte, dass mein Herz leicht davonflog wie ein Schmetterling, und dachte, ja, das ist es, etwas in mir hat überlebt, etwas, das nicht mehr weglaufen muss, weil es mehr wert ist als alles Geld der Welt, und seine Währung, sein wahres Zuhause, ist das Leben. Nicht nur das Leben in diesem oder jenem Land, sondern das geheime, unwiderstehliche Herz des Lebens. Ich lächelte Charlie an und wusste, dass die Hoffnungen der ganzen Menschenwelt in eine einzige Seele passten. Das ist ein guter Trick. Man nennt es Globalisierung.
    »Alles wird gut für dich, Charlie«, sagte ich.
    Doch Charlie hörte nicht zu - er kicherte schon wieder und strampelte und wollte hinunter. Er schaute über meine Schulter zu den einheimischen Kindern, die noch immer an der Felsspitze in der Brandung spielten.
    »Lass mich los! Lass mich los!«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, Charlie. Heute ist es sehr heiß. Du kannst nicht in deinem Kostüm herumlaufen, sonst wirst du gekocht, ganz ehrlich, und dann kannst du nicht mehr für uns gegen die Bösen kämpfen. Zieh jetzt dein Batmankostüm aus, jetzt gleich, und dann bist du du selbst und kannst dich im Meer abkühlen.«
    »Nein!«
    »Bitte, Charlie, du musst es tun. Es ist wichtig für deine Gesundheit.«
    Charlie schüttelte den Kopf. Ich stellte ihn in den Sand und kniete mich neben ihn und flüsterte ihm ins Ohr: »Charlie, weißt du noch, dass ich dir versprochen habe, dir meinen richtigen Namen zu sagen, wenn du dein Kostüm ausziehst?«
    Charlie nickte.
    »Willst du meinen richtigen Namen immer noch wissen?«
    Charlie neigte den Kopf zur Seite, so dass beide Fledermausohren umklappten. Dann neigte er ihn zur anderen Seite. Schließlich schaute er mich an.
    3»Wie ist dein richtiger Name ?«, flüsterte er. Ich lächelte. »Ich heiße Udoh.«
    »Uuh-dooh?«
    »Genau. Udoh bedeutet Frieden. Weißt du, was Frieden ist, Charlie?« Er schüttelte den Kopf.
    »Frieden ist eine Zeit, in der alle Leute ihren richtigen Namen sagen können.«
    Charlie grinste. Ich schaute über meine Schulter. Die Soldaten kamen jetzt über den Sand auf uns zu. Sie gingen langsam, die Gewehre auf den Sand gerichtet, und während sie gingen, rollten die Wellen heran und brachen sich eine nach der anderen auf dem Strand, sie hatten das allerletzte Ende ihrer Reise erreicht. Die Wellen rollten und rollten, und ihre Macht nahm kein Ende, sie waren kalt genug, um ein junges Mädchen aus seinen Träumen zu wecken, und laut genug, um die Zukunft zu erzählen und neu zu erzählen. Ich senkte den Kopf und küsste Charlie auf die Stirn. Er starrte mich an.
    »Udoh?«, fragte er.
    »Ja, Charlie?«
    »Ich zieh jetzt mein Batmankostüm aus.«
    Die Soldaten hatten uns fast erreicht.
    »Mach schnell, Charlie«, flüsterte ich.
    Zuerst nahm Charlie die Maske ab, und die einheimischen Kinder keuchten auf, als sie seine blonden Haare sahen. Ihre Neugier war größer als ihre Angst vor

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