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Little Brother

Little Brother

Titel: Little Brother Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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verschwunden, um das hier zu schreiben. Glaubts uns, die Verdeckten sind überall. Wenn ihr zum Jammen geht, dann haltet die Augen offen und seid immer auf dem Sprung, falls es Probleme gibt. Wenn sie euch erwischen, versucht es auszusitzen die sind so beschäftigt dass sie euch vielleicht einfach wieder gehen lassen.
    > Und nur wegen uns sind die so beschäftigt! Die ganzen Leute im Truck waren bloß wegen unseren Störaktionen da. Also: weiterjammen!
    Ich hatte das Gefühl, ich müsse mich übergeben. Diese vier Leute - Kinder, die ich nie gesehen hatte -, die wären fast für immer verschwunden wegen einer Sache, die ich angeleiert hatte.
    Wegen einer Sache, die ich ihnen aufgetragen hatte. Ich war kein bisschen besser als ein Terrorist.
    [x]
    Dem DHS wurde die Budgetanforderung bewilligt. Der Präsident war im Fernsehen zusammen mit dem Gouverneur, um uns zu erzählen, dass für Sicherheit kein Preis zu hoch sei. Wir mussten es am nächsten Tag in der Schulaula ansehen. Mein Dad war begeistert. Er hatte den Präsidenten seit dem Tag seiner Wahl gehasst, weil er fand, der sei kein Stück besser als der Typ vor ihm, und der sei ja wohl ein Totalausfall gewesen; aber jetzt fiel ihm nichts anderes mehr ein als zu erzählen, wie entschlossen und dynamisch der Neue doch sei.
    "Sei nicht so hart mit deinem Vater", sagte Mom eines Abends zu mir, als ich von der Schule heimkam. Sie hatte in letzter Zeit möglichst viel von zu Hause gearbeitet. Mom ist eine freiberufliche Übersiedelungsexpertin und hilft englischen Landsleuten, sich in San Francisco einzugliedern. Die UK High Commission bezahlt sie dafür, E-Mails von entgeisterten Briten im ganzen Land zu beantworten, die nicht damit klarkommen, wie völlig durchgeknallt wir Amerikaner sind. Sie verdient also ihr Geld damit, Amerikaner zu erklären, und sie sagte, dass es in diesen Tagen besser sei, das von daheim zu tun, wo sie keinem Amerikaner leibhaftig begegnete oder mit ihm sprechen müsste.
    Ich hab keine Illusionen über Großbritannien. Okay, Amerika ist vielleicht bereit, die Verfassung in die Tonne zu treten, sobald irgendein Dschihadist uns schief anguckt; aber wie ich in meinem freien Gesellschaftskunde-Projekt in der Neunten gelernt habe, haben die Briten noch nicht mal eine Verfassung.
    Und sie haben Gesetze, die dir die Haare auf den Zehen kräuseln: Sie können dich da für ein ganzes Jahr in den Knast stecken, wenn sie wirklich total sicher sind, dass du ein Terrorist bist, ohne das aber beweisen zu können. Aber wie können sie so sicher sein, wenn sie keine Beweise haben? Wie kommen sie dazu? Haben sie dich in einem total lebendigen Traum dabei beobachtet, wie du terroristische Akte begehst?
    Und die Überwachung in Großbritannien ließ Amerika wie nen blutigen Anfänger aussehen. Der durchschnittliche Londoner wird 500 Mal am Tag fotografiert, einfach dabei, wie er die Straße entlangläuft. Jedes Nummernschild wird an jeder Ecke des Landes fotografiert. Jeder, von den Banken bis zum Verkehrsunternehmen, ist total heiß drauf, dich zu tracken und dich zu verpetzen, wenn du auch nur im entferntesten verdächtig wirkst.
    Aber Mom sah das nicht so. Sie hatte Großbritannien vor dem Highschool-Abschluss verlassen und war hier nie heimisch geworden, obwohl sie einen Jungen aus Petaluma geheiratet und einen Sohn hier großgezogen hatte. Für sie war dies hier für immer das Land der Barbaren, und Großbritannien würde auf ewig ihre Heimat sein.
    "Mom, er liegt aber einfach daneben. Du solltest das noch am ehesten wissen. Alles, was dieses Land mal groß gemacht hat, wird durchs Klo gespült, und er findet das völlig in Ordnung. Hast du gemerkt, dass sie noch keinen einzigen Terroristen geschnappt haben? Dad sagt immer nur ,wir müssen sicher sein', aber er muss doch mal begreifen, dass sich die meisten von uns kein Stück sicher fühlen. Wir fühlen uns die ganze Zeit nur bedroht."
    "Ich weiß das alles, Marcus. Glaub mir, ich bin nicht begeistert davon, was mit diesem Land geschieht. Aber dein Vater ist..." Sie brach ab. "Als du nach den Angriffen nicht nach Hause kamst, da dachte er ..."
    Sie stand auf und machte sich eine Tasse Tee - etwas, was sie immer tat, wenn sie sich unwohl oder verunsichert fühlte.
    "Marcus", sagte sie dann, "Marcus, wir glaubten, du seiest tot. Begreifst du das? Wir haben tagelang um dich getrauert. Wir haben uns vorgestellt, wie du in Stücke gebombt auf dem Meeresgrund liegst. Tot, weil irgendein Mistkerl der Meinung war,

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