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Little Brother

Little Brother

Titel: Little Brother Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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Antennen verziert war, als ich jemals auf einem Auto gesehen hatte. Es fuhr sehr langsam die Straße runter, wobei sich eine kleine Schüssel obendrauf permanent drehte.
    Während ich zusah, hielt der Wagen an, und eine der Hecktüren klappte auf. Ein Typ in einer DHS-Uniform - die erkannte ich mittlerweile auf hundert Meter - trat auf die Straße. Er hatte irgendein mobiles Gerät in der Hand, dessen blaues Leuchten sein Gesicht erhellte. Er ging auf und ab, suchte erst bei meinen Nachbarn, machte Notizen auf seinem Gerät und kam dann in meine Richtung. Es war etwas Vertrautes in der Art, wie er ging, runterschaute...
    Er benutzte einen WLAN-Schnüffler! Das DHS suchte nach Xnet-Knoten. Ich ließ die Jalousien runter und flitzte quer durch den Raum zu meiner Xbox. Ich hatte sie angelassen, um ein paar coole Animationen runterzuladen, die einer der Xnetter aus der Kein-Preis-zu-hoch-Rede des Präsidenten gemacht hatte. Ich riss den Stecker aus der Dose, dann sauste ich zurück zum Fenster und öffnete die Jalousien nur einen Spalt breit.
    Der Typ schaute wieder auf seinen Sniffer und ging vor unserem Haus auf und ab. Einen Moment später stieg er wieder in den Lieferwagen und fuhr an.
    Ich holte meine Kamera raus und schoss so viele Bilder wie möglich von dem Auto und seinen Antennen. Dann öffnete ich die Fotos in dem freien Bildbearbeitungsprogramm GIMP und retuschierte aus den Bildern alles außer dem Van heraus, die ganze Straße und alles, was mich identifizieren könnte.
    Dann lud ich sie ins Xnet hoch und schrieb dazu alles über den Lieferwagen, was mir einfiel. Diese Typen waren definitiv auf der Suche nach dem Xnet, darauf würde ich wetten.
    Jetzt konnte ich wirklich nicht mehr schlafen.
    Da blieb mir nichts übrig, als Aufziehpiraten zu spielen. Selbst um diese Zeit würde man da noch jede Menge Spieler treffen. Der echte Name von Aufziehpiraten war Clockwork Plunder, und es war ein Amateur-Projekt von jungen Death-Metal-Freaks aus Finnland. Mitspielen war dort völlig gratis, und es machte genauso viel Spaß wie jedes der 15-Dollar-pro-Monat-Angebote wie Ender's Universe, Middle Earth Quest oder Discworld Dungeons.
    Ich loggte mich wieder ein, und da war ich, immer noch an Deck der "Zombie Charger", und wartete auf jemanden, der mich aufziehen würde. Ich hasste diesen Teil des Spiels.
    > He du
    tippte ich einen vorbeikommenden Piraten an.
    > Ziehst mich auf?
    Er blieb stehen und schaute mich an.
    > Was hab ich davon?
    > Wir sind im selben Team. Und du kriegst Erfahrungspunkte.
    Was fürn Depp.
    > Wo kommst du her?
    > San Francisco
    Das fing an, mir bekannt vorzukommen.
    > Wo in San Francisco?
    Ich loggte mich aus. Irgendwas lief in dem Spiel grade ziemlich schräg. Ich sprang rüber zu den Livejournalen und fing an, Blog auf Blog zu durchwühlen. Nach einem halben Dutzend entdeckte ich etwas, das mir das Blut gefrieren ließ.
    Blogger lieben Quizspiele. Welche Sorte Hobbit bist du? Bist du ein großer Liebhaber? Welchem Planeten bist du am ähnlichsten? Welcher Film-Charakter bist du? Was ist dein emotionaler Typus? Sie füllen die Fragebögen aus, und ihre Freunde füllen sie aus, und dann vergleichen alle ihre Ergebnisse. Harmlose Späßchen.
    Aber das Quiz, das heute Nacht die Blogs beherrschte, war es, was mir Angst einjagte, denn es war alles andere als harmlos:
    Welches ist dein Geschlecht?
In welcher Klasse bist du?
In welche Schule gehst du?
Wo in der Stadt lebst du?
    Die Quizseiten übertrugen die Ergebnisse auf eine Landkarte mit farbigen Pins für Schulen und Stadtviertel und lieferten dürftige Empfehlungen, wo man dort Pizza und Zeug kaufen konnte.
    Aber seht euch mal die Fragen an. Nehmt mal meine Antworten:
    Männlich
12
Chavez High
Potrero Hill
    Es gab bloß zwei Leute in meiner Schule, auf die das Profil passte. An den meisten anderen Schulen würde es genauso sein. Wenn du rausfinden wolltest, wer die Xnetter waren, könntest du sie mit diesen Quizfragen alle finden.
    Das war schon schlimm genug, aber schlimmer war, was es bedeutete. Jemand vom DHS benutzte das Xnet, um an uns ranzukommen. Das Xnet war vom DHS unterwandert.
    Wir hatten Spione in unserer Mitte.
    Ich hatte Hunderten von Leuten Xnet-DVDs gegeben, und die hatten wieder dasselbe getan. Die Leute, denen ich die Scheiben gegeben hatte, kannte ich einigermaßen gut. Mein ganzes Leben hatte ich immer im selben Haus gewohnt und über die Jahre Hunderte von Freunden kennen gelernt, von denen, die mit mir bei der Tagesmutter

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