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Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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Mashas Team Harajuku Fun Madness spielten, unmittelbar bevor Unbekannte die Bay Bridge in die Luft sprengten. Wie hatte ich sie noch gleich genannt? Das Eis-am-Stiel-Kommando. Richtig. »Nett, euch wiederzusehen. Das ist Ange.«
    Masha nickte ihr unmerklich zu. »Die anderen haben uns freundlicherweise ihren Tisch überlassen, damit wir uns ungestört unterhalten können, aber ich möchte ehrlich gesagt nicht zu viel Zeit hier draußen verbringen. Jede Menge Leute suchen nach mir.«
    »Ist Zeb da?«
    »Er musste mal pinkeln, ist aber bald wieder zurück. Lass uns ohne ihn anfangen, okay?«
    »Von mir aus«, sagte Ange. Sie hatte sich verkrampft, kaum dass ich Masha begrüßt hatte, und ich hatte den Verdacht, dass ihr dieses Treffen unangenehmer war, als sie zugeben wollte. Ich hatte volles Verständnis dafür.
    Masha führte uns ans andere Ende des Tischs, weg von ihren Freundinnen. Als wir uns setzten, stellte ich fest, dass die vermeintlichen Brotkörbe mit haltbarem Hippie-Junkfood gefüllt waren: mit Vollkornkeksen von Trader Joe’s, Biosalamisnacks und selbst gemachten Müsliriegeln – kalorienhaltiges Essen, das in der Sonne nicht schmolz. Masha bemerkte meinen Blick. »Greif nur zu, dafür ist es da.« Ich nahm mir einen Salamisnack (die Verpackung steckte ich ein – Geschenke zu Abfall zu machen verstieß gegen sämtliche hiesigen Sitten), und Ange griff sich einen Keks. Dann beugte sich Masha vor, klappte das Glastürchen in der nächsten Laterne auf und blies die Kerze darin aus. Jetzt waren wir nur noch dunkle Schemen in der Nacht, beinahe unsichtbar und unter uns.
    Ich spürte eine Hand – Mashas Hand – meinen Arm packen. Dann tastete sie sich bis zu meiner Hand vor und drückte mir etwas Kleines, Hartes zwischen die Finger.
    »Das ist ein USB -Stick. Er enthält einen kryptografischen Schlüssel, mit dem du eine vier Gigabyte große Datei entschlüsseln kannst. Diese Datei kriegst du per Torrent auf der Pirate Bay und gut zehn anderen Seiten. Der Torrentfile heißt insurancefile.masha.torrent, und die Prüfsumme ist auch auf dem Stick. Ich würde es zu schätzen wissen, wenn du die Datei nach dem Runterladen auch seedest, und jeden, dem du traust, bittest, dasselbe zu tun.«
    »Damit ich das richtig verstehe«, sagte ich in die Dunkelheit Richtung Masha. »Irgendwo im Netz fliegt also diese riesige verschlüsselte Datei rum. Und wenn irgendwas passiert, soll ich wahrscheinlich den Schlüssel verbreiten, damit man sie dechiffrieren kann. Richtig?«
    »Genau darum geht es.«
    Ich fragte mich, um was es sich bei dieser Rückversicherung wohl handelte. Erpresserische Fotos? Konzerngeheimnisse? Bilder von Außerirdischen in der Area 51? Der Beweis für den Yeti?
    »Was sind das für Daten?«, fragte Ange. Ihre Stimme klang etwas angespannt, und auch wenn sie es zu verbergen versuchte, konnte ich spüren, dass sie nervös war.
    »Wollt ihr das wirklich wissen?«, fragte Masha ruhig.
    »Wenn du nicht willst, dass wir diesen Stick einfach ins Feuer werfen, solltest du’s uns vielleicht besser sagen. Ich wüsste keinen Grund, weshalb ich dir trauen sollte – gar keinen.«
    Masha gab erst keine Antwort. Dann seufzte sie, und ich konnte hören, wie sie eine Flasche aufschraubte und trank. Es roch nach Whiskey.
    »Also gut«, sagte sie. »Als ich damals noch, na ja, für den Heimatschutz arbeitete, habe ich eine Menge mitbekommen. Eine Menge gesehen. Leute kennengelernt. Und ein paar davon stehen noch in Kontakt mit mir. Nicht alle bei der Behörde wollen, dass sich Amerika in einen Polizeistaat verwandelt. Manche machen einfach bloß ihre Arbeit: die wirklich bösen Buben fangen, echte Verbrechensbekämpfung, Katastrophenschutz. Doch was sie bei der Arbeit alles mitkriegen, macht sie nicht glücklich. Und manchmal stößt man auf etwas so Schlimmes, dass man sich nicht mehr im Spiegel anschauen kann, wenn man nicht was unternimmt. Also kopiert man vielleicht einfach mal ein paar Dateien, sammelt Beweise. Man denkt sich, ›irgendwann wird irgendwer schon was sagen, und dann lass ich ihm das heimlich zukommen, und mein Gewissen ist wieder damit versöhnt, was für eine Schmutzarbeit ich hier mache‹.«
    Sie holte tief Luft. »Dann kontaktiert einen auf einmal ein ehemaliger Kollege. Jemand, für den’s nicht so gut lief und der abtauchen musste, dem man aber vertraut. Dieser Jemand bietet einem an, die Dateien zu verwahren, zusammen mit denen anderer Leute, und vielleicht gibt’s ja sogar interessante

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