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Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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von Leuten, Kunstwerken und kleinen Überraschungen gesprenkelt. Wenn der Platz auf Sechs Uhr die Sonne wäre, und der Burning Man, der Tempel und die Stadt mit allem außenrum die inneren Planeten, dann wäre der Abfallzaun wohl so was wie der Asteroidengürtel oder schon Pluto (an der Stelle muss mal gesagt sein: UND PLUTO IST DOCH EIN PLANET !).
    Wir aber waren mitten im Nirgendwo. Solange wir nicht zurückschauten und das bunte Treiben hinter uns vergaßen, konnten wir so tun, als wären wir die einzigen Menschen auf der Welt.
    Na ja, beinahe. Wir stolperten über ein Pärchen, das nackt und engumschlungen auf einer Decke lag. Es war ganz schön gefährlich, sich hier im großen Nichts zu vergnügen, aber Sex war noch eine vergleichsweise gute Entschuldigung dafür, ein Blindgänger zu sein. Und den Umständen entsprechend nahmen sie es mit Humor. »Sorry«, rief ich noch, ehe wir weitergingen. »Wird Zeit, dass wir selbst Blindgänger werden«, sagte ich gleich darauf.
    »Meinetwegen.« Ange fingerte nach dem Schalter an ihrem Patronengurt, und von einem Moment auf den nächsten war sie verschwunden, als hätte sie nie existiert. Ich folgte ihrem Beispiel. Die plötzliche Dunkelheit war so tief, dass es keinen Unterschied machte, ob ich die Augen offen oder geschlossen hielt.
    »Schau mal nach oben«, hörte ich Ange sagen. Ich hob den Blick.
    »Mein Gott, es ist voller Sterne«, sagte ich leicht ironisch, so wie immer in sternklaren Nächten (das ist der vielleicht beste Satz in 2001 , aber nur im Buch – die Idioten haben ihn im Film weggelassen). Ich hatte aber wirklich noch nie einen Himmel gesehen, der so voller Sterne war wie dieser: Die Milchstraße – selbst in mondlosen Nächten sonst nur ein mattweißer Streifen – war ein silbrig strahlender Fluss, der den ganzen Himmel durchschnitt. Ein, zwei Mal hatte ich mir den Mars durch ein Fernglas angesehen und festgestellt, dass er tatsächlich etwas röter war als der Rest dort oben. Aber hier, in der nächtlichen Wüste, glühte er, sobald sich der Staub mal etwas gelegt hatte, wie ein Stück Kohle – das einsame Auge eines zyklopischen Dämons.
    Ich hatte den Kopf in den Nacken gelegt und starrte sprachlos zum Nachthimmel hinauf, als ich auf einmal ein eigenartiges Geräusch hörte. Wie plätscherndes Wasser auf Stein, oder …
    »Ange, pinkelst du etwa?«
    »Pst!«, machte sie. »Ist doch keine große Sache. Die Dixiklos sind viel zu weit weg, und morgen ist alles verdunstet.«
    Einer der Nachteile, wenn man die ganze Zeit Wasser trank, war, dass man auch ständig aufs Klo musste. Ein paar Glückspilze hatten Campingwagen mit eigenen Toiletten dabei, doch wir anderen mussten das »Pinkelcamp« benutzen. Wenigstens boten die Klo-Gedichte – es heißt nicht umsonst »Po-esie« – unterhaltsame Lektüre. Jedenfalls sollte man eigentlich nicht einfach so in die Wüste pinkeln,aber hier draußen, in der tintenschwarzen, warmen Nacht, gingen die Chancen, erwischt zu werden, gegen null. Da ichmittlerweile selbst mal musste, schloss ich mich Ange an.
    Im Dunkeln war es schwer zu sagen, wie nahe wir dem Abfallzaun schon waren; vor uns lagen nichts als Schwärze und die noch schwärzere Schwärze der Berge, die der etwas helleren Schwärze des Sternenhimmels entgegenstrebte. Nach und nach konnten wir vor uns aber ein paar winzige, flackernde Lichter erkennen.
    Als wir näher kamen, sah ich, dass es Laternen aus Zinn und Glas waren, jede mit einer tropfenden, zitternden Kerze darin. Sie standen in regelmäßigen Abständen auf einem riesigen, förmlich wirkenden Esstisch, an den sicher fünfzig Leute gepasst hätten. Mir fielen die Gedecke mit Weingläsern, die Brotkörbe und schön gefalteten Leinenservietten auf.
    » WTF ?«, flüsterte ich.
    Ange kicherte. »Ein Kunstprojekt – Dinner am Abfallzaun. Wow.«
    »Hi«, sagte da eine Stimme aus der Dunkelheit, und ein Schatten löste sich vom Tisch. Im nächsten Moment erwachten mehrere Leuchtkabel zum Leben, und der Schatten entpuppte sich als junge Frau mit lila Haar und einer ärmellosen Lederjacke. »Willkommen.« Dann verwandelten sich weitere Schatten in Menschen – noch drei junge Frauen, eine mit grünem Haar, eine mit blauem, und …
    »Hallo, Masha«, sagte ich.
    Sie grüßte mich knapp. »Das sind Freundinnen«, sagte sie. »Eigentlich habt ihr euch sogar schon mal gesehen. Am Tag, als die Brücke hochging.«
    Natürlich – das waren die Mädchen, die wir im Tenderloin getroffen hatten, als wir mit

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