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Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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Alexandria an ihren Seilen vom einen Ende der offenen Fläche zum anderen gezogen wurde und die Leute dazu einlud, an Bord zu kommen und noch ein Buch zu lesen, ehe all diese Schriften verbrannt wurden.
    Auf dem Weg nach draußen reichte mir die Bibliothekarin einen USB -Stick: »Das ist eine komprimierte Ausgabe des Gutenberg-Archivs. Mehr als fünfzigtausend Bücher im Moment. Außerdem eine Liste von gemeinfreien Werken, die wir noch nicht haben, und eine nach Städten sortierte Liste von Bibliotheken, die sie besitzen. Wenn du dazu kommst, scann sie ein oder tipp sie ab.«
    Der kleine Stick wog nur ein paar Gramm, doch als ich ihn einsteckte, kam es mir so vor, als lastete die Verantwortung für all diese Bücher auf mir wie ein Berg.
    Und jetzt war es an der Zeit, die Bibliothek von Alexandria abermals zu verbrennen.
    Sie ruhte nun auf einer Plattform, die Seile waren sorgsam zusammengerollt. Die Black Rock Rangers in ihrem abenteuerlichen Aufzug umstanden sie im weiten Kreis und gaben aufmerksam acht, dass niemand zu nahe kam. Ange und ich standen in der ersten Reihe und sahen zu, wie ein Grüppchen Offizieller vom Landverwaltungsamt alles in Augenschein nahm. Im Inneren der Bibliothek konnte ich die Zündsätze ausmachen, die in regelmäßigen Abständen zwischen den Schriftrollen platziert waren. Als ich daran dachte, was gleich geschehen würde, stiegen mir Tränen in die Augen – Tränen der Ehrfurcht, der Trauer und der Freude. Ange schaute mich an, wischte mir die Tränen weg, gab mir einen Kuss und flüsterte: »Ist schon gut – Bibliotheken brennen.«
    Dann traten drei Männer vor. Einer war mit weißen Gewändern und einem Lorbeerkranz als Cäsar verkleidet und grinste hämisch. Der nächste trug eine Mönchsrobe und eine Bischofsmütze mit einem großen Kreuz darauf. Er sollte Theophilos darstellen, den Patriarchen Alexandrias im vierten Jahrhundert – ebenfalls ein guter Kandidat bei der historischen Suche nach den Tätern. Er blickte huldvoll auf die Menschenmenge herab und wandte sich dann dem hochnäsigen Cäsar zu. Der dritte mit Spitzbart und Turban war Kalif Omar, der noch mal gut zweihundert Jahre später gelebt hatte; auch ihm sagte man gerne nach, für die vielleicht berüchtigtste Brandstiftung der Geschichte verantwortlich zu sein. Die drei Männer schüttelten sich die Hände, dann zückten sie jeder eine Fackel und entzündeten sie an einer Feuerschale. Gleich darauf gingen sie auseinander und bezogen rund um die Bibliothek Position, um ihre Fackeln schließlich unter dem Getöse des Publikums in die dafür vorgesehenen Löcher am Boden der Bibliothek zu stecken.
    Anscheinend waren diese Öffnungen zuvor mit einer Art Blitzpulver präpariert worden, denn kaum, dass sich die Männer wieder in Sicherheit gebracht hatten, schossen große Flammenbögen hervor und versengten die Wände der Bibliothek. Das Holz brannte sofort lichterloh, und sein Geruch mischte sich mit dem von Schwarzpulver. Der Wind frischte auf und fachte die Flammen an, die Menge schrie nun noch lauter, und auf einmal merkte ich, dass ich Teil dieses Chors war und einen langgezogenen Freudenschrei ausstieß.
    Dann gingen die eigentlichen Zündsätze hoch, in perfektem Zusammenspiel. Eine feurige Blume bahnte sich ihren Weg zwischen den Säulen hindurch, die züngelnden Flammen leckten an Papier und Büchern und sandten zischende Funken hoch in den nächtlichen Himmel empor. Die Hitze der Feuersbrunst ließ uns alle einen Schritt zurücktreten. Die Funken flogen immer weiter und regneten als Asche auf uns herab. Bewegung kam in die Menge, die bald wogte wie eine Welle, als die Menschen versuchten, dem Wind, dem Rauch und den Funken zu entgehen. Ich roch versengte Haare und versengten Kunstpelz, und ein großer Kerl in einem Lendenschurz schlug mir unversehens auf den Rücken und rief: »Sorry, aber du hast da gebrannt!« Ich nickte ihm dankbar zu – es war mittlerweile zu laut zum Reden – und drängte noch etwas weiter zurück.
    Dann gab es ein Feuerwerk, aber ganz anders als zum Beispiel die Feuerwerke am 4. Juli, die immer ordentlich und kunstvoll arrangiert sind und bei denen brav eine Salve nach der anderen abgeschossen wird. Dieses Feuerwerk hatte richtig Tempo – die Mörser ballerten pausenlos, und die Explosionen kamen so schnell, dass sie fast wie eine einzige klangen. Die Blitze waren so grell, dass einem die Augen tränten, und es hörte gar nicht mehr auf. Unter den Donner und das Geheul mischte sich die

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