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Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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Er roch nach Axe-Deo. Es war der perfekte ekelerregende Duft für einen bedrohlichen Typen wie ihn.
    »Ich würde gern noch mal Ihren Ausweis sehen.«
    »Den brauchst du nicht noch mal zu sehen. Los, komm.«
    Lauf im Kreis …
    Ich machte einen Schritt von ihm weg und schaute mich nach Passanten um, die mir vielleicht helfen könnten. Da schloss sich eine Hand wie eine Eisenklaue um meinen Bizeps und hob mich hoch, und wie meine Zehen so über dem Gehsteig baumelten, bekam ich Angst, dass er mir gleich die Schulter rausreißen würde.
    Mit lauten Schrei’n …
    » FEUER !«, schrie ich. Niemand im Viertel interessiert sich dafür, wenn man um Hilfe ruft, aber jeder schaut sich gern ein nettes Feuer an. Zumindest in der Theorie – so was erzählten sie einem in Selbstverteidigungskursen. » FEUER !«, schrie ich abermals.
    Die andere Hand legte sich mir luftdicht über Mund und Nase. Er presste mir den Daumen unters Kinn und drückte mir den Kiefer zu.
    Vielleicht hätte ich es doch mit » HILFE !« probieren sollen.
    Sie machten es wie die Cops im Fernsehen: Sie stießen mich ins Auto, drückten mir aber mit einer seltsamen Mischung aus Grobheit und Umsicht den Kopf runter, damit ich ihn mir nicht am Türrahmen stieß. Dabei war ich mir mittlerweile zu fast 110 Prozent sicher, dass diese beiden weder Bullen noch Heimatschutz waren noch sonst wer, der sein Geld von der Regierung bekam. Allein das Equipment im Wagen: keine verschrammten, stoßgeschützten Laptops, wie ich sie bei meinen unfreiwilligen Fahrten in den Streifenwagen der örtlichen Polizei gesehen hatte. Die Computer dieser Kerle schrien geradezu »military look«. Sie hatten ein mattschwarzes Finish und stahlverstärkte Kanten, und die Bildschirme waren mit diesen polarisierten Sichtschutzfiltern ausgestattet, die sie schwarz wirken ließen, wenn man nicht direkt davor saß. Sie wirkten so, als wären sie von jemandem entworfen worden, der nie einen modernen Computer gesehen hatte und sie nur aus Beschreibungen von jemand anderem kannte, der zu viel Zeit in Muscle-Cars und Hummern verbracht hatte.
    Die Kerle hatten nicht einfach nur GPS , sondern ein irres Militärteil mit dicken, gummierten Antennen, dass es fast wie ein Igel aussah. Die Straßenkarte zeigte die vertrauten Straßen der Mission in großen Blöcken, die ein bisschen an 8-Bit-Grafiken erinnerten und nichts mit irgendeiner kommerziellen Software oder Google Maps gemein hatten. Im Armaturenbrett waren ein paar gepanzerte USB -Ports eingelassen, dazu LED s unter gehärtetem Glas. Das ganze Auto roch noch neu, als ob sie heute früh erst ein neues Agentenmobil bestellt hätten, mit dem sie mir besser auflauern und das sie nach getaner Arbeit mit Benzin überschütten und eine Klippe runterrollen lassen konnten oder so.
    Diese Leute sahen so aus, als hätten sie Geld, eine ganze Menge sogar, und scheuten sich nicht, es auszugeben. Es hatte auch nicht den Anschein, als müssten sie viele Anträge ausfüllen, um ihre Auslagen erstattet zu kriegen (anders als mein Dad, wenn er Bücher für sein Seminar gebraucht hatte).
    Der Kerl, der Schmiere gestanden hatte, glitt auf die Rückbank neben mir – da fiel mir dann auch auf, dass es hinten keine Türgriffe gab, und ich fragte mich, wie er wohl je wieder rauskam, wenn er mit mir fertig war. Der Gedanke lenkte mich kurz davon ab, was »mit mir fertig« eigentlich bedeutete.
    »Hi Marcus«, sagte er. Er roch auch nach Axe – es musste der Nationalgeruch von Arschgeigenland sein – und trug ein entwaffnend freundliches Äußeres zur Schau. Sein sauber rasiertes Gesicht war voller Lachfältchen, und in seiner Ruhe und Selbstsicherheit wirkte er wie die Erwachsenenversion des allseits beliebten Football-Champs von der Highschool, der in keinem schlechten Teeniefilm fehlen durfte. »Du kannst mich Timmy nennen.« Wenn wir jetzt eine Runde guter Bulle, böser Bulle spielten, war Timmy definitiv der Gute.
    »Ich möchte einen Anwalt«, sagte ich.
    Sein Lächeln wurde breiter. »Das gefällt mir. Das ist doch genau die Reaktion, die sie uns vorausgesagt hat, oder nicht? Sogar der Tonfall stimmt. Mann, sie kennt dich wirklich gut.«
    »Sie« musste Carrie Johnstone sein. Anscheinend hatte sie sich irgendwo eingeigelt und unterhielt ihre Untertanen bei Popcorn mit Anekdoten über meine lachhafte Schwächlichkeit. Diese Jungs hier hatten den Job, mich etwas weichzuklopfen, bis ich ihnen irgendetwas sagte oder gab: die Namen der Leute, die Zugang zu den

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