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Little Miss Undercover - Ein Familienroman

Little Miss Undercover - Ein Familienroman

Titel: Little Miss Undercover - Ein Familienroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Lutz
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dann forderte ich meine Schwester auf, ihre Tasche zu holen. Mom stand in der Ecke und nippte mit einem zufriedenen Grinsen an ihrer Tasse. Als David und Dad wieder aufrecht gehen konnten, kamen sie ebenfalls in die Küche.
    David drehte sich zu Mom: »Du hattest recht. Ein unvergesslicher Anblick.« Anschließend überreichte er mir seine Tennistasche, mit der Bitte, sie ja nicht zu verlieren.
    »Wie wär’s, wenn ihr euch um euren eigenen Kram kümmern würdet?«, zischte ich beim Hinausgehen.
    Rae rannte mir gleich hinterher, den Schläger in der Hand. Ich blieb abrupt stehen und sah mich nach ihr um.
    »Jetzt mal ehrlich«, sagte ich. »Guckt mein Arsch unten raus?«
    »Kommt drauf an, wie du Arsch definierst«, sagte Rae.
    Ich band mir das Sweatshirt um die Hüfte und stieg ins Auto.
D ER T ENNIS -K RIEG
    Rae und ich konnten den San Francisco Tennis Club betreten, ohne uns den befürchteten versnobten Fragen stellen zu müssen. Vermutlich hielt man uns in diesem strahlenden, gestärkten Weiß für Angehörige der oberen Zehntausend. Wir hieltenuns an Davids eilig hingeworfene Beschreibung der Örtlichkeiten und stiegen gleich auf die Galerie. Ein sauberer, mit Holzdielen ausgelegter, rundum verglaster Gang führte um das ganze Gebäude, von dort aus hatte man einen guten Blick auf die vier Plätze im Erdgeschoss. Zwischen den Betonböden unten und den Holzdielen oben herrschte ein eigenartiger Resonanzraum, in dem sich Stille und das Echo der Spielenden mischten. Das Ploppen der Bälle hallte durch das ganze Gebäude, dafür war von den ungleich interessanteren Stimmen und Gesprächen rein gar nichts zu vernehmen.
    Nachdem ich Rae ein Foto von Jake Peters gezeigt hatte, erspähte sie ihn sogleich auf dem mittleren der unteren Plätze. Im Erdgeschoss bahnten wir uns einen Weg zu den vierstufigen Zuschauerrängen, die als Teiler zwischen den Plätzen fungierten. Rae und ich ließen uns links von der Mitte nieder und taten so, als verfolgten wir das Spiel zweier reiferer Damen, deren Outfit sogar noch mehr preisgab als meins.
    In Wahrheit aber beobachteten wir Jake, während er einen unerhört langsamen, aber regelgerechten Aufschlag vollbrachte. Sein Gegner reagierte mit einer Rückhand, die Jakes Spiel an Langsamkeit noch übertraf.
    »Wer ist der andere Typ?«, fragte Rae und zeigte dabei mit dem Finger auf Jakes schwachen, dafür aber bemerkenswert gut aussehenden Partner. An diesem Mann fiel vieles angenehm auf, doch das Auffallendste waren seine Beine; die dunkle Schokoladenfarbe kam durch die weißen Shorts besonders schön zur Geltung. Kräftige Sehnen verliehen den langen, eleganten, beinah femininen Gliedmaßen feine, dabei unmissverständlich männliche Konturen. Der Mann hatte dunkle, wenn auch nicht pechschwarze Haare und eine ausgeprägte Stirn, die sich über einer markant römischen Nase wölbte.
    »Wo starrst du denn hin, Isabel?« Rae riss mich aus meinem Tagtraum.
    »Ich starre doch gar nicht. Wer von beiden gewinnt eigentlich?«
    Rae und ich verfolgten weiterhin das quälend langatmige Spiel, das von scheinbar olympischen Kraftakten und peinlichem Gestolper durchsetzt war.
    »Ist doch egal, wenn solche Luschen am Ball sind«, meinte sie.
    An diesem Spiel kam mir alles merkwürdig vor – geradezu faul. Nach dem ersten Satz wurde der aktuelle Stand bekanntgegeben: Jake führte mit sechs Spielen zu vier.
    In unserer Welt ist vieles möglich, und so schien es zunächst nicht ausgeschlossen, dass Jake seinen attraktiven dunklen Gegner besiegte. Allerdings war Jake bereits achtundvierzig Jahre alt. Laut Aussage seiner Frau hatte er erst vor drei Monaten angefangen, Tennis zu spielen. Seine Beine waren dürr, sein Bauch hingegen nicht. Seine Arme, insbesondere sein Spielarm, wiesen nicht die geringsten Anzeichen von Muskulatur auf. Und so war es mehr als unwahrscheinlich, dass er einen Tennispartner bezwang, der eine ganze Dekade jünger war und die letzten Jahre offensichtlich viel Sport getrieben hatte.
    Allerdings waren wir nicht hergekommen, um Jakes Spielstärke zu beurteilen. Wir waren hier, um herauszufinden, ob er in seinen Partner verknallt war. Er schien aber nicht verknallt. Er schien darauf versessen, ihn zu schlagen, versessen, 40–0 zu rufen, aber keineswegs darauf versessen, mit ihm ins Bett zu steigen. Dabei kann ich aus unmittelbarer persönlicher Anschauung garantieren, dass ein wirklich schwuler Jake nichts anderes im Sinn gehabt hätte.
    »Was starrst du diesen Typen pausenlos

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