Little Miss Undercover - Ein Familienroman
Hintergrundrecherche für Spark Industries ab. Du bekommst eine Observation zugeteilt«, sagte Mom.
»Ein neuer Klient?«
»Ja. Mrs. Peters. Sie hat letzte Woche angerufen. Hat ihren Mann Jake im Verdacht, schwul zu sein.«
»Hast du ihr nicht geraten, ihn einfach zu fragen?«
Mom lachte. »Wie komme ich dazu? So gut laufen die Geschäfte zurzeit nicht.«
Ich stieg wieder in meine Wohnung hinauf, um mich anhand der Unterlagen auf die morgige Observation vorzubereiten.
Abends hörte ich gegen Viertel nach zehn ein Klappern auf der Feuerleiter. Ich schaltete das Licht in meinem Schlafzimmer aus und spähte angestrengt durch die Vorhänge. Dabei sah ich Rae mit den Beinen zuletzt durch ihr Schlafzimmerfenster verschwinden. Schnell zog ich ein Paar Sneakers an, kletterte aus dem Fenster und die Feuerleiter runter. Als ich mich durch Raes Fenster zwängte, hatte sie nicht einmal Zeit gehabt, ihre Schuhe auszuziehen.
»Ich hab auch eine Tür, Isabel.«
»Warum benutzt du sie dann nicht?«
»Komm zur Sache«, sagte sie. Wie ein Cowboy in einem alten Western.
»Observationen sind kein Freizeitvergnügen.«
»Was soll das heißen?«
»Hör auf, wildfremde Menschen zu beschatten.«
»Wieso? Du tust nichts anderes.«
»Ich tu’s nur, wenn ich dafür bezahlt werde. Erkennst du den kleinen Unterschied?«
»Und ich hab so viel Spaß dran, dass ich es eben umsonst tue.«
»Wir geben dir so viele Aufträge wie möglich.«
»Nicht so viele wie früher.«
»Es könnte dir was passieren, Rae.«
»Beim Squashspielen könnte mir genauso gut was passieren.«
»Du spielst kein Squash.«
»Darum geht’s doch gar nicht.«
»Wenn du einmal dem Falschen folgst, könntest du entführt oder getötet werden.«
»Unwahrscheinlich.«
»Aber nicht unmöglich.«
»Wenn du mich dazu bringen willst, es von heute auf morgen seinzulassen, kann ich dir gleich sagen: Daraus wird nichts«, erklärte Rae, während sie sich auf ihren Schreibtischstuhl sinken ließ.
Ich setzte mich ihr gegenüber. »Und wenn du es einfach ein bisschen zurückfährst?«
Rae kritzelte etwas auf einem Notizblock, faltete den Zettel zusammen und schob ihn über die Tischfläche zu mir. »Und wenn du diese Zahl auf dich wirken lässt?«
»David hat keinen guten Einfluss auf dich«, kommentierte ich ihre Vorgehensweise. Als ich den Zettel auffaltete, brüllte ich förmlich: »Zehn Prozent?«
»Ich habe es extra aufgeschrieben, damit wir nicht laut werden müssen.«
»Ach ja? Damit bin ich aber ganz und gar nicht einverstanden.«
Rae schob Stift und Block über den Tisch. »Ich bin zu Verhandlungen bereit.«
Ich ließ mich auf ihr Spiel ein, weil wir sonst stundenlang über die Verhandlungsmethoden verhandelt hätten. Ich notiertemeine Zahl, faltete das Papier zusammen und schob es zu ihr zurück.
Rae gab ein ungläubiges Lachen von sich. »Nicht in diesem Leben.« Sie malte ihre Zahl auf und schob mir den Zettel zu. »Was sagst du nun?«
»Fünfzehn Prozent? Soll das ein Witz sein?«
»Du hältst dich nicht an die Regeln! Du darfst es nicht laut sagen.«
Wieder notierte ich meine Zahl und hielt ihr den Zettel vor Augen: vierzig Prozent. »Rae, ich verlasse dieses Zimmer erst, wenn du dich damit einverstanden erklärst.«
Sie dachte darüber nach. Offenbar wollte sie aus dieser Situation noch Kapital schlagen.
»Wenn ich mein Observationstraining so stark reduzieren soll, musst du mich dafür entschädigen.«
»Worauf willst du hinaus?«
»Du nimmst mich mindestens einmal die Woche auf Observation mit.«
»Wenn du in deiner Freizeit nichts Besseres vorhast.«
»Das gilt auch für Ferien und Feiertage.«
»Okay.«
Nachdem wir den Deal besiegelt hatten, regte Rae hoffnungsfroh an: »Wie wär’s mit morgen?«
Mrs. Peters’ Angaben zufolge sollte Jake Peters am nächsten Morgen Tennis spielen, mit einer unbekannten männlichen Person, die sie für seinen Liebhaber hielt. Somit würde die Observation im San Francisco Tennis Club beginnen. Mrs. Peters war ihrem Mann bereits einige Male dorthin gefolgt, warum also das Risiko eingehen, während der zehnminütigen Fahrt vom Domizil der Peters zum Tennisclub verbrannt zu werden?
Nach dem Aufstehen trank ich mit Mom Kaffee und ging die Peters-Akte durch, insbesondere den Terminplan, den uns Mrs. Peters zur Verfügung gestellt hatte. Zwischen meiner zweiten und dritten Tasse, just nachdem Mom meinte: »Vielleichtwärst du nicht so hibbelig, wenn du weniger Kaffee trinken würdest«, und ich
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