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Little Miss Undercover - Ein Familienroman

Little Miss Undercover - Ein Familienroman

Titel: Little Miss Undercover - Ein Familienroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Lutz
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Mülltonnen mit dem Auto umgestoßen haben. Ich weiß über die Drogen Bescheid und über Ihren Alkoholkonsum, ich weiß, dass Sie keine längerfristigen Beziehungen führen können, ich weiß, dass sich Ihretwegen die Nachbarn zusammengeschlossenhaben, ich weiß, dass in Ihrer Schulzeit einige Vandalismusakte begangen wurden, die man niemals aufgeklärt hat. Soll ich weitermachen?«
    »Haben Sie auch was Positives auf Ihrer Liste?«
    »Ich habe gehört, dass Sie enorme Fortschritte gemacht haben.« Er bemüht sich, es nicht allzu herablassend klingen zu lassen.
    »Glauben Sie, das alles ist meine Schuld?«
    »Wie könnte ich? Ich weiß ja immer noch nicht, was passiert ist.«

D ER F ALL S NOW
K APITEL 6
    Den Namen Jerome Franklin hatte ich mir dennoch nicht aus den Fingern gesogen. Audrey Gale, eine von dreien, die sich in Andrews Jahrbuch eingetragen hatten, beschrieb ihn als wichtigste Dopequelle für die meisten ihrer damaligen Mitschüler. Das verbrecherische Leben des echten Jerome Franklin nahm mit dem Highschool-Abschluss allerdings ein abruptes Ende. Heute lebt er als Finanzberater in San Diego, Kalifornien. Nachdem ich ihm am Telefon vermitteln konnte, dass ich keineswegs seinen jugendlichen Leichtsinn (wie er es nannte) anprangern wollte, gab er bereitwillig Auskunft. Doch auch er gewährte mir keine neuen Einsichten über Andrew Snow, wieder hieß es: Andrew kiffte gern. Das war’s.
    Von den Angehörigen und Sheriff Larson abgesehen, gab es keine einzige Spur. Darum widmete ich diesen durchaus nicht unverdächtigen Charakteren erneute Aufmerksamkeit. Höchste Zeit, Hank Farber einen Besuch abzustatten, Larsons Onkel und einziges Alibi für die Nacht, in der Andrew Snow verschwand. Ich rief Hank an (man durfte ihn auf keinen Fall Henry nennen) und machte ein Treffen aus.
    Meine Mutter folgte mir durch die halbe Stadt, bis ich sie durch ein verkehrswidriges Wendemanöver abschüttelte, das sie kaum nachahmen würde.
    Punkt Viertel vor elf am nächsten Morgen klopfte ich in einem heruntergekommenen Tenderloin-Gebäude an die Tür von Apartment 4c. Im Türrahmen erschien ein typischer Opi, wenn auch in Alkohol eingelegt und alles andere als jugendfrei. Die Sorte, die sich auf Rennbahnen und in Striplokalen rumtreibt, immer mit einer Zigarre im Maul. Hank schien sich allerdings lieber mit Zigaretten zu vergiften – unter anderem.
    »Ja, wen haben wir denn da?«, sagte Hank, nachdem er mich vom Scheitel bis zur Sohle gemustert hatte. Danach führte mich der ziemlich angeschmuddelte Hausherr zu einer karierten Couch, deren bloßer Anblick Hautverätzungen hervorrief. Er setzte sich mir gegenüber, zündete sich eine Zigarette an und lächelte erwartungsfroh, als würde er gar nicht in einem Vermisstenfall befragt, sondern zum Juror der nächsten Miss-Amerika-Wahl ernannt werden.
    »Mr. Farber ...«
    »Nennen Sie mich doch Hank.« Er zwinkerte mir zu.
    »Erinnern Sie sich an das Wochenende vom 18. Juli 1995?«
    »Junge, Junge, das ist schon ein Weilchen her.«
    »Ja. Erinnern Sie sich an dieses Wochenende?«
    »Könnten Sie mir nicht ein bisschen auf die Sprünge helfen?«, fragte er.
    »Ja. An diesem Wochenende verschwand Andrew Snow.«
    »Richtig«, sagte Hank. »Jetzt erinnere ich mich. Verdammt traurige Geschichte.«
    »Wissen Sie noch, was Sie an diesem Wochenende getan haben?«
    »Ich glaube, da hat mich Greg besucht, mein Neffe. Er muss so um die siebzehn gewesen sein.«
    »Ist Ihnen damals etwas Ungewöhnliches aufgefallen?«
    »Nein. Greg ist auf ein Konzert gegangen.«
    »Wissen Sie noch, welches Konzert?«
    »Nein. Keine Ahnung, was die Kids in dem Alter so hören.«
    »Wissen Sie noch, wann Greg zurückkam?«
    »So gegen elf Uhr abends.«
    »Wie ist Greg zum Konzert gefahren?«
    »Er hat wohl das Auto genommen.«
    »Welches Auto? Ihres oder seins?«
    »Es war mein Auto, bis er’s mir abgekauft hat.«
    »Wann?«, fragte ich.
    »Kann so um diese Zeit gewesen sein.«
    »Also hat er Ihnen das Auto an dem Wochenende abgekauft, an dem Andrew Snow verschwand.«
    »Nein, erst ein paar Wochen später. Aber gefahren ist er schon damit. Glaub ich jedenfalls.«
    »Was war das für ein Auto?«
    »Ein Toyota Camry.«
    «Wissen Sie noch die Farbe und das Baujahr?«
    »Weiß. Neunzehnhundertachtundachtzig.«
    Ich ließ Hank im stinkenden Nebel zurück, den er mit seiner Zigarette produzierte, und fuhr gleich weiter zu Abigail Snow. Sie schien betrübt, mich schon wieder vor ihrer Tür vorzufinden.
    »Ms.

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