Little Secrets - Vollkommen verliebt: Roman (Little-Reihe) (German Edition)
und – hinter Büschen versteckt – Autos mit Wasserbomben zu bewerfen. Kein Mensch hätte mir geglaubt, wenn ich erzählt hätte, was ich damals alles angestellt hatte … Kein Mensch außer Beau.
»Ich bin einfach erwachsen geworden«, antwortete ich schließlich.
»Nein, du hast dich komplett verändert, Ash.«
»Wir waren Kinder, Beau. Ja, du und ich haben jede Menge Unsinn angestellt, und Sawyer hat uns immer wieder aus der Patsche geholfen. Wir waren einfach total jung und … Okay, ich habe mich verändert.«
Schweigend ließ er sich tiefer in seinen Sitz gleiten, und ich wusste, dass er den Blick von mir abgewandt hatte. So ein Gespräch hatten wir noch nie geführt. Auch wenn es kurz gewesen war und sich unangenehm angefühlt hatte, war mir klar, dass es längst überfällig gewesen war. Bisher hatte uns Sawyer irgendwie immer im Weg gestanden, wenn wir versucht hatten, unsere Freundschaft wieder zu kitten. Warum die eines Tages zerbrochen war, wusste ich selbst nicht. Am einen Tag war er noch mein Beau gewesen, mein bester Freund, und am nächsten Tag war er plötzlich nur noch Beau gewesen, der Cousin von Sawyer.
»Ich vermisse sie, weißt du? Sie war aufregend. Sie wusste, wie man Spaß hat. Und jetzt? Diese perfekte kleine Pfarrerstochter, die ihren Platz eingenommen hat, kotzt mich an.«
Seine Worte taten weh. Vielleicht, weil er es war, der sie sagte, oder vielleicht, weil ich genau wusste, was er meinte. Es war ja nicht so, dass ich nie wieder an dieses Mädchen gedacht hätte, und ich hasste ihn dafür, dass auch ich sie jetzt plötzlich wieder vermisste. Ich gab mir wirklich große Mühe, sie im Zaum zu halten.
»Ich bin lieber eine perfekte kleine Pfarrerstochter als eine besoffene Schlampe, die sich von oben bis unten vollkotzt«, entfuhr es mir.
Als Beau zu meiner Überraschung leise auflachte, wagte ich einen kurzen Blick zu ihm hinüber. Inzwischen war er in seinem Sitz so tief nach unten gerutscht, dass sein Kopf am abgenutzten Leder der Beifahrertür lehnte anstatt am harten Fenster.
»So ganz perfekt bist du wohl doch noch nicht. Sawyer würde nie jemanden so beschimpfen. Weiß er, dass du das Wort ›Schlampe‹ benutzt?«
Ich umklammerte das Lenkrad inzwischen so fest, dass meine Knöchel weiß hervortraten. Er wollte mich provozieren, und das bekam er ziemlich gut hin. Was sollte ich ihm schon antworten? Bestimmt wäre Sawyer schockiert gewesen, wenn er gehört hätte, wie ich jemanden als »Schlampe« beschimpfte. Besonders, wenn es sich um die Freundin seines Cousins handelte.
»Entspann dich, Ash. Ich verpetze dich schon nicht. Ich habe deine Geheimnisse schließlich jahrelang für mich behalten. Aber ich finde es schön zu wissen, dass sich irgendwo hinter dieser tugendhaften Fassade doch noch meine Ash verbirgt.«
Ich zwang mich, ihn nicht anzusehen. Wir begaben uns mit diesem Gespräch auf ein Terrain, das mir nicht ganz geheuer war.
»Niemand ist vollkommen. Ich tue auch nicht so, als ob ich’s wäre«, sagte ich. Es war eine Lüge, und wir beide wussten es. Sawyer war perfekt, ein leuchtendes Vorbild, und ich bemühte mich sehr, ihm ebenbürtig zu sein. Aber die ganze Stadt wusste, dass ich ihm nicht das Wasser reichen konnte.
Beau stieß ein kurzes, hartes Lachen aus. »Oh doch, Ash. Du tust so.« Das saß.
Ich bog in Nicoles Einfahrt ein, blieb stehen und hielt meinen Blick auf das Lenkrad gerichtet. Beau rührte sich nicht.
»Sie ist bewusstlos. Du wirst ihr helfen müssen«, flüsterte ich und hatte Angst, er könnte heraushören, dass ich verletzt war.
»Du willst, dass ich einer kotzenden Schlampe helfe?«, fragte er belustigt.
Ich seufzte und riskierte es schließlich doch, zu ihm hinüberzusehen. Als sich unsere Blicke trafen, wusste ich, dass es ein Fehler war. Er hatte die Augenlider leicht gesenkt, und seine langen, geschwungenen Wimpern verdeckten das Haselnussbraun seiner Augen beinahe ganz. Das Mondlicht fiel auf sein Haar und ließ es in warmen Blondtönen glänzen. Er erinnerte mich an einen gefallenen Engel.
»Sie ist deine Freundin. Hilf ihr.« Ich schaffte es irgendwie, wütend zu klingen, was mir bei seinem Anblick wirklich schwerfiel. Ich konnte in ihm immer noch den Jungen erkennen, von dem ich einst gedacht hatte, er könnte Berge versetzen.
»Danke, dass du mich daran erinnerst«, sagte er und fasste nach dem Türgriff, ohne dabei seinen Blick von mir abzuwenden. Ich sah schnell nach unten und betrachtete eingehend meine Hände,
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