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Live!

Live!

Titel: Live! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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dabei, wenn sie auch noch ein paar Gerichte zubereiten könnte?«
    »Sie wird schon was kochen können. Wie hätte sie sonst so viele Jahre in Thessaloniki überstanden?«
    »Ich will dir sagen, wie. Mit Ketchup-Nudeln, Rührei und Pommes frites. Hast du jemals von deiner Tochter zubereitete Pommes frites gegessen?«
    »Nein.«
    »Sei froh. Normalerweise werden die so dick wie Weihnachtskugeln, weil sie die Kartoffelscheiben in ihrer Hektik ins Öl wirft, bevor es richtig heiß ist.«
    »Sie hat noch Zeit. Sie wird es schon lernen, wenn sie mit der Doktorarbeit fertig ist.«
    Sie schüttelt den Kopf, als zweifele sie daran. Sie betrachtet es als persönliches Versagen, daß Katerina so gar kein Interesse fürs Kochen zeigt.
    Glücklicherweise erlöst uns das Klingeln des Telefons von diesem unerfreulichen Thema. Ich nehme ab und habe Gikas in der Leitung.
    »Können Sie herkommen? Oder sind Sie beschäftigt?« fragt er.
    »Wohin?«
    »In mein Büro.« Er merkt, daß mir die Spucke wegbleibt, und fährt fort: »Sie fahren mit dem Fahrstuhl direkt zu mir hoch. Es spielt keine Rolle, ob Janoutsos, Ihre Assistenten oder irgend jemand anderer Sie sieht. Ich erkläre es Ihnen gleich.«
    Zum ersten Mal seit meiner Schußverletzung unternehme ich mit dem Mirafiori die Fahrt von der Aristokleous-Straße ins Polizeipräsidium, und eine leichte Rührung überkommt mich. Die Bullenhitze lastet schwer über der Stadt. Ein riesiges Werbeplakat an der Einmündung der Soutsou-Straße in den Alexandras-Boulevard erläutert mir, daß ich im Falle eines Autokaufs die Klimaanlage gratis dazubekäme. Der Wagen stünde mir gut zu Gesicht, und ich beginne darüber nachzudenken, bis die Ampel auf Grün springt und ich nach links in den Alexandras-Boulevard einbiege. Doch in meinem Inneren weiß ich, diese Treulosigkeit kommt nur von der Hitzewelle. Sowie sie vorüber ist, werde ich meinen geistigen Seitensprung vergessen und zu meinem Mirafiori zurückkehren.
    Wenn man so viele Jahre zum Büro seines Vorgesetzten hochfährt und dabei im Vorzimmer stets auf Koula trifft, stößt es einem übel auf, plötzlich einen uniformierten Hünen an ihrem Platz zu sehen. Noch übler stößt es einem beim Anblick von Koulas Schreibtisch auf. Der Papierwust hat die ganze Schreibtischoberfläche überwuchert und läßt nur mehr ein Quadrat vor dem Stuhl frei, etwa von der Größe einer Tortenschachtel. Innerhalb dieses Quadrats hat der Hüne eine Autozeitschrift aufgeschlagen und blättert sie mit angefeuchtetem Finger durch.
    Ich nenne ihm meinen Namen, um mir sein formelles Einverständnis zu holen, doch er ist in das neueste Modell von Datsun vertieft und schenkt mir keine Beachtung.
    Die Klimaanlage in Gikas’ Büro läuft auf Hochtouren, und beim Eintreten überläuft mich ein leichtes Frösteln. Er hebt den Blick von den Polizeinachrichten , die er gerade durchblättert.
    »Da sind Sie ja. Setzen Sie sich.« Und er deutet auf meinen Stammplatz, den sich bei unserer letzten Unterredung Janoutsos unter den Nagel gerissen hatte.
    »Fangen Sie an, oder soll ich zuerst loslegen?«
    »Wieso? Haben Sie etwas herausgefunden?« fragt er, und seine Augen glitzern hoffnungsfroh.
    »Hab ich, aber ich weiß nicht, ob es unmittelbar mit Favieros’ Selbstmord zu tun hat.«
    Ich fange mit Favieros’ Biographie an, dann gehe ich zum Offshore-Unternehmen über und schließlich zu den Maklerbüros und zu der Betrügerei, in die sie verwickelt sind. Er hört mir aufmerksam zu und schüttelt, als ich geendet habe, schicksalsergeben den Kopf.
    »Diese Geschichte wird uns noch ganz schön zu schaffen machen. Sie werden noch an meine Worte denken.«
    »Weswegen?«
    »Wegen all der Dinge, die in den Zeitungen stehen und die auch Sie mir teilweise bestätigen. Alle haben Angst, daß irgendein Skandal dahintersteckt, aber keiner kriegt heraus, um was für einen Skandal es sich dabei handelt. Die Regierung reagiert panisch und sucht verzweifelt nach einem Ausweg. Heute morgen hat mich der Ministerialdirektor angerufen und gebeten, ihm einen vertrauenswürdigen Polizeioffizier zu empfehlen, der eine informelle Untersuchung durchführt und die Geschichte irgendwie wieder unter Kontrolle bringt.«
    Das gute Vorgefühl, das mich seit Gikas’ Anruf ergriffen hat, war also berechtigt. Ich sehe schon vor mir, wie ich wieder in mein Büro trete und Janoutsos gerade seinen Ranzen schnürt und auf Nimmerwiedersehen verschwindet.
    Gikas ergreift einen Zettel von seinem Schreibtisch

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