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Live Fast, Play Dirty, Get Naked

Titel: Live Fast, Play Dirty, Get Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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überlegt.«
    »Was hast du überlegt?«
    »Wieso du so scheiße aussiehst.«
    »Tja, wenn du einfach mal zuhören würdest –«
    »Ich meine, verdammt, Lili … schau dich doch mal an. In welchem Zustand du bist. Du siehst aus wie ein beschissenerPenner.« Er schüttelte angewidert den Kopf. »Nicht dass das jetzt noch was ausmacht –«
    »Willst du überhaupt wissen, was mit mir passiert ist?«, fragte ich und verlor langsam die Geduld.
    Er schnupperte. »Wo hast du die Sachen her?«
    »Was?«
    »Du hast mich schon verstanden.«
    »Ist das wichtig ?«
    »Du hast was anderes angehabt, als du von hier weg bist.«
    »Ich weiß.«
    »Gehören die ihm?«
    »Wem?«
    »Billy …« Er starrte mich an. »Sehen wie Billys Klamotten aus.«
    Ich zog die Augenbrauen zusammen. »Natürlich nicht … wieso sollte ich Williams Sachen anhaben?«
    »Sag du’s mir.«
    »Das sind nicht Williams Sachen«, sagte ich gereizt und verwirrt. »Chief hat mir die Jacke und die Kappe geliehen … kannst ihn ja fragen, wenn du willst. Und das T-Shirt und die Jeans –«
    »Ich hab das T-Shirt schon mal gesehen.«
    »Wo?«
    »An Billy.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das ist Nancys T-Shirt, nicht Williams. Hör zu, ich war klatschnass, als ich hinkam –«
    »Scheiße, verdammt, wer ist Nancy?«
    »Sie ist Williams …« Ich seufzte wieder. »Na ja, ist ein bisschen kompliziert, so was Ähnliches wie seine Stiefmutter …«
    »So was Ähnliches wie seine Stiefmutter?«
    »Ja.«
    »Und die war also da, diese Nancy? Die war in der Wohnung?«
    »Ja.«
    »Klar«, sagte er und grinste mich höhnisch an. »Natürlich war sie da.«
    »Glaubst du, ich lüge?«
    »Ich weiß , dass du lügst.«
    »Was?«
    »Liegt doch alles ziemlich auf der Hand, Lili … Ich meine, du warst die letzten zweieinhalb Stunden in Billys Wohnung und jetzt kommst du her und hast seine Klamotten an …? Ist nicht so schwer, sich auszumalen, was ihr gemacht habt.«
    Ich starrte ihn an, vollkommen sprachlos.
    Er sagte: »Ich hoffe nur für dich, es hat sich gelohnt.«
    »Es reicht, Curtis.«
    Er lächelte mich grausam an. »War er besser als ich?«
    »Hör auf.«
    »Hat’s Spaß gemacht?«
    Ich schlug ihm ins Gesicht.
    Er rührte sich nicht mal. Er sah mich nur einen Augenblick an, sein Blick kalt und leer, dann hob er die Hand und stürzte sich auf mich. Instinktiv machte ich einen Schritt zurück, drehte den Kopf zur Seite, schloss die Augen und versteifte mich in Erwartung des Schlags … doch er kam nicht. Ich wartete, dann öffnete ich vorsichtig die Augen. Curtis stand vor mir, mit erhobenem Arm, die Hand nur Zentimeter von meinem Gesicht entfernt. Mit einem höhnischen Lächeln schob er sein Gesicht dicht an meines, starrte mir in die Augen und tätschelte mir verächtlich die Wange.
    »Also weißt du, nimm’s mir nicht übel …«
    »Verpiss dich, Curtis.«
    Er grinste. »Ja, klar …«
    Und dann drehte er mir den Rücken zu und verschwand.
    In meinem Kopf herrschte nur noch Chaos, während ich durch den Flur zurücklief. Ich wusste nicht, was ich fühlte. Ich wusste nicht, was gerade passiert war. Ich wusste nicht, was ich tat oder wo ich hinwollte …
    Ich ging nur …
    Ich war so müde.
    So alles auf einmal.
    Ich war nichts.
    Nach einer Weile fand ich mich im Zuschauerraum wieder. The Clash standen auf der Bühne, spielten dröhnend ihre Songs, klangen richtig gut und kamen auch sonst gut rüber. Das Publikum spielte verrückt. Ich stand einen Moment lang hinten am Eingang, schaute mich um, hörte die Musik, beobachtete die Band, beobachtete die Menge …
    Alle bekannten Gesichter waren da. Jordan, McLaren, Vivienne Westwood … Siouxsie Sioux mit nacktem Busen. Steve Jones, Bernie Rhodes … die Punks aus Bromley, Charlie Brown …
    Blitzlichter zuckten …
    Der ganze Raum rockte …
    Das hier war es.
    Das war der Traum.
    Das war es, was zählte.
    Es war nichts.
    Und ich verließ den Zuschauerraum und trat hinaus in die vom Gewitter gebeutelte Nacht. Mein einziger Gedanke war William.

27
    Am nächsten Tag schlief ich bis mittags. Als ich aufwachte, schien die Sonne – das blasse Augustlicht schimmerte durch die Vorhänge – und ich hörte Mum und Laura unten in der Küche werkeln, reden, lachen und Kaffee kochen … und für einen Augenblick schien alles völlig normal.
    Es war ein schöner, sonniger Tag.
    Mum und Laura waren in der Küche.
    Und ich faulenzte im Bett …
    Doch dann brach die Illusion zusammen und die Ereignisse der letzten Nacht stürzten

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