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Live Fast, Play Dirty, Get Naked

Titel: Live Fast, Play Dirty, Get Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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ich hatte ein paarmal mit ihr gesprochen und sie schien ganz in Ordnung. Sie entwarf ihre eigene Kleidung und verkaufte sie auf dem Kensington Market.
    »Alles okay?«, fragte ich.
    »Ja …«, sagte sie mit einem Lächeln.
    Aber es wirkte nicht so, als ob alles okay wär. Sie schien nervös, zögernd, als ob sie nicht wüsste, was sie sagen sollte. Was ungewöhnlich für Sinead war.
    »Weißt du, ob Curtis in seinem Zimmer ist?«, fragte ich.
    Ihr Blick flog kurz nach oben. »Ähh … hm, ich … ich bin mir nicht …«
    »Schon gut«, sagte ich und lief weiter die Treppe hoch. »Bis später.«
    »Äh … ja …«, hörte ich sie vor sich hin murmeln. »Ja, bis dann …«
    Curtis’ Zimmer war das erste rechts auf der nächsten Etage. Ich konnte nichts hören, als ich darauf zuging, doch das war nicht ungewöhnlich. Curtis machte nicht ständig Lärm, oft saß er stundenlang still in seinem Zimmer, las oder schrieb oder dachte manchmal auch einfach nur nach. Und natürlich schlief er auch häufig tagsüber, vor allem wenn er die ganze Nacht über auf gewesen war.
    Deshalb registrierte ich die Stille gar nicht richtig.
    Und ich kam auch nicht auf die Idee anzuklopfen, bevor ich eintrat. Ich klopfte nie bei ihm an, sondern machte einfach die Tür auf und ging rein …
    Wieso auch nicht?
    Ich wohnte ja praktisch dort. Es war unser Zimmer. Ich meine, wer klopft denn an seine eigene Tür, ehe er reingeht?
    Deshalb … nein, ich klopfte nicht an und ich rief auch nicht seinen Namen, ich erlaubte mir nicht mal, stehen zu bleiben und noch mal nachzudenken, denn ich wusste, wenn ich das tat, würde ich anfangen zu überlegen, was ich sagen sollte und wie … und das hätte mich nur noch mehr durcheinandergebracht. Öffne einfach die Tür , sagte ich mir, und schau, was passiert.
    Und genau das tat ich.
    Im Zimmer war es dunkel, die Vorhänge waren geschlossen, es dauerte einen Moment, bis sich meine Augen an das Dunkel gewöhnt hatten. Und als sie es taten und ich auf das Bett schaute, dauerte es noch einmal einen Moment, bis ich wirklich begriff, was ich da sah.
    Ich wusste, dass es real war.
    Denn ich sah es ja vor mir … ich sah sie vor mir, direkt vor meinen Augen.
    Curtis und Charlie Brown. Schlafend, zusammen auf dem Bett.
    Nackt.
    Es war deutlich, dass sie beide total fertig waren. Überall standen leere Flaschen rum, die Aschenbecher quollen über von ausgedrückten Joints … Kleider waren im Zimmer verstreut, das Bettzeug lag auf dem Boden … und als Curtis schließlich die Augen halb öffnete und zu mir hochsah, war er noch so weggetreten, dass er mich zuerst gar nicht erkannte. Er lag bloß da und blinzelte mich durch die Dunkelheit des Zimmers mit einem verschwommenen Blick aus blutunterlaufenen Augen an.
    »Hu …?«, murmelte er und rieb sich die Augen. »Was ist …?«
    Ich warf einen Blick auf Charlie Brown. Auch sie wachte jetzt auf und mühte sich ab, hochzukommen und die Augen zu öffnen, doch als sie mich dastehen sah, wusste sie sofort, wer ich war – und es schien sie kein bisschen zu stören.
    »Ups«, sagte sie, hielt sich die Hand vor den Mund und unterdrückte ein Grinsen.
    »Lili …?«, hörte ich Curtis nuscheln.
    Ich schaute ihn nur einen Moment an, gerade lang genug, um zu sehen, dass er noch immer nicht wusste, was los war, dann drehte ich mich um und ging.
    Er kam nicht hinter mir her. Er rief nicht mal nach mir, als ich die Treppe hinunterrannte und mir die Tränen schon übers Gesicht strömten.
    Oder vielleicht doch?
    Wer weiß?
    Ich hörte nur den Sturm in meinem Kopf, die aufbrechende Leere, die Wut, die Übelkeit … das Pochen meines dämlichen Herzens. Und während ich, blind vor Tränen, die Treppe hinuntertaumelte, spürte ich, wie mich die Wände des Hauses umzingelten, mir die Luft aus der Lunge quetschten … und ich wusste, ich musste raus. Meine Brust wurde immer enger … ich bekam keine Luft … ich konnte nichts sehen …
    Lauf einfach weiter …
    Renn weiter …
    Schau dich nicht um …
    Als ich die letzten Stufen hinunterpolterte und durch den Flur auf die Haustür zustürzte, sah ich mich plötzlich mit flüchtigem Blick an einem staubigen alten Spiegel vorbeilaufen, der an der Wand lehnte, und für einen Moment – einen ganz kurzen Moment – sah ich das Bild eines Mädchens, das vor sich selbst weglief. Es rannte nicht vor Curtis weg oder vor Charlie Brown … es rannte vor sich selbst weg. Und ich wusste – mit absoluter Sicherheit –, dass es das Mädchen im

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