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Live Fast, Play Dirty, Get Naked

Titel: Live Fast, Play Dirty, Get Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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mit dem Gesicht nach unten in einer Pfütze. Ich rang nach Atem, mir wurde schlecht.
    Und die Öltonne – die, wie ich schnell merkte, meinen Sturz abgefangen hatte – trudelte jetzt über den Boden wie ein riesiger Kreisel, krachte scheppernd in den Zaun und machte so viel Lärm, dass selbst der Regen ihn nicht übertönte.
    Als ich mich, noch immer nach Atem ringend, wieder hochrappelte, war mir klar, dass die Männer in der Werkstatt den Lärm mitbekommen hatten. Ich hörte, wie die Tür an der Vorderfront aufflog, ich hörte laute Stimmen, die riefen: »Schnell! Hintenrum!« Und dann rennende Schritte …
    Ich überlegte nicht – es gab nichts zu überlegen –, ich schob die Öltonne aus dem Weg und lief los.
    Ich war eine ziemlich gute Läuferin damals. Nicht super schnell oder so, aber doch ganz schön flink – und was viel wichtiger war, ich hatte Ausdauer. Ich konnte lange durchhalten, ohne stehen zu bleiben, und das bei halbwegs gutem Tempo. Deshalb wusste ich, als ich in jener Nacht den Weg hinter den Bögen entlanglief und mich die Männer aus der Werkstatt verfolgten, dass sie mich, wenn ich nicht hinfiel oder in eine Sackgasse rannte, wahrscheinlich nicht erwischenwürden. Natürlich bedeutete das nicht, dass ich keine Angst hatte – ich war in heller Panik –, sondern nur, dass es Hoffnung gab. Lauf einfach weiter , trieb ich mich an. Lauf weiter, schau dich nicht um, fall nicht, pass auf, wo du hinläufst …
    Es war schwer zu sagen, wohin ich lief. Es gab keine Lichter, es regnete heftig, der Himmel war pechschwarz … das Einzige, was ich wirklich sah, war der Weg direkt vor mir, und selbst der war nur schwer zu erkennen bei all den Pfützen, Schlaglöchern und dem Abfall, der überall rumlag.
    Doch ich hielt den Kopf nach unten, hielt die Augen offen nach Hindernissen und lief …
    Schau dich nicht um …
    Fall nicht …
    Lauf weiter …
    Nach etwa hundert Metern hörte ich plötzlich einen scharfen Knall und einen panischen Moment lang dachte ich an einen Schuss, doch als das Echo durch den Himmel kollerte, merkte ich, dass es nur ein kurzer Donner gewesen war.
    Lauf weiter …
    Ich rannte langsamer und riskierte einen Blick nach vorn, um zu sehen, wohin mich der Weg führte. Die Brücke selbst schien kilometerlang weiterzulaufen – ein verschwommenes schwarzes Band, das sich leicht nach rechts schwang auf die hellen Lichter der fernen City zu –, aber ganz in der Nähe, ungefähr fünfzig Meter weiter vorn, bog der Weg nach links ab.
    Schau dich nicht um …
    Doch ich konnte nicht mehr widerstehen.
    Ich lief noch ein bisschen langsamer und schaute über die Schulter.
    Sie waren ungefähr dreißig Meter hinter mir, ein wirrer Haufen Gestalten, die durch die Dunkelheit rannten. Ich konnte nicht sehen, wie viele es waren – mindestens zwei, vielleicht drei, und es war auch zu dunkel, um zu erkennen, ob William dabei war –, aber ich wusste, dass sie nicht aufgeben würden. Sie liefen nicht mit Höchstgeschwindigkeit, sie wedelten nicht mit den Armen und brüllten mir nicht hinterher, sie rannten nur einfach … stetig, stumm, geduldig …
    Sie wollten mich zur Strecke bringen.
    Ich erhöhte mein Tempo …
    Lauf einfach …
    Ich lief.
    Als ich an die Stelle kam, wo der Weg nach links abknickte, musste ich ein bisschen das Tempo verlangsamen, doch nachdem ich die rechtwinklige Kurve geschafft hatte, beschleunigte ich wieder und rannte weiter den Weg entlang. Ich lief jetzt weg von der Brücke. Die Männer, die mich jagten, waren inzwischen schräg links von mir, rechts von mir waren Häuser. Der Weg führte an den hinteren Zäunen der Häuser vorbei, sodass hier deutlich weniger Müll lag, und er verlief etwas abschüssig, wodurch es leichter war, ein gutes Tempo zu halten.
    Lauf weiter …
    Ich war jetzt richtig im Tritt.
    Aus dem Augenwinkel sah ich, dass die Männer gerade die Kurve erreicht hatten, und ich war mir fast sicher, dass ich sie langsam hinter mir ließ. Ich musste nur weiterlaufen und eine Möglichkeit finden, den Weg zu verlassen und wieder auf eine Straße zu kommen. Straße bedeutete andere Menschen, andere Menschen bedeuteten Sicherheit … undStraße bedeutete auch Taxi. Ich musste ein Taxi finden … ich musste nach Islington …
    Zu Curtis …
    O Gott …
    Der Auftritt!
    Denk nicht mal dran …
    Ich versuchte auf die Uhr zu schauen.
    NICHT !
    Ich ließ die Hand wieder sinken.
    Lauf einfach weiter, renn weiter, such weiter …
    Weiter vorn in der Ferne entdeckte ich

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