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Live Fast, Play Dirty, Get Naked

Titel: Live Fast, Play Dirty, Get Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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ich dort sein.
    Und wenn sich der Anfang verschob, was oft der Fall war, gab es noch immer die Möglichkeit, dass das Ganze gut ausgehen würde. Auch wenn wir natürlich ohne William spielen müssten …
    Meine Gedanken flogen zurück zu der Szene in der Werkstatt – William am Tisch mit den drei Männern, wie sie redeten und lachten, tranken und rauchten … William mit einer Pistole in der Hand …
    Nein.
    Ich konnte nicht daran denken.
    Nicht jetzt.
    Ich konnte es einfach nicht …
    Das Screen on the Green war rappelvoll, als ich ankam, und obwohl ich den ganzen Weg rannte, brauchte ich trotzdem gut fünf Minuten, um in das Gebäude und zur Umkleide zu kommen. Ich hörte Musik aus dem Zuschauerraum dröhnen, doch es war keine Live-Band, die spielte, deshalb hoffte ich immer noch, der Auftritt hätte nicht angefangen.
    Alles wird gut , redete ich mir ein, als ich die Tür des Umkleideraums öffnete. Alles wird gut, alles wird gut …
    Aber nichts war gut.
    Stan und Jake saßen niedergeschlagen in der Ecke und beobachteten schweigend, wie vier junge Männer in dem Raum hin und her liefen und aufgeregt miteinander redeten – mit Manchester-Akzent, deshalb nahm ich an, dass es die Buzzcocks waren. Alle vier wirkten erhitzt und außer Atem … und ich wusste sofort, dass sie gerade aufgehört hatten zu spielen. Ich kannte den Anblick nur zu gut.
    Ich schaute hinüber zu Jake.
    Er starrte nur zurück.
    »Bin ich zu spät?«, fragte ich.
    Bevor ich antworten konnte, spürte ich, wie jemand von hinten meinen Arm packte, und noch bevor ich mich umdrehte und sah, dass es Curtis war, zerrte er mich hinaus auf den Flur. Ich wehrte mich, versuchte meinen Arm loszureißen, doch sein Griff war zu stramm.
    »He«, schrie ich auf. »Du tust mir –«
    »Verdammte Scheiße , wo hast du gesteckt?«, schrie er und stieß mich gegen die Wand.
    »Lass mich los .«
    »Weißt du überhaupt, was du getan hast?«
    »Lass mich los, Curtis«, sagte ich und sah ihm fest in die Augen.
    Einen Moment lang rührte er sich nicht, sondern starrte nur zurück – die Augen traten ihm fast aus dem Kopf, die Zähne waren zusammengebissen – und ich brauchte meine ganze Beherrschung, um ruhig zu bleiben, meinen Blick weiter auf ihn zu fixieren und nicht die Fassung zu verlieren.
    »Lass … los«, wiederholte ich, langsam und leise.
    »Verdammte Hölle , Lili«, fauchte er, warf seine Hände in die Luft und trat von mir zurück. »Ich glaub das einfach nicht …«
    »Was hast du?«, fragte ich.
    Er starrte mich an. »Was ich habe? Du fragst mich , was ich habe?«
    »Ich mein doch nur … können wir nicht noch spielen heute Nacht?«
    »O ja «, sagte er mit einem unschönen Lachen. »Na klar, überhaupt kein Problem. Ich geh einfach zu The Clash und sag ihnen, dass wir jetzt so weit sind. Wenn es euch nichts ausmacht, dann tragt doch bitte euer Equipment noch mal von der Bühne –«
    »Können wir nicht nach ihnen spielen?«
    »Nein«, sagte Curtis. »Können wir nicht.«
    »Wieso nicht?«
    Er sah mich an. »Willst du vielleicht zu Malcolm gehen und mit ihm reden? Willst du versuchen, ihm zu erklären, wieso wir nicht spielen konnten, als wir dran waren? Glaubst du wirklich, das interessiert ihn?«
    Ich seufzte. »Hör zu, Curtis, es tut mir leid –«
    »Es tut dir leid ?«
    »Ja …«
    »Hey, mach dir keine Gedanken«, sagte er sarkastisch. »Ich meine, ist ja nicht so, als ob der Auftritt wichtig für uns war. Er hätte ja bloß unser Leben verändert, oder? Deshalb … Scheiße, was soll’s?«
    »Ich hab dir gesagt , es tut mir leid.«
    »Dann los«, meinte er kalt und zündete sich eine Zigarette an. »Sag mir, was war. Sag mir, was dir so verdammt leidtut.«
    Ich zögerte, mit einem Mal unsicher, was ich sagen sollte. Wenn ich Curtis die Wahrheit erzählte, wenn ich ihm alles über William und die drei Männer erzählte und was ich durchgemacht hatte … na ja, für Curtis würde das wahrscheinlich sowieso nichts ändern, aber wenigstens würde ich die Wahrheit sagen. Andererseits, wenn ich ihm nicht die Wahrheit sagte …
    »Hast du ihn gefunden?«, fragte er.
    »Wie bitte?«
    »Scheiß Billy the Kid … ob du ihn gefunden hast.«
    »Nein … also nicht richtig .«
    »Was soll das heißen?«
    »Ich hab rausgefunden, wo er wohnt … ich meine, ich bin zu seiner Wohnung, aber er war nicht da.«
    »Echt?«, sagte Curtis und schaute an mir rauf und runter.
    Ich starrte ihn an. »Wieso guckst du mich so an?«
    »Nichts … ich hab nur was

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