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Live Fast, Play Dirty, Get Naked

Titel: Live Fast, Play Dirty, Get Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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sagte Nancy leise. »Nimm dir Zeit … atme ganz ruhig … so. Ganz ruhig …«
    Ich holte tief Luft, atmete langsam aus und sah Nancy an. »Wann hast du William zum letzten Mal gesehen?«
    »Ich weiß nicht … irgendwann heute Morgen, glaube ich. Gegen zwölf ist er gegangen.«
    »Hat er gesagt, wo er hinwollte?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Vorher ist er mal raus, weil er irgendwo anrufen wollte, danach war er noch eine Weilehier und dann ist er los.« Sie schaute jetzt immer besorgter. »Steckt er in Schwierigkeiten?«
    »Ich weiß nicht … ich glaube, er ist vielleicht …«
    »Was meinst du, Lili? Was ist los?«
    »Hast du heute Abend Nachrichten gesehen?«
    »Was für Nachrichten?« Sie sah mich schief an, dann plötzlich sackte ihr Gesicht zusammen. »Du meinst doch nicht etwa den Bombenanschlag.«
    Ich nickte.
    »Nein!«, schrie sie. »Nicht das … bitte sag mir, dass das nicht …«
    »Ich weiß noch nichts«, sagte ich schnell. »Das Einzige, was ich weiß –«
    »Was? Was weißt du? Ist William okay?«
    »Ich weiß es nicht …«
    Jetzt musste sie tief Luft holen. Sie schloss einen Moment lang die Augen, beruhigte sich, dann atmete sie langsam aus und sah mich an. »Erzähl«, sagte sie leise. »Erzähl mir alles.«
    Und ich erzählte ihr alles.
    »Gott, was hat er sich nur gedacht ?«, sagte sie, als ich fertig war. »Warum konnte er nicht …?« Sie seufzte und schüttelte den Kopf. »Ich hätte es wissen müssen … ich hätte es …«
    »Tut mir leid«, sagte ich, still vor mich hin weinend. »Ich hab versucht , ihn umzustimmen … aber er wollte einfach nicht hören. Und ich wusste nicht, verstehst du, ich wusste nicht, was ich tun sollte … ob ich jemandem was sagen sollte. Aber ich hatte ihm doch versprochen, dass ich nichts …« Ich sah Nancy an. »Es tut mir so leid …«
    »Schon gut, Schatz«, sagte sie sanft. »Ist nicht deine Schuld.«
    »Ich hätte es dir sagen sollen.«
    »Nein«, sagte sie. »Ein Versprechen ist ein Versprechen … es gab nichts, was du hättest tun können.«
    Ich schniefte und wischte mir Tränen aus dem Gesicht. »Glaubst du …? Ich meine, glaubst du, er ist –?«
    »Was ist los?«, sagte plötzlich eine Stimme und ich schaute hinüber und sah Little Joe in der Tür stehen.
    »Nicht jetzt, Joe«, sagte Nancy und lächelte ihn an. »Geh noch ein bisschen zurück in dein Zimmer, okay?«
    »Ist alles in Ordnung?«
    »Ja, alles okay. Wir … wir müssen nur eben was klären.« Sie lächelte wieder. »Na los, geh schon.« Sie wartete, bis er weg war und die Tür hinter sich schloss, dann drehte sie sich wieder zu mir um. »Hat William dir gesagt, wie die andern beiden Männer hießen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Hab ich ihn nie gefragt.«
    »Aber du hast sie alle drei gesehen … du weißt, wie sie aussahen?«
    Ich nickte und schaute sie an. »Woran denkst du?«
    Sie seufzte. »Weiß der Himmel … ich glaube, ich versuche es nur zu begreifen. Ich …« Sie schaute auf ihre Armbanduhr, dann stand sie auf und schaltete den Fernseher an. »Ich fürchte, die ITV-Nachrichten haben wir gerade verpasst, aber vielleicht kommt was auf BBC2.« Sie stand eine Weile vor dem Fernseher und sah zu, wie ein Abgeordneter aus dem Unterhaus Fragen zu den Lebensmittelpreisen beantwortete, dann endete das Interview und das Programm ging mit einem Bericht über die Concorde weiter … Nancy drehte den Ton leise. »Vielleicht haben sie’s schon gebracht«, sagte sie. »Ich mach mal das Radio an.« Sie ging in die Küche und kam mit einem Kofferradio zurück. Dann schaltete sie es anund suchte einen Lokalsender, hörte eine Weile zu, drehte schließlich auch da den Ton leise, stellte das Radio auf ein Tischchen seitlich vom Sofa und setzte sich neben mich.
    »Was machen wir denn jetzt?«, fragte ich.
    »Keine Ahnung …«
    »Sollen wir nicht zur Polizei?«
    »Wenn es wirklich eine IRA-Aktion ist, und so sieht es ja aus … dann können wir nicht zur Polizei.«
    »Wieso nicht?«
    »Weil …« Sie seufzte schwer. »Also, erstens: Egal was sie bis jetzt rausgefunden haben, was vermutlich nicht viel ist – uns werden sie bestimmt nichts sagen. Sie werden weder etwas bestätigen noch verneinen. Und zweitens: Wenn wir zur Polizei gehen und sagen, wir glauben, dass William vielleicht in der Werkstatt war, gibt es für sie nur eins – sie reichen uns an den Staatsschutz oder den MI5 weiter. Denn das sind die, die den Fall untersuchen, und es ist sehr wahrscheinlich, dass die uns einkassieren

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