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Live Fast, Play Dirty, Get Naked

Titel: Live Fast, Play Dirty, Get Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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möglich nach Hampstead zurückmüsse, weil meine Mutter offenbar eine Art Zusammenbruch hatte.
    »Was meinst du damit?«, fragte er. »Was denn für einen Zusammenbruch?«
    »Ich weiß nicht genau«, sagte ich, während ich schnell meinen ganzen Krempel zusammensuchte. »Laura, eine Freundin von ihr, war am Telefon. Sie ist übers Wochenendezu Besuch und die beiden wollten eigentlich heute Abend ausgehen. Aber dann hat sich meine Mum anscheinend auf einmal ganz merkwürdig verhalten … als wäre jemand hinter ihr her –«
    »Hinter ihr her ?«
    »Hat Laura gesagt. Mum scheint zu glauben, dass jemand sie holen will.«
    »Wer denn?«
    »Hat sie nicht gesagt … sie ist nur plötzlich durchgedreht, hat die Kontrolle verloren und sich im Badezimmer eingeschlossen. Seither kommt sie nicht mehr raus. Laura hat gesagt, Mum hat Angst … sie weint und schreit –«
    »Wahrscheinlich ist sie nur stoned.«
    Ich sah ihn an. »Was?«
    Er zuckte die Schultern. »Kann bei Cannabis manchmal vorkommen, dass du dich total paranoid fühlst.«
    »Ja, vielleicht … wie auch immer, ich muss jedenfalls los.«
    »Kommst du heute Nacht noch zurück?«
    »Keine Ahnung, Curtis«, sagte ich ungeduldig und ging zur Tür. »Wahrscheinlich nicht, okay?«
    »Was ist mit morgen?«
    »Ruf mich an«, sagte ich im Hinausgehen. »Ich sag dir Bescheid.«
    Bis ich zu Hause ankam, hatte Laura schon Mums Hausarzt angerufen, der auch bereits da war und ihr etwas gegeben hatte, »um sie zu beruhigen«. Dr. Samaros – oder Doc Sam, wie er sich gern nennen ließ – hatte eine Privatpraxis mit einer sehr ausgewählten Klientel und Mum war schon jahrelang bei ihm. Ich persönlich mochte ihn nicht besonders und traute ihm nie so ganz – zum Teil, weil er selbst schrecklich ungesundwirkte und ich fand, wenn er noch nicht mal schaffte, auf sich persönlich aufzupassen, konnte er ja wohl kaum andere Menschen heilen. Doch der Hauptgrund, weshalb ich Dr. Samaros nicht mochte und ihm misstraute, war, dass er Mum immer nur Pillen verschrieb. Egal, worunter sie angeblich gerade litt, seine Antwort war stets die gleiche: Nimm diese Tabletten. Weiß der Himmel, was er ihr in all den Jahren schon verabreicht hatte – Aufputschmittel, Beruhigungsmittel, Schlankheitspillen, Schmerztabletten … Pillenschachteln, Pillenfläschchen, ganze Kartons voller Pillen – er teilte sie aus wie Bonbons. Und Mum, wie sie nun einmal war, fragte nie nach. Sie war heilfroh über alles, was er ihr gab.
    Ihr Medizinfach hatte die Größe eines kleinen Kleiderschranks.
    Als ich an diesem Abend nach Hause kam, wollte Dr. Samaros gerade gehen.
    »Sie schläft jetzt«, erklärte er mir, während er seine Tasche zuklappte. »Ich habe ihr ein leichtes Neuroleptikum gegeben und etwas, das sie zur Ruhe kommen lässt. Den Rest der Nacht sollte sie jetzt eigentlich stabil sein.«
    »Ein Neuroleptikum?«, fragte ich etwas alarmiert.
    Er lächelte. »Keine Sorge, Lili, ist nur eine Vorsichtsmaßnahme. Deine Mutter ist wahrscheinlich ein bisschen überlastet, nichts weiter … du weißt doch, wie sie dann wird.«
    »Ja, aber –«
    »Wenn sie die Nacht gut schläft, ist sie morgen wieder in Ordnung, mach dir keine Sorgen.«
    »Ich mach mir aber Sorgen.«
    Er lächelte wieder und wuschelte mir durch die Haare wie einem sechsjährigen Kind. »Ich ruf morgen früh wieder an, okay?«
    Und mit diesen Worten verschwand er.
    Ich umarmte Laura kurz und dankte ihr, dass sie den Arzt angerufen hatte, dann ging ich nach oben in Mums Schlafzimmer, um zu schauen, wie es ihr ging. Alle Lampen waren ausgeschaltet, sie lag zusammengerollt im Bett, die Knie fest an die Brust gedrückt und die Hände über dem Kopf verschränkt.
    »Mum?«, fragte ich leise und setzte mich neben sie aufs Bett. »Mum …?«
    Sie schlief ganz fest.
    Ich legte meine Hand auf ihre Schulter und flüsterte wieder, doch sie zeigte keine Reaktion. Nichts, keine Bewegung, keinen Laut … Sie schlief nicht einfach nur fest, sie war so gut wie bewusstlos. Auf ihrem Nachttisch stand ein offenes Pillenfläschchen. Ich nahm es in die Hand und versuchte das Etikett zu lesen, doch die Schrift war nicht zu entziffern. Ich seufzte, schraubte den Deckel wieder drauf, ließ das Fläschchen in meine Tasche gleiten und ging nach unten.
    Laura erzählte mir ein bisschen mehr über das, was passiert war. Sie hatten sich zum Ausgehen fertig gemacht, sagte sie, und sich gegenseitig beraten, was sie anziehen sollten. Alles schien in Ordnung zu sein.
    »Wir

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