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Live Fast, Play Dirty, Get Naked

Titel: Live Fast, Play Dirty, Get Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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–«
    »Ja? Und was war das? Was war das so Lebenswichtiges, das du unbedingt erledigen musstest?«
    »Das ist meine Sache.«
    Curtis schüttelte den Kopf. »Wir haben hier zwei Stunden gesessen und auf dich gewartet, Mann. Das Mindeste, was du uns schuldest, ist eine Erklärung.«
    »Ich schulde euch gar nichts.«
    »Nein?«
    William starrte ihn nur eine Weile an und ich sah in seinen übernächtigten Augen, dass es ihm reichte. Ich glaube nicht, dass er sich sonderlich ärgerte über Curtis, und ganz sicher war er nicht wütend auf ihn, es reichte ihm nur einfach. Und während ich abwartend zusah, rechnete ich voll damit, dass sich William gleich umdrehen und gehen würde. Ich wusste, genau das würde er tun … ich wusste es einfach. Und ich spürte schon die Leere in meinem Herzen.
    Doch ich irrte mich.
    Er ging nicht.
    Stattdessen schaute er einen Moment zu Boden, seufzte leise, sah danach wieder Curtis an und sagte: »Willst du, dass ich gehe?«
    »Was?«, fragte Curtis.
    »Wenn du willst, dass ich gehe, dann sag’s mir. Und du siehst mich nie wieder.«
    Curtis schaute irritiert. »Was soll das?«
    William seufzte wieder und nahm seinen Gitarrenkoffer. »Was willst du von mir?«
    »Bleib«, hörte ich mich plötzlich sagen.
    Curtis schaute mich an, einen Augenblick lang schockiert, dann wütend, dann verwirrt … und für eine Sekunde sah ich auch eine Verbitterung aufblitzen und etwas Kaltes, Berechnendes … doch es war alles so verworren, so chaotisch und kurz, dass Curtis schon längst wieder wegsah und Williamziemlich aufrichtig anlächelte, bevor ich das Ganze richtig begriff.
    »Hey, komm schon, Billy«, sagte er locker. »Entspann dich. Verdammt. Ich war nur … du weißt schon … wie du gesagt hast, ich war einfach angepisst, das ist alles. Keine große Sache … okay?«
    William sah ihn einen Moment an und ließ ihn warten, dann – ohne jeden Ausdruck im Gesicht – nickte er einfach.
    »Okay«, sagte Curtis und versuchte mit aller Macht, fröhlich zu klingen, was ihm jedoch nicht so richtig gelang. »Dann lass uns weitermachen. Ich will wissen, ob wir die neuen Songs bis Freitag hinkriegen …«
    Seit der nächtlichen Party, auf der mir William alles über sein Leben erzählte, hatten wir wenig Gelegenheit gehabt, miteinander zu sprechen. Jedenfalls nicht allein. William suchte nicht oft den Kontakt mit uns. Manchmal blieb er zwar nach einem Gig oder einer Probe noch da und trank ein paar Bier mit uns, aber meistens packte er, wenn der Auftritt oder die Probe vorbei war, seine Gitarre ein und verschwand. Und selbst wenn er noch mit uns abhing, war ich immer mit Curtis zusammen, sodass wir wirklich nur sehr selten allein waren. Nichtsdestotrotz verschwand die Nähe, die in jener Nacht zwischen uns entstanden war, nie richtig aus meinem Kopf oder Herzen und ich musste gar nicht mit William allein sein, um zu wissen, dass es ihm genauso ging. Die Nähe zwischen uns, eine Art unschuldige Zärtlichkeit, sie war immer da … in jedem Blick, jedem flüchtigen Lächeln, jedem wissenden Schweigen.
    Es war ein gutes Gefühl.
    Aber nicht in Ordnung.
    Wie eine Reinheit, die mit Sünde befleckt ist.
    Als wir an jenem Abend bei der Probe eine Pause einlegten, wartete ich, bis Curtis auf dem Klo war, dann ging ich hinüber und sprach mit William.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte ich ihn.
    »Ja …«
    »Tut mir leid wegen Curtis …«
    »Kein Problem«, sagte er und lächelte mich an. »Danke, dass du für mich eingetreten bist.«
    Ich zuckte die Schultern. »Curtis hätte dich sowieso nie gehen lassen.«
    »Meinst du?«
    Ich lächelte. »Du bist doch sein Held.«
    »Ja, richtig«, sagte er lachend. »Billy, das Wunderkind …«
    Ich warf einen Blick durch das Lagerhaus, um zu sehen, ob Curtis schon zurückkam. Er war noch nicht da. Ich drehte mich wieder zu William um und senkte die Stimme. »Ist alles in Ordnung? Du weißt schon, mit Nancy und so …?«
    »Ja, alles okay.«
    »Und gestern Abend …? Ich meine, hatte das irgendwas mit dem Ganzen –?«
    »Nein.« Er sah mich an. »Nein … war nur …«
    »Etwas, was du erledigen musstest?«
    »Genau.«
    In der Nacht war es so stickig heiß und schwül, dass man überhaupt nicht schlafen konnte. Nach der Probe war William sofort verschwunden und ich noch mit Curtis, Stan und Chief in den Pub gegangen. Wir hatten es bis zur Sperrstunde ausgehalten, dann waren Curtis und ich in das besetzte Hauszurückgekehrt und saßen eine Weile einfach nur im Zimmer –

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