Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Live Fast, Play Dirty, Get Naked

Titel: Live Fast, Play Dirty, Get Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
Vom Netzwerk:
hatten Spaß«, versicherte sie mir. »Du weißt schon, wir haben gelacht und uns aufs Weggehen gefreut. Aber dann, ganz plötzlich, ist die Stimmung deiner Mum irgendwie gekippt. Sie ging ins Bad und ich hab mich weiter angezogen, doch als sie zurückkam, fing sie an zu schreien und zu toben …« Laura schüttelte den Kopf. »Es schien, als ob sie auf einmal ein anderer Mensch wäre.«
    »Worüber hat sie so geschrien und getobt?«
    »Sie sagte immer wieder, dass unten jemand wäre, ein Mann … sie könnte ihn herumlaufen hören. Sie hat behauptet zu wissen, wer der Mann ist. Er wäre schon seit Wochen hinter ihr her, aber seinen Namen konnte sie mir nicht sagen. Und als ich sie gefragt habe, warum der Mann denn hinter ihr her ist, meinte sie, er will sie töten.«
    »Und hast du irgendwas gehört?«
    »Nein«, sagte Laura und schüttelte den Kopf. »Da war niemand. Ich bin runtergegangen und hab nachgeschaut. Als ich wieder nach oben kam, hatte sich deine Mum im Bad eingeschlossen. Sie war außer sich vor Angst.«
    »Hatte sie vorher irgendwas genommen? Du weißt schon, irgendwelche Drogen, Pillen?«
    »Wir haben ein paar Gläser Wein getrunken …«
    »Sonst nichts?«
    »Nicht dass ich wüsste …«
    Plötzlich schaute sie weg und ich war mir ganz sicher, dass sie log. Ich wusste, wie das ablief, wenn Mum und sie zusammen loszogen – ein paar Linien Koks, um sich in Stimmung zu bringen, eine Flasche Wein, ein paar Joints …
    Und vielleicht hatte Curtis ja recht, vielleicht hatte Mum wirklich schlecht auf das Dope oder Kokain oder was auch immer reagiert … vielleicht steckte mehr gar nicht dahinter. Sie verlor nicht den Verstand, sie hatte bloß einen miesen Trip …
    Ich hoffte, dass es so war.
    Aber ich wusste es besser.
    »Hat sie das schon mal gehabt?«, fragte Laura.
    »Nein …«, sagte ich verhalten. »Ich meine, nicht das … aber … na ja, du weißt schon …«
    Laura nickte. »Sie hat viel durchgemacht.«
    »Ja …«
    Wir saßen die nächsten paar Stunden da und redeten … hauptsächlich über Mum. Laura erzählte mir jede Menge Geschichten über »die alten Zeiten«, sie lachte und scherzte über die vielen verrückten Sachen, die sie gemacht hatten, bevor Mum heiratete. Die meisten Geschichten kannte ich schon, aber es störte mich nicht, sie noch mal zu hören. Es war schön, mir vorzustellen, dass Mum glücklich gewesen war. Später fragte Laura mich, wie es mir ginge – mit Schule, Freund, Band –, und es gelang mir, die Themen Schule und Curtis zu vermeiden, indem ich mich ganz auf Naked konzentrierte. Auf die äußeren Fakten … die Musik, die Punkszene, die Auftritte …«
    »Habt ihr schon an Orten gespielt, die ich kenne?«, fragte sie.
    Ich nannte ein paar, aber sie sagten ihr alle nichts.
    »Was ist mit dem Screen on the Green?«, fragte ich. »Kennst du das?«
    Sie nickte. »Das ist doch ein Kino, stimmt’s? In Islington.«
    »Ja, da spielen wir morgen Abend zusammen mit den Sex Pistols und ein paar anderen Bands …«, fing ich an zu erzählen, doch dann erinnerte ich mich an Mum. »Also, wir sollen da morgen Abend spielen, aber wenn es Mum nicht besser geht …«
    »Ich bin sicher, sie ist morgen wieder in Ordnung«, sagte Laura. »Und ich bleib sowieso da – mindestens bis Montag. Das heißt, du musst dir keine Sorgen machen …« Sie lächelte. »Ich babysitte für dich.«
    Bevor ich ins Bett ging, schaute ich noch mal zu Mum rein, doch sie war noch immer vollkommen weggetreten. Ichdeckte sie zu und zog das Bettzeug zurecht, holte ihr noch ein Glas Wasser, falls sie in der Nacht aufwachte, und ging dann selbst schlafen.
    Als ich ihr am nächsten Morgen eine Tasse Kaffee brachte, war Mum schon wach und aufgestanden. Sie war noch nicht angezogen oder so, sondern saß noch im Nachthemd in einem Korbstuhl am Fenster, las in einem Buch und rauchte eine Zigarette.
    »Hallo, Schatz«, sagte sie, überrascht, mich zu sehen. »Was machst du denn hier?«
    »Ich bin gestern Abend vorbeigekommen«, erklärte ich ihr, während ich den Kaffee auf dem Fensterbrett abstellte. »Wie fühlst du dich, Mum?«
    »Gut«, sagte sie. »Mir geht’s gut … Stimmt was nicht? Du hattest doch nicht etwa Streit mit Curtis, oder?«
    »Nein … wieso?«
    Sie lächelte. »Na ja, normalerweise kommst du samstagabends nicht nach Hause …«
    »Ich hab mir Sorgen um dich gemacht.«
    Sie runzelte die Stirn. »Wieso das?«
    »Na ja, gestern Abend … weißt du …«
    Sie schüttelte ratlos den Kopf. »Was ist

Weitere Kostenlose Bücher